Notizen

Mit der Borussia aus Mönchengladbach kommt ein Sympathieträger nach Eupen

Der Mönchengladbacher Mittelfeldspieler Günter Netzer (r), der sich drei Minuten zuvor selbst eingewechselt hat, erzielt aus vollem Lauf das 2:1 gegen den 1. FC Köln in der Verlängerung des DFB-Pokalfinals am 23. Juni 1973 vor 69.900 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion. Foto: picture alliance/dpa

Die Borussia aus Mönchengladbach zählt seit den 1970er Jahren zu den sympathischsten und beliebtesten Klubs der Bundesliga. Der Verein hat auch in Ostbelgien viele Anhänger. Am Mittwoch ist die „Fohlenelf“ vom Niederrhein im Eupener Kehrweg-Stadion zu Gast.

Um das Phänomen Borussia Mönchengladbach zu verstehen, muss man etwas weiter in die Geschichte der Bundesliga zurückgehen, genauer: in die 1970er Jahre, bis heute das erfolgreichste Jahrzehnt in der Klubgeschichte der Mönchengladbacher.

Mit der ersten Deutschen Meisterschaft 1970 fing alles an. Noch Ende der 1960er Jahre zog der Aachener Tivoli viele Bundesliga-Fans aus Ostbelgien an, vor allem mit der Verpflichtung des belgischen Nationalspielers Roger Claessen von Standard Lüttich 1968, mit dem die Alemannia 1969 sensationell Deutscher Vizemeister wurde.

Thorgan Hazard, der Belgier in den Reihen von Borussia Mönchengladbach. Foto: Shutterstock

Nur ein Jahr später folgte für Aachen der bittere Abstieg aus der Bundesliga, und just in dem Jahr gewann Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Meisterschale.

In jenem Jahrzehnt wurde die Borussia insgesamt 5 Mal Deutscher Meister (1970, 1971, 1975, 1976, 1977) und 2 Mal Vizemeister (1974, 1978). 1973 gewann man zudem den DFB-Pokal.

Und obwohl das Wort „Mönchengladbach“ von Anderssprachigen nur schwer auszusprechen war, machte sich der Klub aus der Provinzstadt am Niederrhein in ganz Europa einen Namen.

1975 und 1979 gewann Gladbach den UEFA-Pokal und erreichte 1977 das Endspiel des Europapokals der Landesmeister (heute Champions League) und des Weltpokals.

Weltstar Günter Netzer

Trainer der „Fohlenelf“ war Hennes Weisweiler, und die Borussia konnte sich in jenen Jahren sogar einen Weltstar wie Günter Netzer leisten, zumindest bis zu dessen Wechsel zu Real Madrid im Jahr 1973.

In jener Zeit wuchsen auch in Ostbelgien die Sympathien für die Mannschaft vom Bökelberg. Viele Fußballfans aus dem deutschsprachigen Gebiet Belgiens wurden damals Fan und Dauerkarten-Besitzer von Mönchengladbach. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurden dies auch ihre Kinder und Enkelkinder.

Unvergessen bleiben grandiose Spiele der Gladbacher wie das Pokalfinale 1973 in Düsseldorf gegen den 1. FC Köln, als sich Günter Netzer angeblich selbst einwechselte und kurz darauf den Siegtreffer erzielte.

In weniger guter Erinnerung ist den Fans der Borussia das „Büchsenwurfspiel“ geblieben, als Mönchengladbach im Oktober 1977 Inter Mailand mit 7:1 (!) besiegte, die Partie aber wiederholt werden musste, weil der Italiener Roberto Boningsegna von einer Büchse getroffen wurde. Das Wiederholungsspiel endete 0:0 – Gladbach schied aus.

Am 1. August 2000 feierte Borussia Mönchengladbach das 100-jährige Vereinsjubiläum. Aus diesem Anlass wählten die Gladbacher Supporter eine Jahrhundertelf.

Deren Trainer war natürlich Hennes Weisweiler: Wolfgang Kleff – Berti Vogts, Hans-Günter Bruns, Wilfried Hannes, Patrik Andersson – Rainer Bonhof, Stefan Effenberg, Herbert Wimmer, Günter Netzer – Jupp Heynckes, Allan Simonsen.

Einmal Borussia, immer Borussia

Fan von Gladbach sind viele Ostbelgier auch in jenen Jahren geblieben, als die Erfolge ausblieben und die Borussia 1999 und 2007 sogar in die zweite Liga absteigen musste.

Der Borussia-Park in Mönchengladbach ist seit 2004 die Heimstätte der „Fohlenelf“. Foto: Shutterstock

Ab 2011 ging es mit der Borussia wieder bergauf. Inzwischen war die Mannschaft vom alten Bökelberg zum Borussia-Park gezogen. Die beste Platzierung seitdem war der dritte Platz 2015.

Seit 2014 spielt mit Thorgan Hazard ein belgischer Nationalspieler in den Reihen der heute von Ex-Alemannia-Trainer Dieter Hecking betreuten Mannschaft. Bis 2015 hatte Filip Daems im Borussia-Park die Farben des Nachbarlands vertreten. Weitere Belgier im Dress der Borussia waren im Laufe der Jahre Joris Van Houdt, Wesley Sonck und Logan Bailly.

Ein Letztes noch zu Ostbelgien: Mehrere Profis wohnten während ihrer Zeit in Mönchengladbach in unserem Gebiet. Dies galt u.a. für Martin Schneider, Karlheinz Phlipsen und Martin Dahlin.

Es war die Zeit, als Profifußballer steuerlich noch als Künstler galten und durch ihren Wohnsitz im benachbarten Grenzland vom deutschen Fiskus bevorteilt wurden. (cre)

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