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„So groß wie Lüneburg“: Tagesschau der ARD berichtete über Ostbelgien

Die Reportage der ARD-Tagesschau" über Ostbelgien.

Auf ihrer Internetseite widmete die Tagesschau der ARD am Dienstag Ostbelgien eine ausführliche Reportage. Es geht überwiegend um die Umbenennung der „DG“ in „Ostbelgien“.

Es sind in den letzten Jahrzehnten von deutschen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern schon so viele Berichte über unser Gebiet veröffentlicht worden, und trotzdem ist die Deutschsprachige Gemeinschaft international, im Gegensatz zu anderen Regionen wie Südtirol oder Elsass-Lothringen, gänzlich unbekannt.

Ex-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (links) warb seinerzeit noch für „DG“, sein Nachfolger Oliver Paasch wirbt für „Ostbelgien“. Foto: OD

Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) versucht es jetzt mit einem neuen Namen: Das Gebiet deutscher Sprache in Belgien präsentiert sich außerhalb seiner Grenzen nicht mehr als „Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens“ oder „DG“, sondern als „Ostbelgien“.

Darum geht es auch in dem Tagesschau-Bericht von Karin Bensch vom ARD-Studio in Brüssel (Bericht in voller Länge im Tweet am Ende dieses Artikels).

„77.000 Bewohner, ein eigener Ministerpräsident und ein schwieriger Name: Das ist die Deutschsprachige Gemeinschaft – kurz DG – in Belgien“, heißt es in der Einleitung: „Um nicht mehr mit Dolce & Gabbana oder einem Dachgeschoss verwechselt zu werden, will die eigenwillige Region nun einen neuen Namen.“

„Wir rechnen wie die Deutschen“

Das Gebiet, das sich fortan Ostbelgien nennt, sei „so groß wie Lüneburg“ und habe dennoch „ein eigenes Parlament, eine eigene Verwaltung, eigene Kindergärten und Schulen – alles deutschsprachig“. Es sei auch „wirtschaftlich stark“, die „Ostbelgier feiern exzessiv Karneval“, jedoch werde „die Region im Rest des Landes so gut wie gar nicht wahrgenommen“.

„So groß wie Lüneburg“. Foto: Rawpixel.com_Fotolia_Embassy

Zu Wort kommt neben einem Handwerker mit dem Namen Günter Mattelé, der mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in der Nähe von Eupen wohnt und sich in erster Linie als Belgier fühlt, auch Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) mit den Worten: „Wir rechnen wie die Deutschen, und wir leben wie die Franzosen. Ich glaube, dass man uns zu Recht nachsagt, dass wir fleißig und diszipliniert arbeiten. Aber auf der anderen Seite können wir auch so richtig feiern.“

Bei der Lektüre des Berichts wird man irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Autorin Karin Bensch vom ARD-Studio Brüssel kürzlich beim Sommerempfang der DG in Brüssel zu Gast war und dort bei einem Smalltalk von Oliver Paasch ins Ohr geflüstert bekam: „Frau Bensch, berichten Sie doch mal über Ostbelgien…!“ (cre)

Die Reportage der ARD-Tagesschau lesen Sie in vollem Wortlaut unter folgendem Tweet:

16 Antworten auf “„So groß wie Lüneburg“: Tagesschau der ARD berichtete über Ostbelgien”

  1. Der 7. Sinn

    Ich würd eher sagen statt unser Gebiet unsere Heimat oder Region, wie sie das darstellen ist das schon etwas kühl. Und wir sind nicht so unbekannt, wie sie sich das vielleicht denken oder wünschen, es gibt sehr wohl einige Menschen die hier Urlaub machen oder sogar Arbeiten. (Will nicht wissen wieviele Ferienwohnungen es im Süden gibt). RTL oder sogar Sky berichten während einer Formel 1 das die Region was besonderes ist, da man auch Deutsch spricht. Ja der WDR besuchte schon einige Male die Region sei es in Dokus oder mehr. Wie sie es mal wieder darstellen, könnte man meinen das es ein Fehler von der ARD war. Was wollen sie eigentlich genau? Ein Pasch Bashing? Und der Grössenvergleich? Und mein Gott wie schlimm, das unsere Region wohl so gross ist wie die Lüneburger Heide, oh wie schlimm. Schlimm ist das sie Ihre Heimat bzw unsere Heimat nur als Gebiet bezeichnen….Auswandern? Oder was würden sie für Ihre Heimat wollen?

