Politik

Britische Presse ist nach dem EU-Gipfel wütend und enttäuscht: Macron und Tusk sind „dreckige Ratten“

21.09.2018, Großbritannien, London: Die Titelseitem britischer Zeitungen vom 21.09.2018. Foto: Silvia Kuslido/dpa

Der EU-Gipfel in Salzburg war für Großbritannien ein Reinfall – das sehen zumindest die Zeitungen des Landes so. Einige von ihnen lassen ihrer Wut und Enttäuschung freien Lauf und attackieren heftig die EU.

„Schmalspur-Ganster“, „dreckige Ratten“: Mit Beschimpfungen europäischer Politiker und scharfer Kritik haben britische Zeitungen auf die Brexit-Beratungen beim EU-Gipfel in Salzburg reagiert. Die Boulevardzeitung „The Sun“ druckte am Freitag eine Fotomontage von zwei bewaffneten Gangstern, die den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Ratschef Tusk zeigen sollten.

Darüber stand in fast sechs Zentimeter großen Buchstaben: „Dreckige Ratten der EU“ und dann – deutlich kleiner – „Euro-Gangster überfallen May aus dem Hinterhalt“.

May erlebt Debakel in Salzburg

Viele britische Medien sind in Aufmachung und Wortwahl nicht gerade zimperlich – doch die Titelseiten waren dieses Mal doch ungewöhnlich barsch.

20.09.2018, Österreich, Salzburg: Emmanuel Macron (l), Präsident von Frankreich, und Theresa May, Premierministerin von Großbritannien, unterhalten sich während des informellen EU-Gipfels. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa

„Wir können es gar nicht abwarten, die Schmalspur-Gangster, die die Europäische Union führen, abzuschütteln“, schrieb die „Sun“. Premierministerin Theresa May, die an ihren Brexit-Plänen festhielt, habe mit ihrer klaren Position in Salzburg alles richtig gemacht.

Doch May fühlte sich auf dem informellen Gipfel in Salzburg sichtbar unwohl. Als sie vor das Mikrofon trat, schwitzte sie, wirkte verkniffen und die Gesichtsmuskel zuckten. Normalerweise wirkt May eher beherrscht, fast roboterhaft. Einige britische Zeitungen werteten ihr Auftreten in Österreich als blanke Wut.

May erlebte ein Debakel in Salzburg. London und Brüssel beharren auf ihren jeweiligen Positionen – beim Treffen in Salzburg gab es keine Anzeichen, dass die Scheidung im Guten erfolgen könnte.

London will sich Ende März 2019 von der Staatengemeinschaft trennen. Immerhin kündigte May an, einen neuen Vorschlag für die Lösung der Irlandfrage vorzulegen. Befürchtet wird, dass Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland den Konflikt in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder anfachen könnten.

Die EU pocht weiter auf einen Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen bereits Mitte Oktober. Ursprünglich hatte Tusk eine Verlängerung der Frist bis zu einem Sondergipfel Mitte November vorgeschlagen. Stattdessen entschied der Gipfel, den Zeitdruck aufrecht zu erhalten.

Gefahr eines EU-Ausstiegs ohne Abkommen wächst

„Nein, Nein, Nein“ schrieb die Zeitung „Metro“ auf Deutsch und in riesigen Buchstaben auf ihrer ersten Seite. Das Blatt „i“ sprach vom „Salzburg-Desaster“. Der linksliberale „Guardian“ nannte die Vorgänge auf dem zweitägigen Treffen in Österreich eine Demütigung für May, ebenso wie die „Times“. Vor allem Paris, Brüssel und Berlin seien noch nicht bereit, Mays Pläne als Grundlage für Verhandlungen zu verwenden, kommentierte die konservative Zeitung.

In einem sind sich alle Zeitungen einig: Die Gefahr eines EU-Austritts ohne Abkommen ist durch den Gipfel in Salzburg nochmals gestiegen. Damit droht – so fürchten unter anderem viele Unternehmen – ein chaotischer Brexit mit katastrophalen Folgen. (dpa)

37 Antworten auf “Britische Presse ist nach dem EU-Gipfel wütend und enttäuscht: Macron und Tusk sind „dreckige Ratten“”

  1. Ja, viele Briten müssen erkennen, dass sie falsch abgestimmt haben. Sie müssen erkennen, dass der Austritt aus der EU mehr Nach- als Vorteile mit sich bringt. Nun werden sie bockig.

