Politik

Vor 5 Jahren die BRF-Krise und die Turbulenzen um Weykmans‘ E-Mail

Medienministerin Isabelle Weykmans nach ihrer Pressekonferenz am 5. Dezember 2012. Foto: OD

Viele haben den Fall von damals schon vergessen, vielleicht mit Ausnahme der Beschäftigten des Belgischen Rundfunks (BRF), die vor 5 Jahren entlassen wurden oder sich entscheiden mussten, ob sie das Angebot des in finanzielle Nöte geratenen öffentlich-rechtlichen Senders auf Frühverrentung annehmen sollten oder nicht. Auch Medienministerin Isabelle Weykmans (PFF) dürfte sich an jene Tage im Dezember 2012 noch erinnern – wegen einer „verunglückten“ E-Mail.

Im Frühsommer 2012 war bekannt geworden, dass im Haushalt des BRF eine Lücke von mehreren Hunderttausend Euro entstanden sei und dadurch vier Beschäftigte entlassen werden mussten, darunter der Moderator Patrick Knops.

„…schon das Warmlaufen ;)“

Wochen-, ja monatelang war die BRF-Krise in der ostbelgischen Öffentlichkeit das Thema Nummer 1. Die CSP-Fraktion im DG-Parlament forderte gar die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

Die ominöse E-Mail von Medienministerin Isabelle Weykmans, die im Dezember 2012 für einen Rieseneklat sorgte. (Zum Vergrößern Bild anklicken).

Einen solchen gab es zwar nicht, doch sollte der zuständige Ausschuss für Kultur und Medien des DG-Parlaments in mehreren Sitzungen Klarheit schaffen (was aber nicht geschah, wie sich später herausstellte).

Mitten in die Turbulenzen um das BRF-Haushaltsloch brach die Affäre um eine E-Mail von Medienministerin Isabelle Weykmans herein, welche die PFF-Politikern an den Rand eines Rücktritts brachte.

Was war geschehen? Am 5. Dezember 2012 berichtete das Grenz-Echo über einen E-Mail-Verkehr, in dem sich Medienministerin Weykmans zur aktuellen Situation beim Belgischen Rundfunk (BRF) äußerte. Das Schreiben war irrtümlich an unerwünschte Empfänger weitergeleitet worden.

Die Mail wurde von einem Mitglied der Mehrheitsfraktionen im DG-Parlament versehentlich auch der CSP-Fraktion zugestellt, von wo aus sie die anderen Oppositionsparteien Ecolo und Vivant erreichte. Für die Opposition war das Ganze natürlich „ein gefundenes Fressen“.

Ministerin wurde zur „Buhfrau“

In der Mail, die eigentlich nur für Parlamentarier von PFF, SP und ProDG bestimmt war, verwies Weykmans auf die Dringlichkeit, vor dem 1. Januar 2013 den gesetzlichen Rahmen für Frühverrentungen beim BRF zu schaffen. Andernfalls „werden wir weiter Mitarbeiter kündigen müssen“, schrieb die Medienministerin und fügte vor dem Hintergrund der bisherigen Entlassungen beim BRF hinzu: „Das war jetzt schon das Warmlaufen ;)“

Ein Tsunami brach los, Weykmans wurde zur „Buhfrau“. „Eine skandalöse Aussage“, befand ein Empfänger der fehlgestreuten E-Mail. Weykmans erwecke mit diesem Schreiben den Eindruck, insgeheim darauf zu hoffen, dass es zu weiteren Entlassungen beim BRF kommen werde.

Medienministerin Isabelle Weykmans und BRF-Direktor Toni Wimmer. Foto: Gerd Comouth

Empört waren auch die entlassenen BRF-Personalmitglieder, während diejenigen, die nicht betroffen waren, befürchten mussten, dass es sich bei der Aussage der Ministerin um eine versteckte Drohung handelte und mit weiteren Kündigungen im BRF-Funkhaus am Kehrweg zu rechnen sei.

Ministerin Weykmans verstand ihrerseits die Welt nicht mehr. Sie fühlte sich gänzlich missverstanden und berief noch für den Tag selbst eine Pressekonferenz ein, bei der sie sich rechtfertigte. Einen Rücktritt und eine Entschuldigung schloss sie aus.

