Rekordhitze in Kanada, Feuer in Kalifornien – und das schon im Frühsommer. Klimaextreme machen dem Westen Nordamerikas zu schaffen. Es droht eine lange Sauson der Waldbrände.
Das kalifornische Death Valley (Tal des Todes) ist für seine Hitzerekorde bekannt, nicht aber der pazifische Nordwesten der USA oder die Küste im Westen Kanadas. Nun hat aber eine Hitzewelle diese Region mit Extremtemperaturen von weit über 40 Grad überrollt.
“Das war wirklich wie in der Wüste von Death Valley“, erzählte die Wahl-Kanadierin Heike Schmidt am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Wir hatten in Victoria 46 Grad Celsius und nachts noch 30 Grad, wie in einem Ofen.“
30.06.2021, Kanada, Edmonton: Menschen kühlen sich in einem Pool des Rathauses ab. Foto: Jason Franson/The Canadian Press/AP/dpa
Die Stadtplanerin aus Göttingen lebt seit über 20 Jahren in Kanada, derzeit in Victoria, der Hauptstadt der Provinz British Columbia, auf Vancouver Island. Für eine derart «unnormale» Hitze, sei dort niemand gerüstet, sagt die zweifache Mutter. Kaum jemand hat Klimaanlagen, die Holzhäuser heizen sich auf. Die Nachbarn hätten im Garten geschlafen, sie selbst hätten sich mit Wasser besprüht und im Schatten Zuflucht gesucht. Ventilatoren in den Geschäften waren schnell ausverkauft. «Als dann Berichte kamen, dass Menschen sterben, wurde es echt gruselig», sagt Schmidt.
Die gefährliche Hitze hat nach Angaben der Behörden zu Hunderten Todesfällen beigetragen. Von Freitag bis Mittwoch seien in der Provinz British Columbia 486 plötzliche und unerwartete Todesfälle gemeldet worden, teilte die Gerichtsmedizin der Westküsten-Provinz am Mittwoch mit. Diese Zahl werde vermutlich noch steigen. Sie liege 195 Prozent über dem Durchschnitt. Die Behörde geht davon aus, dass der starke Anstieg mit der extremen Hitze zusammenhängt.
49,6 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Dienstag in Lytton (Provinz British Columbia) an, wie die örtliche Wetterbehörde auf Twitter mitteilte, ein „Allzeit-Temperaturrekord“ für Kanada.
30.06.2021, USA, Orofino: Jaecee Adams, 7, aus Orofino, steht unter einem Eimer, aus dem Wasser kommt, um sich während einer Hitzewelle im Orofino Splash Pad abzukühlen. Foto: August Frank/Lewiston Tribune/AP/dpa
Nur einen Tag später mussten die Bewohner der Ortschaft wegen lodernder Flammen aus ihren Häusern fliehen. Bürgermeister Jan Polderman hatte angesichts der Brände am Mittwochabend die Evakuierung Lyttons angeordnet, wie der TV-Sender CBC berichtete. „Es ist schrecklich. Die ganze Stadt steht in Flammen“, sagte er dem Sender.
Die Hitzewelle hatte auch die US-Staaten Washington und Oregon fest im Griff. Im gewöhnlich temperierten Portland kletterte das Thermometer auf 47 Grad hoch. Allein im Bezirk Multnomah County, der mit Portland die größte Stadt Oregons einschließt, seien seit Beginn der großen Hitze am Freitag 45 Menschen im Zusammenhang mit der exzessiven Hitze gestorben, teilte die Behörde für Gerichtsmedizin am Mittwoch mit. In Oregons nördlichem Nachbarstaat Washington stieg die Zahl der Toten auf 13, wie die Zeitung „The Seattle Times“ am Mittwoch berichtete.
Das Ausnahmewetter bringt weitere Sorgen. Auf Vancouver Island klagen Obstbauern über Ernteverluste. Die Brombeeren würden regelrecht „verbrennen“, sagte ein Farmer. Zudem seien 80 Prozent seiner Himbeerernte vernichtet.
Jeder hat Sorge vor den Waldbränden
„Alles ist total trocken und jeder hat Sorge vor den Waldbränden. Die ersten Feuer haben jetzt schon viel zu früh begonnen“, erzählt Heike Schmidt. Gewöhnlich wüten die schlimmsten Brände am Ende eines heißen, trockenen Sommers, doch in den letzten Jahren ist die „Waldbrandsaison“ im Westen Nordamerikas deutlich länger geworden, vor allem in Dürreperioden, mit wenig Winterniederschlägen, wie in diesem Jahr.