    Liebe Briten, stimmt noch einmal ab, ob man unter diesen Bedingungen austreten möchte. Fehler zu machen, ist nicht schlimm. Im Fehler zu verharren dagegen schon.

    • Latzendresser

      @AchGott

      Fehler machen wir alles, doch in meinen Augen ist der Brexit keiner.

      Jedenfalls werden die Briten sicherlich Wirtschaftliche einbußen hinnehmen müssen,
      jedoch werden sie auch wieder die komplette Konrolle über Ihre Gesetze haben.

      Und in dem Punkt muss ich den Briten sicherlich recht geben.
      Denn die Kontrolle des eigenen Landes durch – GEWÄHLTE – Politiker halte ich für eines der wichtigsten errungenschaften der westlichen Zivilisationen, welche die EU leider untergräbt.

    • Grashopper

      Achgott: Ob die Briten einen Fehler machen,bezweifle ich stark.Wenn ich mir unsere EU so anschaue,krieg ich mittlerweile den Ekel! Verarschen ohne Ende,aber selbst die simpelsten administrativen Dinge werden zum Weg nach Nirgendwo.Da lob ich mir die Briten,die haben das mehrheitlich geschnallt!Jetzt geht aber A.M. und Konsorten selbst im eigenen Land der (dick gefütterte) Hintern auf Grundeis.Belgien nicht besser.Europa gibt und gab es Nie.Wird es auch nie geben.Gescheitertes Modell.

    • Ich finde es super, wie Menschen, die ihr Leben lang noch nie über ihren Tellerrand geblickt haben, wissen, wie es anderen Menschen in anderen Ländern geht. Sie müssen nicht einmal die Zeitung lesen!

      Die Briten haben es selbst gemerkt, dass sie falsch entschieden haben. Lesen Sie mal die Zeitungen, hören Sie einfach mal die Nachrichten. Nicht nur Hetzerpresse.

      Ein Exodus von wichtigen Firmen aus Großbritannien hat angesetzt. Eine Katastrophe für die Briten.

      Außerhalb der EU wird es der britischen Wirtschaft nicht möglich sein, das Niveau zu halten. Der Wohlstand auf der Insel wird abnehmen.

      Der Großraum London wird es verschmerzen könnnen, wer jedoch Wales, Schottland und strukturschwache Regionen bereist hat, weiß, wie es dort aussähe, würde man all die Bauwerke und Straßen abziehen, die durch die EU gebaut und gefördert wurde. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das Geld fließt eher nach London.

      • DenAhlen

        Ich will mich nicht mit ihnen über die Presse streiten oder wie sich die Briten fühlen. Ich wäre allerdings froh, wenn Belgien AUCH aus der EU austreten würde! Das ist doch nur noch ein Laberverein der sich zur Hure der Großfinanz gemacht hat! Aber genau das, die Tatsache, das Leute wie ich auch einen Austritt aus der EU wünschen, DAS soll mit dieser öffentliche Kreuzigung der Theresa
        May bekämpfen. Bange machen wirkt aber nur bei Kindern! Es wird für die Briten nach dem Brexit besser! Davon bin ich überzeugt!

        • Ein Belgien außerhalb der EU wird zum Armenhaus Europas. Entweder Sie wissen das nicht, dann sollten Sie sich kundig machen. Oder Sie wissen es, wollen aber Ihr eigenes „Süppchen“ kochen.

          Gott sei Dank sieht das eine Mehrheit anders.

        • Man mag über die Polit-EU denken was man will, Tatsache ist jedenfalls dass es sich kein europäisches Land leisten kann mit der EU Wirschaftsunion auf Kriegsfuss zu stehen, auch die Britten nicht.
          Wenn Sie wirtschatlich von der EU profitieren wollen, so müssen sie Bedingungen erfüllen, tun sie dies nicht, geht die Sonne im GB unter, erst wirtschftlich und dann politisch.