Weykmans sprach von einer „Missinterpretation“ des elektronischen Schriftverkehrs. „Ich bin entsetzt, wie diese Mail missinterpretiert wird. Wenn man sie im genauen Wortlaut liest und auch weiß, in welchem Kontext sie geschrieben worden ist, kann es aber kein Hineininterpretieren geben“, so die PFF-Politikerin.

Das Wort „warmlaufen“ habe sich jedoch nicht auf die Kündigungen beim BRF bezogen, sondern auf die Argumentation, eine schnellstmögliche Entscheidung über die Frühverrentungen beim BRF herbeizuführen.

Seitdem dürfte die Ministerin es sich zur Gewohnheit gemacht haben, den Wortlaut ihrer E-Mail nochmals zu lesen, bevor sie die Enter-Taste drückt. Ein Fauxpas war die Mail mit dem „Warmlaufen“ allemal. Und mit einer Entschuldigung wäre Weykmans wohl auch kein Zacken aus der Krone gefallen… (cre)

22 Antworten auf “Vor 5 Jahren die BRF-Krise und die Turbulenzen um Weykmans‘ E-Mail”

  1. Interpretation hin oder her. Wenn’s sich um den Lebensunterhalt Dritter geht, muss hinter der Implikation eines relativ möglichen Verlustes diesem nicht unbedingt ein heiterer Spruch und Smilie folgen. Das ist respektlos den Leuten gegenüber, die nicht mittels einer fragwürdigen Frauenquote einen überflüssigen Posten bekommen haben und dadurch wohlbezahlt und praktisch unkündbar sind.

  2. Pensionierter Bauer

    Was wäre denn gewesen wenn man nicht gespart hätte? Immer mehr Geld in einen aufgeblähten Apparat stecken. Die CSP parkte genau wie die PS immer den Nachwuchs verdienter und treuer Parteisoldaten in irgendwelchen öffentlichen Strukturen.
    Natürlich ist das Programm heute nicht mehr so gut, weil es zuviele Programmstunden ohne Moderator gibt. So mancher im öfentlichen Dienst müsste sowieso ein paar Stunden mehr Arbeiten fürs gleiche Geld damit sie mal ein bisschen Ahnung davon bekämen was es heißt für sein Geld richtig arbeiten zu müssen wie wir Bauern bzw. viele Selbstständige und auch Leute im produzierenden Gewerbe es tagtäglich tun müssen.

  3. Pecorinonero

    Niemand denkt mehr an die Demütigung und das Leid der Menschen, die damals der Inkompetenz einiger weniger „Führungspersonen“ zum Opfer fielen! Die unheilvolle Ära Wimmer-Krickel hat alles nur noch unmenschlicher und ekelhafter werden lassen! Wen interresiert’s?! Der zerstörerische Sumpf des politisch-neurotischen Peronalkarussels in dieser minimalistisch-kleinen DG (inzwischen Ostbelgien genannt) opfert unaufhaltsam die aufrichtigsten und besten Kräfte, die hier das Unrecht aushalten und keine Lobby finden können!

  4. Diese unseren ganzen Minister machen doch eh alles kaputt. Es geht denen doch nur um die eigene Kohle.
    Wenn ich schon sehe, was für ‚Kinder‘ hier in unserer Regierung die Fäden in der Hand halten wird mir schlecht.. Von denen hat nicht ein einziger mal in der Privatwirtschaft gearbeitet, und dann wollen diese die DG regieren. Mir wird da einfach nur noch schlecht von.

    • Populist

      Was die Niermann-Affäre betrifft; was wäre wohl passiert wenn Freddy Derwahl und der tapfere Krautheuser damals nicht so losgeschrien hätten? Wären wir, dh. die DG, dann einfach nur etwas reicher oder hätten wir sofort angefangen KZ ´s zu bauen, Mittelscheitel zu tragen oder Glatzen? Wer erhält jetzt das Geld, das wir so empört abgewiesen haben? Könnte der Präsident des ADR da mal nachhaken?

    • @ Minister

      Da es im Ausland nur wenige Menschen gibt die überhaupt eine Ahnung von unserer Existenz als Verwaltungseinheit wissen glaube ich nicht das da jemand über uns lacht. Sie dürfen sich also wieder beruhigen.

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