  2. Zaungast

    Paasch: „Aber auf der anderen Seite können wir auch so richtig feiern.“
    Das sollen dann sicher unsere „französischen“ Gene bewirken. Wo die wohl herkommen? Zuletzt herrschten die Franzosen bis 1814 in unserer Gegend. Vielleicht haben Soldaten der Grande Arméé da befruchtend gewirkt?

    Als ob die Deutschen nicht feiern könnten: Karneval, Stuttgarter Wasen, Oktoberfest, Schützen- und Trachtenfeste, Lanxess-Arena, Rock am Ring, und, und…
    https://www.festivalticker.de/festivals-in-deutschland/

    Nur so am Rande: Laut Senatspräsidentin Defraigne stammt Lambertz aus Schoppen, einem kleinen Dorf in der „Süd-Eifel“. Eupen und Kelmis müssen dann wohl in der Nordeifel liegen. „Ostbelgien“, der Nabel der Welt…

  3. Dieter Leonard

    Es wird langsam Zeit, dass Ministerpräsident Paasch, seine Regierung und die Mehrheit im PDG sich festlegen, welche Bedeutung der Begriff Ostbelgien denn nun haben soll.
    Ist er, wie von der Regierung behauptet, eine offene Standortmarke, der sich neben den 9 deutschsprachigen Gemeinden und den hier ansässigen Betrieben, Vereinigungen, … auch die angrenzenden wallonischen Gemeinden anschließen können ODER soll „Ostbelgien“ den verfassungsmäßig definierten Begriff „Deutschsprachige Gemeinschaft“ ersetzen, also auf die Institutionen der DG Anwendung finden?
    BEIDES geht nicht!
    Mann sollte von Herrn Paasch aber auch allen anderen verantwortlichen DG-Politikern erwarten können, sich hierzu klar zu äußern und sich für das eine ODER andere Konzept zu entscheiden, statt so zu tun, als wären beide Vorstellungen kompatibel.
    Wenn DG-Senator Lambertz bei der Aussprache über dasThema vor wenigen Wochen behauptete, es sei jedem freigestellt, von „Regierung der DG“ oder „Ostbelgischer Regierung“ zu sprechen, verdeutlicht dies, dass die offensichtliche Konzeptlosigkeit des Ostbelgien-Projektes selbst den namhaftesten politischen Vertretern unserer Gemeinschaft die Sinne vernebelt. Wenn Ostbelgien den Begriff DG (nach einer dafür notwendigen Verfassungsänderung!) ersetzen soll verbietet es sich, Ostbelgien als offene Standortmarke zu Vermarktungszwecken nutzen zu wollen, wenn dies nicht auf das Gebiet der DG begrenzt wird.
    Jeder sollte verstehen, dass nicht von ostbelgischer Regierung, ostbelgischem Parlament oder ostbelgischem Ministerium die Rede sein darf, wenn sich Malmedy, Weismes, Welkenraedt, Bleyberg und welche Gemeinden außerhalb der DG auch immer, auf Einladung der DG-Regierung der Standortmarke Ostbelgien anschließen.
    Dass dies Herrn Paasch und den DG-Politikern nicht bewusst ist, mag verstehen, wer will.
    Frei nach R.D. Precht habe ich bereits vor einigen Wochen im GE die Frage aufgeworfen: „Was ist Ostbelgien, und wenn ja, wieviele?“
    Eine Antwort darauf scheint es nicht zu geben.