  2. Hatten die Briten etwa erwarten, für ihre Abtrünnigkeit durch Zugeständnisse belohnt zu werden, die den korrekten Norwegern und Schweizern verweigert wurden? Zumal: Herrscht nicht gerade im Vereinigten Königreich Common Law, also das Recht, das auf Präzedenzfällen beruht?

  3. Zaungast

    „Achgott: Ob die Briten einen Fehler machen,bezweifle ich stark.“

    Da fragt man sich doch erstaunt, warum diese Briten nicht gleich nach Absenden des Austrittsbriefes die Türe zugeknallt haben und hinaus in die große Freiheit gesegelt sind:

    „Rule, Britannia! Britannia rule the waves;
    Britons never will be slaves.“

    Den ganzen Text, den man sich mal zu Gemüte führen sollte, findet man hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rule,_Britannia!

    Warum noch zwei Jahre lang verhandeln, um eine Übergangsfrist betteln und dazu noch eine „enge Anbindung“ mit allerlei Rosinen aus dem Kuchen „fordern“ (Ja, May hat gerade in einer Fernsehansprache von der EU „Respekt“ vor GB „gefordert“ … während in den britischen Medien von „EU-Ratten“ die Rede ist!)

    Sollte es wirklich zu einem beinharten Brexit kommen, und alles spricht nach diesem Treffen und der britischen Reaktion dafür, dann steht „Groß“britannien ziemlich dumm im Regen.

    Ein Beispiel: Wo sind sie denn, all die Länder, die angeblich nur darauf warten, mit GB (für GB) vorteilhafte Handelsverträge abschließen zu können?

    Wo sind die Staaten des Commonwealth, die sich wieder unter die britische Oberherrschaft begeben wollen?

    Selbst Trump, auf den man gehofft hat, zeigt die kalte Schulter und lässt jeden „Respekt“ vermissen: https://www.welt.de/politik/ausland/article179262314/Brexit-Donald-Trump-kritisiert-Theresa-May-Sie-hat-s-verbockt.html

    Japan? ( https://www.welt.de/politik/ausland/article168157159/Beim-Brexit-warf-Tokio-die-gewohnte-Reserviertheit-ueber-Bord.html )

    Und die Industrie? Die ersten Delokalisierungen laufen bereits. Die ausländischen Investitionen sind nach dem Brexit-Votum um 80 % eingebrochen ( https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/brexit-grossbritannien-auslandsinvestionen-einbruch-iw-studie )

    Der Kurs des Pfundes? Schauen’s mal hier rein:
    https://www.finanzen.net/devisen/britische_pfund-euro/chart

    Und die Schotten? Was werden die machen? https://www.tagesspiegel.de/politik/austritt-aus-der-eu-schottische-regierungschefin-warnt-vor-blindem-brexit/22888170.html

    Was geschieht mit Nordirland?

    Man muss schon ein unverbesserlicher Optimist sein, um sich das alles schönzureden. Aber wie heißt es doch: „Per aspera ad astra“. Irgendwann werden sie kommen, die goldenen Zeiten. Ob die britischen Rentner, die massiv für den Brexit gestimmt haben, sie noch erleben werden? Aber man muss ja Opfer bringen können, nicht wahr, zum Wohle des Vaterlandes.

    • Und nicht zu vergessen: Das Vereinigte Königreich könnte zerfallen. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, wie Nicola Sturgeon und Sadiq Khan als Verantwortliche vergleichsweise wohlhabender und einflussreicher Gebiete auf wirtschaftliches Desaster und nordirischen Terror in allen Ecken Großbritanniens reagieren werden. Einen konkreten Anfang könnten die bald an der EU-Außengrenze lebenden Gibraltarer (95,9% Bremain-Stimmen) machen, indem sie per Volksentscheid ihre Stadt in ein autonomes Gebiet Spaniens überführen und damit ein Exempel statuieren.

      • Zaungast

        „Sie verlinken hier doch nur deutsche Quellen, da ist doch klar in welche Richtung deren Kommentare gehen.“

        Ich habe deutschsprachige Quellen verlinkt, weil mir und den meisten Lesern die englische Sprache leider nicht so geläufig ist, als dass sie die englische Presse ohne Wörterbuch dechiffrieren könnten. Ich hätte auch französische bringen können, aber vielen bereitet sogar das Probleme, wie man anderswo auf OD lesen kann.

