Notizen

Kataloniens Regierungschef setzt Unabhängigkeit aus

Der inzwischen abgesetzte und angeklagte katalanische Regierungschef Carles Puigdemont sitzt am 10.10.2017 in Barcelona im katalanischen Regionalparlament vor seiner Rede. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

Der Regierungschef von Katalonien, Carles Puigdemont, hat die angekündigte Unabhängigkeit von Spanien verschoben und zu Gesprächen aufgerufen. Er setze den Prozess für die Unabhängigkeit aus, um in den nächsten Wochen einen Dialog und eine Vermittlung mit Madrid einzuleiten, sagte der 54-Jährige am Dienstag vor dem Regionalparlament in Barcelona.

Damit hat der Chef der Regionalregierung eine weitere Zuspitzung der Krise vorerst vermieden.

Am Sonntag vor einer Woche hatte Puigdemont ungeachtet eines Verbots durch das Verfassungsgericht und gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid ein Referendum über die Unabhängigkeit abhalten lassen.

Menschen versammeln sich am 10.10.2017 in Barcelona für eine Demonstration für die Unabhängigkeit Kataloniens am Arc de Triomf (Triumphbogen) und schwenken „Estelada“-Flaggen. Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Bei der von den Gegnern der Abspaltung mehrheitlich boykottierten Befragung gewann das „Ja“-Lager mit rund 90 Prozent, die Beteiligung lag nur jedoch bei nur 43 Prozent. Dennoch reklamierte Puigdemont anschließend, damit habe Katalonien das „Recht auf Unabhängigkeit“ erlangt.

Puigdemonts Auftritt vor dem Regionalparlament am Dienstag in Barcelona war mit Spannung und Nervosität erwartet worden. Noch kurz vor seiner Rede hatte der Innenminister der Zentralregierung, Juan Ignacio Zoido, einen „letzten Aufruf“ an Puigdemont gemacht, von einer Unabhängigkeitserklärung abzusehen.

Schon ab dem Nachmittag hatten sich immer mehr Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung unweit des Parlaments versammelt. Die Stimmung war zunächst gespannt, aber friedlich. Auf dem Platz vor dem Parlament brandete immer wieder Jubel auf, wenn Puigdemont vom Ergebnis des Referendums sprach.

Eine Frau umarmt am 08.10.2017 in Barcelona bei einer Großkundgebung gegen die Abspaltung von Spanien einen Polizisten der Guardia Civil. Foto: Danilo Balducci/ZUMA Wire/dpa

Puigdemont kritisierte bei seiner Rede von dem Parlament in Barcelona die Zentralregierung in Madrid heftig. Diese habe jeden Versuch des Dialogs von Seiten Kataloniens abgelehnt: „Die Antwort war immer eine radikale und absolute Weigerung, kombiniert mit einer Verfolgung der katalanischen Institutionen“, sagte der katalonische Regierungschef. An alle Spanier gerichtet fügte er hinzu: „Wir sind keine Verbrecher, keine Verrückten, keine Putschisten.“

Ministerpräsident Mariano Rajoy wollte am Mittwoch (16.00 Uhr) vor der Abgeordnetenkammer in Madrid Stellung zu Puigdemonts Aussagen beziehen.

Sowohl die Abstimmung als auch ihr Ergebnis ist in Spanien und auch in Katalonien höchst umstritten. In der regionalen Hauptstadt Barcelona waren am Sonntag Hunderttausende Menschen gegen die Abspaltungspläne auf die Straße gegangen. (dpa)

10 Antworten auf “Kataloniens Regierungschef setzt Unabhängigkeit aus”

    • Johann Klos

      Richtig. Man kann jetzt ellenlange Kommentare dazu schreiben, oder ganz einfach schreiben: Katalanier wacht endlich auf, schaltet euer Gehirn ein und lauft dem Rattenfängern nicht länger hinterher!

  1. Zaungast

    Den fand ich soeben im Kommentar eines Foristen auf ZON:

    „Puigdemont ist wie der Typ, der vor seiner Clique angekündigt hat, vom Zehnmeterbrett zu springen. Jetzt steht er da oben, erkennt die Höhe, seine Freunde rufen “spring!“ und er bittet um zwei Minuten Zeit, sagt “gleich spring ich aber“ und überlegt wie das wohl aussieht, wenn er wieder runterklettert.“

    Eine Frage: Ist Bourgeois noch immer „neidisch“? Wäre er gesprungen?

  2. Germano-Belgier

    Seit Jahren wollen die Katalanen gehört werden, aber in der spanischen Regierung kümmert dies keinen. Erst jetzt wo sie nach Unabhängigkeit schreien schaut wenigstens der Rest der EU mal hin.
    Was wäre wenn wir als DG, pardon Ostbelgien, unter der Fuchtel der belgischen Regierung finanziell geschwächt, sprachlich diskriminiert und die regionalen Zuständigkeiten betreffend beschränkt würden, und unser Herr Paasch zur Unabhängigkeit ausrufen würde?
    Huch… ;-)

  3. Réalité

    Hallo Herr Cremer! Ihr Medium ist zu langsam, stelle ich fest!?_ Auf BRF Online konnte man schon vom „grossen Redner“ Herr Lambertz lesen! Er hat ja einen 20 Min. Vortrag gehalten zur Lage in der E U.
    Stellt sich sicher als der grosse Retter da vor?_ Als wenn die Restwelt noch so gerade auf ihn gewartet hätte?_ Was für ein Flohzirkus?_ Eben in der Intern. Presseschau verurteilte eine Tageszeitung diesen „Club der Regionen“, indem da ein jeder sein eigenes Süppchen kochen möchte. Ein reiner „Postensucherclub“. Überall wird gespart und fusioniert und zusammengelegt, hier wird Europa so „richtig ZERLEGT“! Indem man noch eine Instanz auf die anderen vielen noch drauf setzt! Wem nutzt das ganze?_? Alleine nur um den Bewerbern und Möchtegernen allemal ein Nest zu geben! „Ein „EHRENNEST“, so uns Edi…..
    Wer bezahlt den ganzen Zirkus?_? Raten sie mal?_?

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