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Lothar Klinges: „Papst Franziskus Mann des Volkes und Anwalt der Armen“

Lothar Klinges, Pfarrer im Pfarrverband Bütgenbach-Weywertz-Elsenborn.

Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Mitte Februar hatte Lothar Klinges, Pfarrer in der Pfarrgemeinschaft Bütgenbach-Weywertz-Elsenborn, in einem Beitrag für „Ostbelgien Direkt“ seine Erwartungen an das künftige Kirchenoberhaupt formuliert („Ein Pfarrer redet Klartext“). Jetzt, wo dieses gewählt worden ist, liefert uns Klinges in einem weiteren Artikel seine Einschätzung über Papst Franziskus.

Kurz nach Beginn der Messe am Mittwochabend in Weywertz kam der Mann unserer Küsterin in die Michaelskapelle gestürzt und präsentierte mir einen Zettel: „Habemus Papam!“. Ich habe den Gottesdienst daraufhin unterbrochen und die Nachricht den Gläubigen in unserer Kapelle mitgeteilt. Daraufhin applaudierten alle, und ich erteilte der Küsterin den Auftrag, die Glocken läuten zu lassen, in Weywertz.

Kurz daraufhin läuteten die Glocken in allen Kirchen des Pfarrverbandes Bütgenbach-Elsenborn-Weywertz. Alle Gläubigen in der Kapelle stimmten ein in das Lied „Großer Gott, wir loben dich.“

Hochsymbolischer Schritt in die neue Welt

Die Entscheidung für Jorge Mario Bergoglio ist für mich ein hochsymbolischer Schritt hinaus aus dem alten Kontinent in die neue Welt, Lateinamerika: eine mutige Entscheidung der Kardinäle im Konklave, erstmals in der Neuzeit einen Papst von einem anderen Kontinent zu wählen. Weltkirche statt Eurozentrismus.

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Und dass er sich den Namen Franziskus gibt und damit an den Heiligen der Armut und der Armen, der Demut und auch der Kirchenreform erinnert, ist ebenfalls von großer Bedeutung: Der neue Papst ist ein Mann des Volkes und verankert sich im Volk. Der Name „Franziskus“ ist Ausdruck seiner inneren Haltung einer dienenden Kirche und wohl auch seines „Programms“, ein Anwalt der Armen, der den Politikern jeglicher Couleur ins Gewissen redete.

Er führte einen bescheidenen, schlichten Lebensstil, wohnte in einer Wohnung nahe der Kathedrale, benutzte U-Bahn und Omnibusse wie gewöhnliche Bewohner der argentinischen Hauptstadt. In seinem Heimatland ist er als „Kardinal der Armen“ bekannt, ein politischer Seelsorger der verarmten Vorstädte, der die Probleme sozialer Ungerechtigkeit kennt und sie anprangert. Damit ist ein starkes Zeichen gesetzt, das die Kirche Anwalt der Armgemachten und Entrechteten ist, eine Pastoral für die kleinen Leute.

Seine ersten Worte machten deutlich, dass er nicht alleine die Kirche regieren will. „Nun beginnt ein gemeinsamer Weg der Brüderlichkeit, Liebe und des Vertrauens miteinander“, sagte der Papst nach einem kurzen Gebet für seinen Vorgänger Benedikt. „Ein jeder möge für den anderen beten und für die Welt, denn sie ist eine große brüderliche Gemeinschaft“, sagte Franziskus. Ein wirklich demütiger Amtsantritt.

Seine Botschaft ist klar – und ganz im Zeichen der Bescheidenheit: Erst einmal sollten die Gläubigen auf dem Platz dafür beten, dass ihm, dem neuen Bischof von Rom, Segen zuteil werde. „Bischof und Volk, ein gemeinsamer Weg“, und der lebt vom Vertrauen.

Spitze der Kirche ist durchaus handlungsfähig

Der Petersdom in Rom: Foto: Shutterstock / Pavel L

Der Petersdom in Rom: Foto: Shutterstock

Sicher, er ist nicht mehr jung: Mit 76 Jahren ist es wieder ein alter Mann auf dem Stuhle Petri. Für mich ist das aber auch ein Signal, dass die Kardinäle diesen Dienst an der Spitze der katholischen Kirche nicht zu sehr stark personalisieren möchten. Franziskus wird dieses Amt für eine Zeit bekleiden, dann geht es weiter.