        Sie können aber gerne meine zitierten Punkte auf Deutsch widerlegen und mit britischen Quellen unterfüttern. aber bitte nicht mit der dortigen Boulevardpresse, gegen die BILD ein Qualitätsmedium ist.

        Im Übrigen bringen meine Quellen Fakten, oder ist etwa der Wechselkurs des britischen Pfundes von der jeweiligen Sprache abhängig?

    • @ Zaungast

      Die Opfer müssen die bringen die, aus welchen Gründen auch immer, der Abstimmung fern geblieben sind. Das sind aber nicht die Rentner sondern die desinteressierte Jugend.
      Ein Menetekel für alle die meinen nicht an Wahlen teilnehmen zu müssen. Wenn Ihr nicht geht, andere gehen.

      • Zaungast

        Sie haben natürlich Recht, wie immer (?!?), EdiG.
        Ausbaden müssen das alle, Wähler wie Nichtwähler, Alte wie Junge.

        Die 65+ haben aber massiv für den Brexit gestimmt. Wenn nun, wie selbst die Regierung einräumen muss, zuerst eine Zeit der sieben mageren Jahre anbrechen wird, bevor die sieben goldenen Jahre kommen werden (In der Bibel war es umgekehrt), werden die Rentner zwar den Gürtel enger schnallen müssen, aber selber wenig Aussicht haben, später von den angeblichen Vorteilen des Brexits profitieren können. Ob sie das mit echt britischem Opfermut ertragen werden?
        Aber als Vorbild hat man ja noch immer den World War II, nicht wahr?

        Wie man lesen kann, soll May jetzt mit Neuwahlen liebäugeln. Als ob das irgend etwas ändern würde, wenn sie ihre jetzigen Forderungen an die EU beibehält.

  4. Walter Keutgen

    Ja die britische Presse! Hat immer gegen die EWG gemotzt. Die so genannte vierte Macht gehört aber, wenn nicht öffentlich-rechtlich, einigen Privatpersonen.

    Ich habe Verständnis für die britischen Rentner. Wenn man Millionen einwandern lässt, ohne den öffentlichen Gesundheitsdienst zu verstärken – können sich ja privat versichern –, dann kommt bei irgendeiner Wahl eine Reaktion aus dem Bauch. Bei den Parlamentswahlen können sich die Wähler nicht rächen, denn beide große Parteien betreiben praktisch die gleiche, stark von der EU vorgegebene Politik.

  5. Die Briten haben ja schon als Vollmitglied der EU immer wieder versucht, sich mit Sonderregelungen die Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Das hat in letzter Zeit nicht mehr so funktioniert. Genau deshalb haben einige wenige erzkonservative Spinner wie Boris Johnson oder Nigel Farage versucht, mit einer Volksbefragung zum Brexit eine Drohkulisse aufzubauen, ohne einen Brexit wirklich haben zu wollen. Und jetzt, nachdem es eine knappe Mehrheit für den Brexit gegeben hat, sind sie abgetaucht und haben den Engländern gleich zwei gravierende Probleme hinterlassen. Zum einen ist ihre Verhandlungsposition gegenüber der EU als zukünftiges Nichtmitglied natürlich deutlich schlechter geworden. Es gibt jetzt nicht nur keine neuen Rosinen mehr, es werden sogar vorhandene Rosinen von der EU wieder kassiert. Und als ob das nicht schon desaströs genug wäre, steht das Vereinigte Königreich durch den Brexit und seine katastrophalen Folgen jetzt auch noch vor der Zerreißprobe, weil die Schotten und Nordiren mit großer Mehrheit gegen den Brexit gestimmt haben. Und wer weiß schon, ob die Schotten und Nordiren nicht lieber aus dem Vereinigten Königreich als aus der EU austreten. Wirtschaftlich wäre das für beide jedenfalls wesentlich lukrativer!

    Alles in allem wäre die beste Lösung für das Vereinigte Königreich, eine neue Volksbefragung durchzuführen. Diesmal würden bestimmt auch die jungen Menschen zu den Urnen gehen und der ganze Spuk hätte ein Ende!

