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Fußball soll mit weiteren radikalen Änderungen attraktiver werden

Illustrationsfoto: Shutterstock

Nach der Einführung der Torlinien-Technik und des Videobeweises, der ab der neuen Saison 2017-2018 u.a. in Belgien und in der Bundesliga eingeführt wird, steht der Fußball vor weiteren radikalen Veränderungen.

Die FIFA-Regelhüter vom  International Football Association Board (IFAB) wollen den Fußball durch eine „Regel-Revolution“ fairer und attraktiver machen.

Nur noch 60 Minuten Spielzeit, Tor statt Elfmeter bei Handspiel auf der Linie, Punktabzug bei Kritik am Schiedsrichter, kein Nachschuss bei Elfmeter – der Fußball könnte vor einer Revolution stehen.

Der Technische Direktor des IFAB, David Elleray, früher Schiedsrichter in der Premier League, hat ein radikales Strategiepapier vorgelegt, aus dem die Londoner „Times“ nun die Einzelheiten veröffentlicht hat.

Ziel sei es, den Fußball attraktiver und fairer zu machen. Zudem soll der Ball mehr im Spiel gehalten sowie das Verhalten von Spielern und Trainern verbessert werden, so Elleray.

Die Vorschläge im Überblick

Nachfolgend die wichtigsten Vorschläge im Einzelnen, von denen einige durchaus radikal sind:

AS-Eupen-Kapitän Luis Garcia (Nr. 10) vor einem Freistoß. Möglicherweise wird der Ball künftig nicht mehr ruhen müssen. Foto: OD

1. 60 statt 90 Minuten: Die Spieldauer wird auf „effektive Spielzeit“ umgestellt. Statt 90 Minuten wird nur noch 60 Minuten gespielt.

2. Bei Freistößen und Eckbällen sollen Spieler sich den Ball selbst vorlegen können: Bisher ist das nicht erlaubt, Spieler dürfen ihn lediglich einmal berühren. Dies soll den Mannschaften mehr Möglichkeiten bei der Ausführung von Standardsituationen geben.

3. Standardsituation: Laut Vorschlag des IFAB soll der Ball bei dessen Ausführung nicht mehr ruhen müssen

4. Aufnahme eines Rückpasses durch den Torwart mit der Hand: Dies wird bislang mit einem indirekten Freistoß geahndet. Das IFAB schlägt nun vor, dieses Vergehen mit einem Elfmeter zu bestrafen.

5. Ein Spieler verhindert ein Tor mit der Hand auf der Torlinie: Dies wird als Tor gewertet werden – unabhängig davon, ob der Ball im Tor gelandet ist oder nicht.

6. Bei Elfmetern ist kein Nachschuss mehr erlaubt: Stattdessen gibt es Abstoß. Dadurch würde das Hereinrennen der Mitspieler in den Strafraum verhindert.

7. Abstöße: Spieler sollen diese künftig auch innerhalb des Strafraums annehmen dürfen.

8. Meckern lohnt sich nicht: Kritik am Schiedsrichter wird mit Tor- oder Punktabzug bestraft.

9. Abpfiff: Das Spiel wird erst beendet, wenn der Ball im Aus ist.

IFAB: Gralshüter der Fußballregeln

Die Vorschläge werden in den kommenden Monaten innerhalb der FIFA diskutiert und dann beim nächsten IFAB-Meeting im März 2018 abschließend besprochen.

Kritik am Schiedsrichter (hier Sébastien Delferière beim Spiel Antwerp-AS Eupen vor einem Jahr) wird mit Tor- oder Punktabzug bestraft. Foto: Belga

„Es gibt kein Zeitlimit, sondern wir haben eine Fünfjahres-Strategie. Manche Änderungen werden schneller kommen, andere gar nicht. Es hängt davon ab, was der Fußball will“, sagte Elleray.

Das IFAB besteht aus acht Mitgliedern, vier aus der FIFA und je einem aus England, Schottland, Wales und Nordirland. Entscheidungen benötigen mindestens sechs Stimmen, wobei die FIFA immer ihre vier Stimmen im Block abgibt.

Sollte der IFAB, der auch als Gralshüter der Fußball-Regeln bezeichnet wird, die Vorschläge teilweise oder komplett verabschieden, müsste danach noch die FIFA über die Umsetzung entscheiden. (welt.de/sport1/cre)

15 Antworten auf “Fußball soll mit weiteren radikalen Änderungen attraktiver werden”

  1. Pensionierter Bauer

    Der Fußball ist so beliebt wie er ist nur weil er so ist wie er ist. Warum in einem so erfolgreichen Sport massiv eingreifen. 60 statt 90 Minuten, man holt den Faktor Kondition aus dem Spiel raus. Tor statt Elfer bei Handspiel auf der Linie, ein jeder der Fußball liebt kennt doch den spannenden Moment beim Elfer. Warum kein Nachschuß mehr beim verschossenen Penalty? Es ist doch toll, dass das Spiel dann gleich normal weiterläuft.
    Hier versuchen Wichtigtuer etwas erfolgreiches zu zerstören. Denn es gibt Gründe dafür dass der Fussball da steht wo er steht. Never change a winning team ! Das gilt auch für das Regelwerk.