    • Zaungast

      Volle Zustimmung, Herr Leonard!

      Konzeptlosigkeit ist das richtige Wort. Trotz Erstellung eines Konzeptes durch eine Berliner (!) Werbeagentur für sage und schreibe 100.000 € ist das Ergebnis mager: Man kommt auf den Begriff „Ostbelgien“ zurück, den die Tourismusagentur schon seit Jahren benutzt, zusammen mit „Cantons de l’Est“ und „Oostkantons“ ( https://www.eastbelgium.com/de ). Er war und ist da eine Standortmarke, da er über die 9 Gemeinden hinausgeht und die Gemeinden Malmedy und Weismes einschliesst. Das ist durchaus logisch, und es wäre wirklich kleinkariert gewesen, die zwei getrennten Stückchen des deutschsprachigen Gebietes alleine vermarkten zu wollen, ohne die Gemeinden, in denen die Hauptattraktion unserer Gegend liegt, nämlich das Hohe Venn.

      Denn das ist es ohne Zweifel: Das Hohe Venn ist ein Alleinstellungsmerkmal par excellence. Denn sonst hat OB fast nichts zu bieten, was es nicht auch anderswo in Hülle und Fülle gibt: eine Talsperren (davon eine mit zweifelhaftem Ruf: Bütgenbach und sein Berger Ufer!), Wälder (gibt es anderswo auch: Ardennen, deutsche Eifel), Städte (Kann Eupen mit Monschau, Bernkastel, Durbuy, La Roche, Echternach und v.a. konkurrieren?), Museen (Ikob?), Sehenswürdigkeiten (Büchelturm in St. Vith, Burgruine in Reuland, Bahnhof in Raeren).

      Um konstruktiv zu bleiben: Warum nennen wir uns nicht DGOB („Deutschsrpachige Gemeinschaft in Ostbelgien“?
      Damit wäre allen gedient. Nur die Aufkleber müssten etwas größer ausfallen.

      • Populist

        Ich bin weiterhin für die Bezeichnung „Deutsch-Belgien“. Nur Ewig-Gestrige, Revisionismus- Phobiker und Rassisten können dagegen sein.Der Begriff umreißt klar unser Gebiet und enthält einwandfreie, klare historische Gegebenheiten

      • Dieter Leonard

        Stimmt Herr oder Frau Zaungast.
        Die von mir aufgeworfene Frage betrifft nur den formalen Aspekt.
        Die inhaltliche Auseinandersetzung führt allerdings auch zu der Feststellung, dass das Aufgeben des Begriffs Deutschsprachige Gemeinschaft nichts anderes ist, als sich begrifflich von dem einzigen kulturell-sprachlichen Identifikationsmerkmal zu verabschieden, das die politische Autonomie unserer Gemeinschaft überhaupt erst rechtfertigt.
        Eine Leugnung der eigenen Identität könnte nicht deutlicher ausfallen.
        Und dies zugunsten einer nicht zu Ende gedachten Marketingkampagne.
        Welch eine Verschwendung…

  4. OD:

    Bei der Lektüre des Berichts wird man irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Autorin Karin Bensch vom ARD-Studio Brüssel kürzlich beim Sommerempfang der DG in Brüssel zu Gast war und dort bei einem Smalltalk von Oliver Paasch ins Ohr geflüstert bekam: „Frau Bensch, berichten Sie doch mal über Ostbelgien…!“

    Dann hat OP ja alles richtig gemacht!

  5. Belgien ist ne schöne Stadt

    Na was Werbung kann ja nie schaden
    Wie sagte da noch einer „Belgien ist ne schöne Stadt“
    So nun wüsste ich mal gerne was so einer über Ostbelgien sagt der lacht
    Genauso wie ich nach der Reportage
    End with no coment

  6. Zaungast

    Ich habe den Wortlaut dieses ARD-Beitrages mal durchgelesen. Im Grunde der übliche Stil, wenn deutsche Medien, sei es der SPIEGEL oder wie hier die ARD über Belgien berichten.