    In der heutigen Zeit ist es für einen EU- Staat definitiv dämlicher als je zuvor, aus der EU auszutreten. Ja, inkompetente Typen wie Martin Schulz, Günther Oettinger oder Jean-Claude Juncker sind eine Zumutung und der Behördenapparat der EU ist viel zu groß und auch zu teuer! Und ja, der seit Jahrzehnten laufende Betrug mit Anwesenheitsgeldern der EU- Parlamentarier ist zum Kotzen! Aber statt aus der EU auszutreten, sollten die Einzelstaaten lieber dafür sorgen, dass dieser ganze Schwachsinn durch umfassende Reformen in der EU beendet wird. Denn es steht wohl felsenfest, dass in der heutigen globalisierten Welt kein einzelner europäischer Staat mehr alleine überleben kann. Alleine wäre man den Erpressungsversuchen von größenwahnsinnigen Irren wie Donald Trump schutzlos ausgeliefert! Es liegt alleine der Existenz der EU, dass einzig Trump aus egoistischen Gründen versucht, europäische Staaten mit Zöllen oder ähnlichem Nonsens zu seinen Gunsten zu nerven. Letztendlich wird er, solange die EU zusammenhält, damit ziemlich erfolglos bleiben. Gäbe es keine EU sähe das ganz anders aus. Nicht nur, dass Trump mit Sicherheit erfolgreicher und auch noch nerviger wäre, es kämen garantiert auch ähnliche Manipulationsversuche aus Russland oder China. Nicht umsonst unterstützt der Herr Putin ja EU- feindliche Parteien wie die AfD.

    • DenAhlen

      Da beißt der Hund sich aber in den Schwanz! Wie soll die EU sich den selber reformieren? Die halten uns Bürger für dumm, bekanntlich kann man den Wählen ja nicht über wichtige Dinge abstimmen lassen, und selbst sind sie davon überzeugt alles richtig zu machen!

    • DenAhlen

      Eine tiefgreifende Reform der EU halte ich für unmöglich, solange Merkel da ist. Die EU schafft es gerade noch sich über das Gewicht einer Pizza, über die Abschaffung der alten Glühbirnen oder darüber, wie wir unsere Fritten machen sollen zu einigen. Bei allem anderen, beim Big Business, da werden Verträge zu Gunsten Deutschlands geschrieben! Bei der Abstimmung werden dann die alten Parolen von Einigkeit und Friede raus gekramt. Bisher unterschrieben die Anderen unter Zwang, weil man gegen Merkel nicht an kommt. Jetzt nicht mehr, glücklicherweise! Aber damit ist uns nicht geholfen! Und nach Merkel kommt ein Anderer/eine Andere die die Macht an sich reißen. So geht das nicht! Dann lieber der Bruch, dann muss zwar als Einzelkämpfer wieder bei Null angefangen werden, aber die Kontrahenten kommen eh nicht voran, die hat man ja bald eingeholt und dann betteln die darum, dass man wieder miteinander handelt!

      • Die Reform müsste natürlich aus den Einzelstaaten kommen. Das dürfte auch gar kein Problem sein, weil bis auf sehr wenige Staaten die meisten Politiker die Nase von den momentan handelnden EU- Politikern wie Juncker etc. voll haben.

        Frau Merkel wird dieser Reform nicht mehr lange im Weg stehen. Sie wird schon ziemlich bald Geschichte sein. Ich glaube nicht, dass sie die Fehde zwischen der SPD und dem Herrn Seehofer überleben wird. Um die SPD- Basis zu beruhigen, müsste der Herr Maaßen schon komplett demontiert werden. Das wiederum will Seehofer aber unter keinen Umständen! Frau Merkel müsste also Herrn Seehofer entlassen. Das würde die CSU nicht mittragen. Es ist also nur noch die Frage, ob die CSU oder die SPD- Basis die große Koalition beendet und Frau Merkel in Rente schickt.

        Dass alle Verträge in der EU zu Gunsten der Deutschen unterschrieben werden, ist aber völliger Schwachsinn! Das wird immer wieder behauptet, aber spätestens, wenn dafür konkrete Verträge benannt werden sollen, wird es still. Es ist einfach nicht wahr! Es mag sein, dass die deutsche Exportwirtschaft vom Binnenmarkt profitiert, die Bürger in D aber bestimmt nicht! Deutschland ist nach wie vor der größte Nettozahler der EU.