    • Gemein(d)e

      Naja, man sollte es auch so schreiben ,dass es jeder versteht , jedesmal wenn der Ball ins aus geht, oder es ein Foul oder auch eine lahmarschige 2 Minuten lange Auswechselung gibt, soll die Zeit angehalten, Unter dem Strich , glaube ich das die Spiele am Ende die gleiche Dauer haben.
      Spiele wo auf Zeit gespielt werden fallen dann weg. Oft genug wird 5 minutenlang diskutiert und nur 1 Minute nachgespielt.

    • Pensionierter Bauer

      Wenn dazu die WM auch noch auf 48 Teams erhöht wird, dann ist es mit der Atraktivität des Fußballs endgültig vorbei. Heute sieht man doch schon dass immer mehr Vereine fusionieren, weil sie mit der Jugendarbeit nicht mehr hinterher kommen.

      • Réalité

        Herr Bauer, bleiben Sie bei Ihren „Leisten“! WM auf 48 erhöhen, was hat das mit der Jugendarbeit der kleinen Clubs zu tun!?_?_? So ein Blödsinn hatten wir schon länger nicht mehr?_?

        • Pensionierter Bauer

          Herr Réalitè, wenn ich über Fußball nachdenke, dann tue ich dies weil ich fast ein ganzes Leben damit zu tun hatte. Ich habe das bischen Freizeit welches mir neben meinem Beruf blieb genutzt um in einem Fußballverein im DG Norden aktiv zu sein. Ich habe fast alle Stufen durchlaufen, vom Minimesspieler bis hin zum Vorstandsmitglied. Ich war in der Jugendarbeit dabei als immer mehr Kinder und Jugendliche in die Vereine kamen, ich glaube mich zu erinnern dass die AS damals vier Minimesmannschaften â elf Spieler in der Meisterschaft am Start hatte. Aber ich habe auch gesehen wie mit den Veränderungen im Profifußbal die Jugend immer mehr den Vereinen fernblieb und bleibt. Man kannte damals etliche Leute die in den oberen Ligen spielten persönlich. Ich erinere hier nur an Armand Taeter aus Kelmis oder am großen Trevisan aus Herbesthal. Heute weiß ein jedes Kind dass die oberen Ligen für einheimische praktisch tabu sind, Auch das Zuviel im TV macht es nicht unbedingt interessanter. Ich und viele Andere gingen zur AS da spielten die mit Malmedy und in der Hütte am Kehrweg waren genau so viele Zuschauer wie heute in der D1. Um Fußball atraktiv zu halten muss die Jugend Vorbilder in greifbarer Nähe haben und das Spiel das bleiben wodurch es groß wurde. Alles hat eben mit allem zu tun Réalitè.

  2. Wenn man den Fussball wirklich interessanter machen will, sollte man diese unsägliche FIFA endlich abschaffen oder wenigstens ausbooten. Dieser von Korruption und anderen Skandalen durchzogene Verband mit seinen Uraltfunktionären ist noch überflüssiger als ein Kropf im Hals!

    Die großen Verbände sollten sich zusammentun und einen eigenen Dachverband gründen. In diesem Verband dürften dann nur noch Ex- Fußballer bis zu einem Alter von 55 Jahren Funktionär werden. Dann gibt es auch garantiert nicht mehr solche Schwachsinnsentscheidungen wie eine WM in Katar bei 50 Grad im Schatten oder geschweige denn im Winter!

  3. Mischutka

    Zu Punkt 8 : Kritik am Schiedsrichter …. Wenn also ein Spieler zum Schiri sagt „Hey, hast du das nicht gesehen, du brauchst dringend eine Brille“… ist das also Kritik. Und die Mannschaft wird bestraft. Dabei hat der Spieler es doch nur gut gemeint und dem Schiedsrichter einen augenärztlichen Rat gegeben. Es sind ihm sogar die (Augen-)Arztkosten erspart geblieben…. Ungerechter Kram…..
    MfG.

    • Für diesen „augenärztlichen Rat“ würde ein Spieler mit Sicherheit mit Rot vom Platz fliegen. Deshalb wird wohl kaum ein Spieler dem Schiedsrichter einen solchen „Rat“ geben.

      Die FIFA hat damit allerdings mit Sicherheit nicht solch krasse Kritik im Blick. Die alten Herren bei der FIFA wollen keinerlei Kritik an ihrer Diktatur hören. Zu einem Punktabzug würde im Fall einer Regeländerung mit Sicherheit schon eine Aussage wie „der Schiedsrichter hat uns heute auch nicht gerade übervorteilt“ führen, die unter Adrenalin unmittelbar nach dem Spiel getätigt wird. Das ist, wie fast alles was in den letzten Jahrzehnten von der FIFA gekommen ist, völliger Nonsens. Die FIFA gehört abgeschafft!

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