Kalifornien, das oft unter Trockenheit leidet, hat es wieder früh erwischt. Im Norden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates kämpften am Mittwoch fast tausend Feuerwehrleute gegen einen Waldbrand nahe der Ortschaft Weed. Die Flammen hatten sich in wenigen Tagen auf eine Fläche von 70 Quadratkilometern ausgebreitet. Das Feuer war durch einen Blitzschlag ausgelöst worden. Heftige Winde bei weiter trockenem und heißem Wetter verschärften die Lage. Über tausend Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser in der Gefahrenzone zu verlassen.
30.06.2021, Kanada, Edmonton: Kais Bothe entspannt und kühlt sich in einem Pool des Rathauses ab. Foto: Jason Franson/The Canadian Press/AP/dpa
2020 hatte Kalifornien eine „historische“ Katastrophe erlebt. Es war die flächenmäßig verheerendste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Besonders schwer wüteten die Brände von Mitte August bis Ende Oktober. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.
Nach Einschätzung von Wissenschaftlern verschärft der Klimawandel Trockenheit, Hitze und Wetterextreme, die zu heftigeren Waldbränden beitragen können. „Der Klimawandel ist hier“, schrieb der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom am Mittwoch auf Twitter. Es werde ständig heißer und trockener. Der Demokrat hatte zuvor mit anderen Gouverneuren an einem virtuellen Treffen mit US-Präsident Joe Biden teilgenommen. Diskutiert wurden Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen. Biden stellte unter anderem höhere Löhne und bessere Ausrüstung für Feuerwehrleute in Aussicht. Er warnte, dass dieses Jahr mit Blick auf die Waldbrände noch schlimmer als 2020 sein könnte.
Newsom hatte bereits im April einen Dürre-Notstand für die Mehrzahl der kalifornischen Bezirke ausgerufen. Niederschläge und die Schneedecke in den Bergen, die gewöhnlich die Wasserreservoire füllen, sind auf einem kritischen Tiefstand. In einigen Regionen ist Wassersparen bereits Pflicht. In Marin County, nördlich von San Francisco, mit der schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor 143 Jahren, müssen Anwohner ihren Wasserkonsum drosseln. Autowaschen ist verboten, Gärten dürfen nur zweimal pro Woche bewässert werden, und das nur am frühen Morgen oder abends. Weitere Auflagen könnten bald folgen. (dpa)
Was für ein Horror. Wir wissen seit Jahrzehnten, dass genau solche Extremereignisse auf uns zu kommen, wenn wir nicht umsteuern. Jetzt sind sie da. #KlimakriseISTjetzt #Hitze https://t.co/9yUJmuPqMD
— Waldeule (@Waldeule1) June 30, 2021
Unternehmensgründer! Schafft Arbeitsplätze und rettet nebenbei noch Leben!
Nicht nur in Nordamerika, sondern auch in Belgien und Umgebung müssen die Häuser und öffentlichen Gebäude zügig mit Klimaanlagen versehen werden. Eine Branche mit immensen Marktlücken, die satte Gewinne garantieren.
Glauben Sie denn wirklich, dass sich jeder eine Klimaanlage leisten kann?
Wer spricht von „jeder“? Wer soll den so viele Klimaanlagen bauen?
Es reichen auch schon 100 Aufträge pro Tag. Im Jahr sind das dann 36.500 Aufträge über jeweils mindestens ein paar Tausend Euro. Vielleicht gehören neben den Betuchteren auch Schulen, Verwaltung, Gerichtshöfe und Gefängnisse zu den ersten, die eine Bestellung aufgeben.
Wenn Sie schreiben, dass auch in Belgien und Umgebung die Häuser und öffentlichen Gebäude zügig mit Klimaanlagen versehen werden müssen, dann meinen Sie doch JEDEN. Also auch die Millionen Menschen, die gerade so über die Runden kommen und sich kaum eine Klimaanlage leisten können.
Das hat sich ausdrücklich an Unternehmensgründer gerichtet, und kein Unternehmen der Welt kann leisten, was Sie sich vorstellen.
Eines ist sicher: Der Kapitalismus, der nur durch immer mehr Wachstum funktioniert, ruiniert unseren Planeten eher als er ihn rettet.
Logisch, ich gebe Ihnen da 1000% Recht. Aber die Menschheit ist dafür zu dumm um das zu kapieren. Mit immer mehr Wachstum bekommen wir das Klima nie mehr in den Griff.