        Hier einige Beispiele von der EU- Website: bezahlt/ erhalten/ Gewinn bzw. Verlust in Milliarden €.
        Deutschland: 23,27/ 10,08/ -13,19 Frankreich: 19,47/ 11,27/ -8,20
        Großbritannien: 12,76/ 7,05/ -5,71 Belgien: 3,61/ 7,33/ 3,72
        Luxemburg: 0,31/ 1,79/ 1,48
        Hier sieht man die wahren Profiteure der EU. GB und Juncker- Land. Obwohl die Briten und Franzosen fast identische Einwohner- und Wirtschaftszahlen haben, zahlen die Rosinenpicker von der Insel weniger! Und dass Luxemburg als mit weitem Abstand reichstes EU- Land Geldempfänger ist, ist ein riesiger Skandal, der wohl dem Herrn Juncker zu verdanken ist!

        Einen Bruch mit der EU indes kann sich eigentlich niemand leisten, nicht mal Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt! Warum glauben Sie, versuchen sowohl Trump, als auch Putin ständig die EU zu spalten? Weil sie beide nicht in der Lage sind, gegen eine geschlossen handelnde EU zu bestehen. Würde es zu einem Handelskrieg zwischen einer einigen EU und den USA kommen, wären die USA der Verlierer. Jeder europäische Einzelstaat hingegen, wäre gegen die USA chancenlos. Und weil die Amerikaner das wissen, ist es bisher auch nur bei Pseudozöllen gegen die EU geblieben. Würde die EU auseinanderbrechen, sähe das ganz anders aus. Das beste Beispiel dafür ist Mexico. Die Mexikaner mussten, weil sie keine andere Wahl hatten, empfindliche Zugeständnisse den USA gegenüber machen, obwohl es einen anders lautenden und gültigen Vertrag (NAFTA) gab. Die Kanadier haben bisher noch keinerlei NAFTA- Änderungen zugestimmt. Sie haben das nicht nötig, weil sie durch das Handelsabkommen mit der EU einen Plan B haben. Ein Handelskrieg mit den USA brächte den Kanadiern zwar Verluste, wäre für sie aber nicht existenzgefährdend.

      • Zaungast

        „…da werden Verträge zu Gunsten Deutschlands geschrieben! Bei der Abstimmung werden dann die alten Parolen von Einigkeit und Friede raus gekramt. Bisher unterschrieben die Anderen unter Zwang, weil man gegen Merkel nicht an kommt“

        Das sehen viele in Deutschland aber ganz anders, für die Deutschland der Zahlmeister Europas ist und sich von den Südländern schamlos ausnehmen lässt. Die AfD bringt ganz ungeniert ein Ausscheiden Deutschlands aus der EU ins Spiel.

        Wo und wann haben die anderen 27 Länder denn was aus „Zwang“ unterschrieben?

        Tolles Bild: In Brüssel wird ein Vertrag unterschrieben. Der Franzose sitzt am Tisch und unterzeichnet, Merkel (in brauner Montur und dem bewussten Bärtchen, siehe griechische Presse damals) steht daneben und hält ihm die Pistole an die Schläfe.

        P.S. Wenn es um seine Interessen geht, kann D auch ganz handfest mauern und tricksen.
        Wie war das noch gleich mit der Zulassung von Glyphosat?

    • EU-Kritiker

      Am besten mal abwarten bis es soweit ist mit dem „Brexit“. Bei aller Kritik über die Entscheidung der britischen Regierung und der von vielen „Experten“ , besonders den Deutschen ,vorausgesagten „Katastrophe “ für das Land, steht schon von vorneherein fest, dass die 10 bis 12 Milliarden Euro, die der Nettozahler England jährlich an die EU überwiesen hat, von den anderen Mitgliedsstaaten kompensiert werden muss! Der „kluge“ Oettinger hat ja schon angekündigt, dass die anderen EU-Staaten für diesen Fehlbetrag aufkommen müssen. Oder anders ausgedrückt, weitere 10 Milliarden
      die von dieser Geld-Verbrennungs-Anlage mit Namen EU , verpulvert werden