Das Konklave war sehr kurz. Kaum begonnen, war es schon wieder vorbei. Hier zeigt sich, dass die 115 Kardinäle allen Unkenrufen zum Trotz entscheidungsfähig sind. Von Blockaden im Konklave war im Vorfeld die Rede, aber davon kann keine Rede mehr sein. Die Spitze der katholischen Kirche ist also durchaus handlungsfähig.

Vor ihm liegen große Herausforderungen: die Reform der Kurie, die Wiederbelebung der Ökumene, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, die Fortführung der Konzilsreformen, die Reform des Zentralismus, um frei zu werden für die Verkündigung des Glaubens. Denn darum geht es ja: um den Bezug der Menschen und der Kirche auf Jesus Christus hin, der gerade in Europa vielen Menschen fremd geworden ist.

Das ist die eigentliche Mission dieses Papstes: Er kommt aus einer kraftvollen Kirche und muss der Welt, nicht zuletzt uns Europäern, zeigen, welche Kraft in der Freude am Glauben liegt. Ich hoffe, dass von diesem bescheidenen Mann ein neuer Schwung ausgeht, den die Kirche braucht. Denn wichtig sind nicht Hierarchien, sondern das Vertrauen auf Gott und die Botschaft des Evangeliums.

Lothar Klinges, Pfarrer im Pfarrverband Bütgenbach-Weywertz-Elsenborn

Siehe auch Artikel „Argentinier Jorge Mario Bergoglio neuer Papst Franziskus

Siehe auch Artikel „Ein Pfarrer reden Klartext: Der neue Papst muss die heißen Eisen anpacken“

11 Antworten auf “Lothar Klinges: „Papst Franziskus Mann des Volkes und Anwalt der Armen“”

  1. Kommentator

    Der neue Papst wird der Kirche gut tun, denn er ist im Gegensatz zum Intellektuellen Benedikt XVI. offenbar ein Mann des Volkes. Ich glaube aber nicht, dass Franziskus, wie von Pfarrer Lothar Klinges erhofft, die heißen Eisen anpacken wird. Da wird sich gar nichts tun, befürchte ich.

    • Ich meine schon, dass er zumindest versuchen wird, „heiße Eisen“anzupacken.
      Denke aber, dass er von seiner „entourage“ in seinen Vorhaben gebremst wird. Es sei denn, er „ersetzt“ die derzeitigen Kurienkardinäle im Vatikan durch Leute seines Vertrauens. was aber schwierig sein wird.Papst Benedikt soll ja auch versucht haben,brisante Themen, wie etwa Kindesmissbrauch, anzugehen.Die Klerus-Mächtigen haben ihn in seinem Ansinnen da aber eher boykottiert .Nicht nur wegen Altersschwäche hat Benedikt „gekündigt“, viele (Insider) sind der Ansicht, er habe frustriert aufgegeben. In den Medien ist das auch erwähnt worden.Ich wünsche dem neuen Papst jedenfalls alles Gute.
      Auf dass er zumindest einige seiner Zielsetzungen erreichen möge.

  2. Münsteraner

    Ein gute Wahl !! Eine Biografie, die geprägt ist von der Erfahrung der Ungerechtigkeit und dem Kampfe für die Entrechteten. Volksnah in der Tat, aber auch treu dem Glauben der katholischen Lehre – ein konservativer Papst mit Herz für die Armen, die ihm keine Fremden sind. Mir persönlich ist seine Liebe zu eisernen katholischen Positionen aber auch wichtig…so u.a. für die Aufrechterhaltung eines katholischen Familienbildes. Wer in diesen Fragen von ihm Öffnung erwartet, wird enttäuscht werden…Ich fand es auch schön, dass er gestern für Papst Benedikt XVI gebetet hat (und mitbeten ließ)…denn dieser hat die Kirche zweifelsohne theologisch gefestigt…dieses Erbe braucht Papst Franziskus eigentlich nur dankend anzunehmen, und es um seine „lateinamerikanische Note“ zu erweitern…im Grunde haben wir doch derzeit zwei tolle Päpste!! Alles Gute Benedikt XVI! Alles Gute Franziskus!

  3. DAS HABEN SIE SCHOEN GESCHRIEBEN HERR PASTOR DAS STIMMT
    ICH WUENSCHE UNSEREM NEUEN PAPST
    VIEL GESUNDHEIT EIN LANGES LEBEN UND GOTTESSEGEN AUF ALL SEINEN WEGEN
    DER PAPST WIRD ES NICHT LEICHT HABEN JEDEM ES RECHT ZU MACHEN BEI DER HEUTIGEN WELT

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