Logisch, Erfahrener, es ist nicht der Kapitalismus an sich, sondern das Geldsystem, in dem das Geld größtenteils nur durch Kredite also durch Wachstum besteht. Nicht die Menschheit ist zu dumm, sondern die verantwortlichen Politiker und Experten. Bei der durch die freie Marktwirtschaft und Kapital bestehenden „Freistellung“ von Arbeitskräften durch Rationalisierung, muss man, um eine sehr grobe soziale Schieflage zu vermeiden, Neues erfinden und finanzieren, um die Freigestellten zurück in Lohn und Brot zu bringen. Täte man das nicht, würde es noch schlimmer, das Geld würde größtenteils verschwinden. Das hat es in der Weimarer Republik unter Brüning und von Hindenburg gegeben. Dabei werden die Ärmsten zuerst am stärksten getroffen. Trotz Jahrzehnte alter grünen Parteien, hat noch keine das Problem der Geldschöpfung in ihren Programmen angegangen, außer mit solchen Spielzeugwährungen wie der Venntaler. Natürlich, sonst wären sie für die konservativen und wirtschaftsliberalen Parteien nicht koalitionsfähig.
Natürlich ist es der Kapitalismus an sich. Es ist auch das Problem der Rentenfürsorge. Es ist vor allem das Problem der steigenden Weltbevölkerung. Und verwechseln Sie nicht Geldschöpfung mit Wertschöpfung, dann haben Sie schon einen Ansatz. Natürlich vergessen Sie auch die Umverteilung. Den Rest spare ich mir, ist ja nicht das Thema.
Und woher der ganze Strom? Ach, ja, ich weiß! AUS DER WAND!
Max, als noch Europäer in Afrika an Stellen, wo es keinen Strom gab, wohnten, hatten einige Kühlschränke, die ohne Strom funktionierten. Die Sonnenwärme wurde genutzt. Es ist ein physikalisch-chemisches Prinzip. Nur eine schwedische Firma schaffte es, einen brauchbaren solchen Kühlschrank zu bauen. Vielleicht ist es heutzutage sinnvoller einen traditionellen Kühlschrank an eine Sonnenpaneel anzuschließen. Man braucht ja nur zu kühlen, wenn die Sonne scheint.
Seit Jahren versucht man, durch optimierung der Gebäude- und Haustechnik den Primäenergieverbrauch zu senken, und jetzt Ihr Vorschlag?!
Ich weiß, mein Ratschlag an Unternehmensgründer löst das Gesamtproblem nicht. Er dient nur der ostbelgischen Wirtschaft. Und besser als die Umsiedlung der Bevölkerung ist er allemal.
Mich hat jetzt erschreckt, dass in NL jetzt offiziell Pläne in der Schublade liegen, wegen des zu stark steigenden Meeresspiegels den bisherigen Küstenstreifen aufzugeben und die Bevölkerung im Binnenland anzusiedeln. Ein alternativer Plan ist der Bau von Inseln, ähnlich der menschengemachten Provinz Flevoland. Jedenfalls scheint klar zu sein, dass Deichbauten wie das Delta-Projekt irgendwann in den nächsten Jahrzehnten an ihre physikalisch-technischen Grenzen stoßen.
Hallo Ossenknecht, können Sie bitte etwas zu dem Thema verlinken? Würde gerne mehr darüber lesen.
Hallo Aluhut auf,
entnommen habe ich das der Deutschlandfunk-Sendung „Wasser von allen Seiten. Rotterdam trotzt dem Klimawandel“ aus der Reihe „Gesichter Europas“. Die Sendung dauert gut 54 Minuten und wird eigentlich erst morgen ausgestrahlt.
https://www.deutschlandfunk.de/gesichter-europas.4239.de.html
LG
Jetzt schon verschlingt der Hochwasserschutz Milliarden, wärend Dachs noch über teure Energielösungen lamentiert. Dazu kommen natürlich noch die Hochwasserschäden. Leider schafft der Dachs keine gesamtwirtschaftliche Betrachtung.
@Keutgen: Wäre für den Hochwasserschutz trotzdem eine Überlegung wert. Wie die „Mauer um die Nordsee“, des nordeuropäischen Schutzdamms.
Ossenknecht, dazu die Pläne eines deutschen Architekten von vor dem Zweiten Weltkrieg, das Mittelmeer trockenzulegen: https://www.welt.de/geschichte/article120890068/Trockenlegen-des-Mittelmeers-braechte-den-Frieden.html. Und natürlich Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Meeresspiegelanstieg_seit_1850.
Z.B. liegt der Flughafen von Rotterdam 4 Meter unter dem Meeresspiegel. Da ist es schon wichtig zu planen, wie verhindert werden kann, dass steigendes Meer nach und nach das ganzen Land überflutet.