      • Für die Briten wäre ein harter Brexit eine Katastrophe! Das sagen nicht nur die deutschen, sondern sogar alle britischen Wirtschaftsexperten. Das ist ja schon jetzt eine Katastrophe für die Briten, weil schon jetzt viele internationale Konzerne ihre Vertretungen von der Insel in die EU verlegt haben. Die Haupteinnahmequelle der Briten ist die sogenannte City of London. Das ist wegen der EU einer der größten Finanzplätze der Erde, der sich nach einem harten Brexit automatisch in Wohlgefallen auflösen wird.

        Fast alle japanischen Großkonzerne produzieren in GB nur deshalb, weil sie damit die EU- Zölle umgehen können. Daran sind einige Hunderttausend Arbeitsplätze gekoppelt. Auch die sind nach einem harten Brexit natürlich sofort Geschichte! Auch die Japaner werden dann automatisch in andere EU- Länder umziehen!

        Wie der „gute“ Herr Oettinger bei einem Brexit allerdings auf 10 bis 12 Milliarden € Verlust kommt, ist mir schleierhaft! Die Differenz zwischen den Zahlungen und Einkünften der Briten beträgt nämlich gerade mal 5,71 Milliarden €.

  6. Es reicht!

    Die EU zerfällt und das genau in dem Zeitpunkt wo man den Zusammenhalt aller Länder am Nötigsten braucht. Die EU schwächt sich selber und TRUMP und PUTIN lachen sich kaputt?
    Wie kann dann der Frieden in Europa noch gewahrt bleiben?

  7. Die EU zerfällt nicht. Der beste Beweis ist, dass Griechenland vor einer Staatspleite gerettet wurde. Dass Grossbritanien ausgetreten ist, ist ein Unfall. Eigentlich wollten die EU-Kritiker in GB nur die EU durch die Volksbefragung in die Knie zwingen, was aber nicht geschah. Die Zeche müssen u.a. die Briten zahlen, die durch den Brexit ihren Job verlieren werden. Der EU-Löwe brüllt noch ganz gut. Deutschland ist Exportweltmeister, was auch Europa zu Gute kommt. Kleinere Länder wie Belgien wären wirtschaftslich verloren in der Welt.

    • Walter Keutgen

      Sie haben Recht. Und Griechenlands Rettung ist meines Erachtens auch ein Verdienst Herrn Junckers, auf den hier und anderswo so eingedroschen wird. Als Chef der Eurogruppe war er ein Meister an Diplomatie und Geduld. Nur mit der CSU ist er angeeckt und hat zurücktreten müssen. Einige ihrer Abgeordneten haben zuletzt sogar gegen die Griechenlandrettung gestimmt, so dass Frau Merkel auf die Stimmen der oppositionellen SPD im Bundestag angewiesen war. Ob die EVP Juncker, um ihm zu danken und ihn zu entschädigen, als europäischen Kanzlerkandidaten aufgebaut hat? Jedenfalls hat er Trump zum Schweigen gebracht.

      • @ Walter Keutgen

        Herr Juncker musste nicht wegen der CSU zurücktreten. Er ist wegen einer Abhöraffaire in der Heimat aus dem Amt gejagt worden und hat sich entschlossen seine Rente als EU Kommisionspräsident aufzubessern.
        Auch hat er Herrn Trump (leider) nicht zum Schweigen gebracht. Am Tag des Rückflugs von Herrn Juncker hat sich Herr Trump in einer Pressekonferenz über ihn (den Zwerg aus „old Europe“) lustig gemacht.

        • Au Backe

          “ Am Tag des Rückflugs von Herrn Juncker hat sich Herr Trump in einer Pressekonferenz über ihn (den Zwerg aus „old Europe“) lustig gemacht.“

          Tja, und aus Frust hat der tollpatschige Juncker dann gesagt: „Darauf einen ( in seinem Fall wahrscheinlich mehrere) Dujardin“.

          Den nimmt nicht nur der Trump nicht mehr ernst. Den zahnlosen Tiger EU, bzw. dessen Apparat übrigens auch nicht.

