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Eupener Thomas Scheen gestorben: Afrika war seine Leidenschaft

FAZ-Afrika-Korrespondent Thomas Scheen als Preisträger des Theodor-Wolff-Preises am 2. September 2009 in Berlin. Der Theodor-Wolff-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung der Zeitungsbranche in Deutschland. Foto: dpa

Der aus Eupen stammende Journalist Thomas Scheen ist in Nairobi an den Folgen eines Unfalls ums Leben gekommen. Der 52-Jährige war seit 17 Jahren Afrika-Korrespondent der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).

Thomas Scheen, 1965 in Eupen geboren, besuchte in Eupen Collège Patronné und Athenäum. Nach dem Abitur, das er später über den zweiten Bildungsweg, das sogenannte „Jury central“, machte, studierte er Politikwissenschaften und Germanistik an der RWTH Aachen.

Sein Studium finanzierte der Eupener als freier Benelux-Korrespondent für deutsche Tageszeitungen. Auch fürs Grenz-Echo und für die Aachener Nachrichten schrieb er. Bei der „Kölnischen Rundschau“ machte er sein Volontariat, doch in der Domstadt hielt es ihn nicht lange.

Eine Giraffe mit Nairobi als Hintergrund: Nach der Elfenbeinküste und Südafrika ließ sich Thomas Scheen in der Hauptstadt von Kenia nieder. Foto: Shutterstock

Thomas Scheen entwickelte schon früh eine Leidenschaft für Afrika. In einem Nachruf auf den verstorbenen Kollegen schreibt FAZ-Herausgeber Berthold Kohler: „Gleich nach der Schule reiste er ‚in einem klapprigen, aber treuen Renault 4‘, wie es in seinem Bewerbungsschreiben heißt, zwei Jahre lang durch Kamerun, die Elfenbeinküste und das damalige Zaire. Danach fuhr er drei Jahre lang als Alleinfahrer Lastzüge in den Nahen Osten, nach Nordafrika und in die damalige Sowjetunion. Das Geld für den Lkw-Führerschein hatte er sich auf einem französischen Fischkutter verdient.“

Am 1. Januar 2000 ging Traum in Erfüllung

Am 1. Januar 2000 kam Thomas Scheen zur FAZ, die ihn als Korrespondent nach Afrika entsandte. Für den damals 35-jährigen Thomas Scheen ging ein Traum in Erfüllung.

Auf dem Schwarzen Kontinent ließ sich der Eupener bis 2005 im ivorischen Abidjan nieder, danach berichtete er 10 Jahre lang aus Südafrika, bevor er 2016 nach Nairobi in Kenia wechselte.

Für seine Reportage über den Alltag ehemaliger sowjetischer Militärpiloten im Kongo wurde er 2009 mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.

Seit dem 1. Januar 2000 war Thomas Scheen für die renommierte „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in Afrika tätig. Foto: Shutterstock

Scheen sei ein „Reporter von altem Schrot und Korn“ gewesen, so FAZ-Herausgeber Kohler: „Scheen reiste für seine Reportagen nicht durchs Netz, sondern durch die reale Welt. Er flog und fuhr dorthin, wo Afrika am ärmsten, am schmutzigsten, am gefährlichsten und am dunkelsten war – stets mit offenen Augen für jeden noch so kleinen Lichtstrahl. Wenn es einen Hoffnungsschimmer gab, hat Scheen ihn nicht übersehen und nicht unerwähnt gelassen. Durch seine Berichterstattung ziehen sich herzliche Verbundenheit und kritische Distanz.“

Einmal wäre ihm seine Unerschrockenheit fast zum Verhängnis geworden. 2008 verschleppten Mai-Mai-Milizen Thomas Scheen in Ostkongo. Der furchtlose Journalist kam erst nach drei Tagen wieder frei.

Ein alter ostbelgischer Schulfreund Thomas Scheens schrieb an diesem Montag an „Ostbelgien Direkt“: „Thomas hatte den großen Traum, eines Tages seinen Lebensabend in Südafrika zu verbringen. Nach Europa zurück zog es ihn nicht wirklich. Nur eines schien ihm etwas Sorgen zu bereiten. Er sagte mir mal: ‚Wenn du eines Tages hier in Afrika ins Krankenhaus musst, selbst in Südafrika, dann hilft nur noch beten, und dann scheint Europa Lichtjahre entfernt zu sein…‘.“

Thomas Scheen war das große Vorbild des 2015 ebenfalls bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommenen Grenz-Echo-Redakteurs Thomas Evers, den der journalistische Werdegang von Thomas Scheen stets faszinierte. (cre)

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