    „Die französischsprachige Wallonie im Süden des Landes, an der Grenze zu Frankreich. “
    Falsch. Die Wallonie grenzt an Frankreich, Luxemburg und Deutschland. Flandern grenzt übrigens auch an Frankreich.

    „Schon im 18. Jahrhundert sprachen die Menschen hier deutsche Dialekte.“
    Wie ein Kommentator bissig bemerkt: Was sprachen die vorher? Chinesisch?

    „Im Ersten Weltkrieg kämpften sie an der Seite des Deutschen Reiches“
    Nein, sie kämpften nicht „an der Seite“ des Deutschen Reiches, sozusagen als Alliierte, sondern sie waren schlicht und einfach Deutsche.

    „dass sie – genau wie die Wallonie und Flandern – ein gleichberechtigtes Bundesland in Belgien sei,“
    Wenn Paasch das wirklich so gesagt hat, hat er wissentlich eine Falschaussage gemacht. Die DG – und nicht „Ostbelgien“ – ist bis dato eben kein gleichberechtigtes Bundesland.

    „Mit dem Begriff Gemeinschaft verbinde man außerhalb von Belgien nicht unbedingt eine Region mit Gesetzgebungshoheit.“
    Tut man das mit der Bezeichnung „Ostbelgien“, die dazu noch eine „offene Standortmarke“ sein soll?

    „Zukünftig auch neue Arbeitskräfte?“
    In manchen Gemeinden Nordostbelgiens stellen die ausländischen Mitbürger so um die Hälfte der Einwohner. Wo arbeiten die? In Ostbelgien oder doch eher im Großsaum Aachen?

    „Fachkräftemangel, erzählt Ministerpräsident Paasch. Er hofft, dass ein neuer Name daran etwas ändern wird.“
    Mein Gott, macht der Mann sich Illusionen. Als ob der neue Name da magische Kräfte entfalten würde und die Leute in Südostbelgien davon abhalten würde, nach L zu pendeln.

    „Ich glaube, dass man uns zu Recht nachsagt, dass wir fleißig und diszipliniert arbeiten. Aber auf der anderen Seite können wir auch so richtig feiern.“
    Das habe ich schon an anderer Stelle kommentiert. Als ob die Deutschen nicht feiern und die Franzosen nicht arbeiten könnten. „Ostbelgien, Das kann nicht jeder?“

    „Ostbelgier feiern exzessiv Karneval. Das ist ungewöhnlich im Rest des Landes Belgien.“
    Unsinn, gefeiert wird Karneval fast überall, wenn auch nicht unbedingt der „rheinische“ und auch nicht unbedingt „exzessiv“, was immer das heißen mag.
    OB (offene…): Welkenraedt, Malmedy, Stavelot, Aubel, Herve (Cavalcade), Goé, Moresnet („Kenehemo“) und, und…
    Wallonie: Binche, Tilff, Bastogne, Arlon, Mons, und, und…
    Flandern: Limburg, und, und: http://www.fenvlaanderen.be/carnavalstoeten/overzichtstoeten

    Man fragt sich, was man von den Informationen, die die Medien uns tagtäglich über nahe und ferne Regionen und Ereignisse liefern, zu halten ist, wenn in einem so kurzen Beitrag über ein im Grunde belangloses Thema solch eine Menge von Ungereimtheiten vorkommt.

  7. Dieter Leonard

    Würden die Politiker weniger Ungereimtheiten verbreiten, würden die Medien vielleicht auch weniger ungereimt berichten … oder besser, die Ungereimtheiten hinterfragen.
    Kein „ostbelgischer“ Journalist hat es bisher „gewagt“, die Regierung der DG (bzw. die ostbelgische Regierung!) auf die offensichtlichen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Srandortmarke Ostbelgien zu konfrontieren. Eigentlich unglaublich…

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