          • Den zahnlosen Tiger EU, bzw. dessen Apparat übrigens auch nicht.

            @ Au Backe

            Stimmt, es gibt aber die Hoffnung das dieses Verhalten diejenigen in der EU die noch denken können dazu zwingt endlich den Zusammenhalt zu suchen.

        • Walter Keutgen

          Herr Juncker musste als Chef der Eurogruppe wegen der CSU zurücktreten. Er ist als Premierminister wegen der Abhöraffäre zurückgetreten. Er ist natürlich nicht von alleine Kommissionspräsident geworden. Die unter starkem deutschen Einfluss stehende EVP hat ihn auf ihr Schild als Kommissionspräsidentkandidaten gehievt. Wie es zu der Art europäischen „Kanzlerwahl“ gekommen ist , weiß ich nicht mehr.

          Jedenfalls eskaliert die trumpsche Schutzzöllepolitik zur Zeit nur mit China.

            • Walter Keutgen

              Die deutsche Schreibart „Spitzenkandidat“ in einem flämischen Medium bestärkt mich nur in meiner Annahme, dass das eine deutsche Idee war. Deshalb habe ich auch ironischerweise von Kanzlerwahl geschrieben. Legal gesehen ist die Bundestagswahl eine Wahl der Abgeordneten, in der Praxis sind zwei Listenerste die übergroßen Kanzlerkandidaten. Da Deutschland CDU-Land und Hegemonialmacht ist und andererseits die EVP ihres Sieges sicher war, ist für den Kommissionspräsidenten auch so verfahren worden, bis ins Detail: Im deutschen Fernsehen sind nur die Nummern eins der zwei größten europäischen Parteien zum Rede- und Fragenduell angetreten. Verhofstadt hat sich darüber im Kelmiser Select lautstark beklagt. Die EVP hat die Luxemburger Nr. 1 als Kandidat gewählt, die S&D Schulz, denke ich.

            • Walter Keutgen

              Ich bin froh, dass wieder der Geist mit den Buchstaben der Verträge in Einklang gebracht wird. Die EU ist nun mal kein Bundesstaat, sondern ein Staatenbund. Es sind alle diese Bundestaatenelemente, die nach und nach in die Verträge eingebaut worden sind, die meines Erachtens die Bevölkerung so gegen die EU aufbringen.

  8. Zaungast

    „Ich denke, die wirtschaftlichen Argumente sind klar. Ich denke, dass die Zugehörigkeit zu einer 500-Millionen-Handelszone für uns von Bedeutung ist. Ich denke, es ist eine Tatsache, dass viele Menschen hier im Vereinigten Königreich investieren, weil das Vereinigte Königreich Teil der EU ist. Wenn wir nicht in Europa wären, gäbe es meiner Meinung nach Firmen und Unternehmen, die sagen würden, wir müssen eher eine Präsenz auf dem europäischen Festland und nicht eine in Großbritannien aufbauen. Also denke ich, dass es für uns einen klaren wirtschaftlichen Nutzen gibt.“

    Wer hat das wann gesagt?

    Auflösung: https://www.dw.com/de/kommentar-mein-ganz-pers%C3%B6nlicher-brexit-horror/a-45593049

    Auch einige andere Fakten und Zitate gibt es dort, wenn auch eingebettet in einen ganz persönlichen Kommentar, eines Briten wohlgemerkt.

    • Zaungast

      Ein weiterer Auszug aus dem oben verlinkten Artikel:

      „… Zitat von Handelsminister Liam Fox vom Juli 2017: „Das Freihandelsabkommen, das wir mit der Europäischen Union haben werden, sollte eines der einfachsten in der Geschichte der Menschheit sein“. Im August 2018 klang er dann so: „Es gibt eine 40 bis 60-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass wir ohne einen Deal aus der EU fliegen und ich kann nicht versprechen, dass das Leben nach dem Brexit rosig sein wird“.

      Lustig, diese Naivität. Entlarvend die zweite Aussage.
      Das Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) umfasst so an die 1600 Seiten.
      Wer das nicht glaubt, bitte sehr: http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2016/february/tradoc_154329.pdf

      Jetzt wird zu allem Überfluss auch noch über Neuwahlen spekuliert.

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