Das Konstrukt mit dem Internationalen Sport-Gerichtshof CAS als unumstößliche Instanz wackelt nach einem Urteil in Belgien. Für internationale Verbände wie FIFA und IOC könnte es unangenehm werden.
Allein der Name Jean-Louis Dupont löst bei Internationalen Sportverbänden wie der FIFA großes Unbehagen aus. 1995 gehörte der Belgier zum Anwalts-Team von Jean-Marc Bosman, der das internationale Transfersystem zum Einsturz brachte. Der Jurist war auch nicht ganz unbeteiligt, dass Clubs von den Verbänden Kompensationszahlungen für die Abstellungen von Nationalspielern erhalten.
In der vergangenen Woche erzielte Dupont einen weiteren Coup, der sich als folgenschwer für die internationale Sportgerichtsbarkeit erweisen könnte.
Als Rechtsbeistand des Drittligisten FC Seraing (1. Division Amateure) hat Dupont vor einem Brüsseler Berufungsgericht erwirkt, dass die Verpflichtung rechtswidrig ist, Streitigkeiten zwischen Spielern, Vereinen und Verbänden vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS zu regeln.
“Angesichts dieses Entscheids wird es den Verbänden in der Zukunft nicht mehr möglich sein, jedem Gegner in allen Fällen den Weg zum Schiedsverfahren bei CAS aufzuzwingen“, teilte Dupont zusammen mit seinen Anwaltskollegen mit. „FIFA und UEFA können sich jetzt nicht mehr hinter dem CAS verstecken.“
Das Konstrukt des CAS wackelt
Ein Urteil, das auch die deutsche Eisschnellläuferin Claudia Pechstein aufhorchen ließ. „Auch in meinem Fall ist mehr als deutlich geworden, dass der CAS kein unabhängiges Schiedsgericht ist“, sagte Pechstein der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: „Unser Nachbarland setzt höchste Maßstäbe an, wenn es darum geht, die Grundrechte seiner Bürger zu schützen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Richter am Bundesverfassungsgericht dahinter zurückbleiben werden.“
Pechsteins Fall ist ähnlich gelagert. Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin kämpft in ihrem Schadenersatz-Prozess gegen die Internationale Eislauf-Union (ISU) ebenfalls vor Zivilgerichten. Die ISU hatte sie 2009 aufgrund von Indizien als des Blutdopings überführt, weswegen Pechstein gesperrt wurde.
Ein Termin für die Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht ist noch nicht bekannt. Doch das Urteil in Belgien zeigt: Es wird ernst für die Funktionäre in der Schweiz.
„Die FIFA ist sich der Entscheidung bewusst – die einen sehr spezifischen Fall betrifft und nur für diesen Fall gilt“, hieß es am Montag in einer Stellungnahme des Fußball-Weltverbandes. Man prüfe die Angelegenheit und werde in diesem Zusammenhang „zu gegebener Zeit geeignete Maßnahmen“ ergreifen, hieß es weiter.
Dennoch ist klar: Das Konstrukt mit dem Internationalen Sportgerichtshof als unumstößlicher Instanz wackelt. Ohnehin ist die Kritik am CAS groß.
Zweifel an der Unabhängigkeit der CAS-Richter
Erst jüngst haben ARD-Recherchen Zweifel an der Unabhängigkeit der CAS-Richter bestärkt. Demnach wird beanstandet, dass die Richter von einem Gremium benannt werden, das mehrheitlich aus Vertretern großer Sportorganisationen besteht. In mindestens zwei Fällen soll es fragwürdige Konstellationen mit potenziellen Interessenskonflikten gegeben haben, wonach CAS-Richter zugleich als externe Berater für Sportverbände tätig waren.
Es ist der alte Vorwurf: Wie kann ein Sportgericht bei Rechtsverfahren gegen internationale Verbände unabhängig sein, wenn es von diesen doch finanziert wird?
1984 wurde der CAS vom IOC gegründet. Zehn Jahre später folgte eine vollständige organisatorische Trennung, was aber nichts an der Finanzierung änderte. Präsident des CAS ist der Australier John Coates, der zugleich Vizepräsident des IOC ist.
Im Fall des FC Seraing ging es ursprünglich gar nicht um den CAS, sondern um das Verbot der sogenannten Dritteigentümerschaft (Third-Party Ownership, kurz TPO), das in den Statuten von FIFA, UEFA und nationalen Verbänden verankert ist. Die FIFA hatte dem Club untersagt, dass externe Investoren Rechte an Spielern erwerben.
Der Fall landete vor dem CAS, der im Sinne der FIFA entschied. Daraufhin erst stellte Seraing die Unabhängigkeit des CAS in Frage und bekam Recht. Nun ist auch der Weg frei für die ursprüngliche Klage. Der FIFA droht dann die nächste juristische Niederlage. Gegen Seraing. Und gegen Dupont, einen unangenehmen Gegenspieler. (dpa)
Schön und gut. Aber was hatte Bosman von der Geschichte ? Die Rechte ALLER Spieler sind gestärkt worden aber Bosman ist verarmt.
Etwas vergleichbares scheint in der belgischen Kommunalpolitik anzustehen : Den Gemeinderäten sollen zusätzliche gesetzgeberische Möglichkeiten gegeben werden können, gegen die dann nur noch von betroffenen Personen oder Gesellschaften vor dem Staatsrat vorgegangen werden kann. Und das kann dauern : In meiner Klage gegen die Gemeinde St. Vith schon 21 Monate. Und seit einem Jahr hat sich dort nichts grundlegendes mehr getan.
Richtig und noch nicht genug um der Selbstherrlichkeit dieser Sportfunktionaere Einhalt zu gebitten!
Es ist unglaublich , was dort und anderswo wie selbstverstaendlich die Hand in alle Richtungen aufgehalten wird , aber Aufgrund von Status d. Gemeinnuetzigkeit keinen Cent Steuern auf deren Milliarden Vermoegen gezahlt werden muss !!! Mit Sport haben diese sogenannten Verbaende ueberhaupt nichts mehr zu tun , wohl aber mit „Schaufelbaggern“! Sie Baggern die Kohle in Massen ab egal von wo sie kommt und lassen sie dann im erheblichen Umfang in den Taschen der sogenannten Sportfunktionaere verschwinden. Hat der Sport derartige Kasperkoepfe ueberhaupt noetig ?????
@ AvC
Sie haben ja recht, leider bekommen wir beim Wegfall des CAS neben korrupten Funktionären auch noch undurchsichtige Investoren. Third Party Owner öffnen der Geldwäsche Tür und Tor. Keiner kennt die wahren Besitzverhältnisse südamerikanischer Spieler.Neben der organisierten Korruption bekommen wir dann auch noch Menschenhandel und organisierte Kriminalität.