Politik

Deutschland nach der Wahl: Merkel buhlt um SPD – Eklat bei der AfD

Frauke Petry, Bundesvorsitzende der AfD, verlässt am 25.09.2017 in Berlin die Bundespressekonferenz unter den Blicken von Jörg Meuthen, Alexander Gauland und Alice Weidel (v.l.n.r.). Foto: Bernd Von Jutrczenka/dpa

AKTUALISIERUNG – Nach den massiven Verlusten bei der deutschen Bundestagswahl rumort es heftig in der Union. Wahlgewinner AfD steht bereits am Tag nach dem Urnengang vor einer Zerreißprobe: Parteichefin Frauke Petry sorgte am Montag für einen Eklat.

Die in Bayern abgestrafte CSU hält zwar an der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag fest. In Sondierungsgespräche mit möglichen Koalitionspartnern möchten die Christsozialen aber erst dann eintreten, wenn der künftige Kurs mit der Schwesterpartei geklärt ist.

Dabei zeichnen sich Konflikte darüber ab, wie die zur rechtspopulistischen AfD abgewanderten Wähler zurückzugewinnen sind – mit einem Rechts- oder einem Mitte-Kurs.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)) spricht am 25.09.2017 bei einer Pressekonferenz im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa

Dies könnte auch Gespräche über ein „Jamaika“-Bündnis mit FDP und Grünen erschweren. Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel will daher auch mit der koalitionsunwilligen SPD über eine stabile Regierung sprechen. Sie verteidigte am Montag ihre umstrittene Migrations- und Flüchtlingspolitik, zugleich übernahm Merkel persönlich Verantwortung für die politische Polarisierung in Deutschland.

Der große Wahlgewinner AfD steht derweil unmittelbar nach dem Triumph vom Sonntag vor einer Zerreißprobe. Der interne Streit der Rechtsaußen-Partei um eine eher bürgerliche oder national-völkische Ausrichtung eskalierte, als die Vorsitzende Frauke Petry überraschend eine Pressekonferenz mit den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland verließ – und danach ankündigte, sie wolle nicht Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion sein.

Die AfD-Spitzenkandidatin für die Wahl, Alice Weidel, und Bundesvorstandsmitglied André Poggenburg forderten Petry auf, die Partei zu verlassen.

AfD vor einer Zerreißprobe

Um eine eigene Fraktion zu bilden, müsste Petry mindestens 35 Abgeordnete dazu bringen, sich ihr anzuschließen. Auf diese Frage werde es „sicherlich in den kommenden Tagen und Wochen Antwort“ geben, sagte sie.

Ein weiteres Zeichen für die Zerrissenheit der rechtskonservativen Partei: Die Abspaltung von vier der 18 Mitglieder der AfD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern am Montag wegen politischer Differenzen.

Nach Petrys Abgang entschuldigte sich Co-Parteichef Jörg Meuthen. „Das ist auch mit uns nicht abgesprochen gewesen.“ Zuvor hatte er Petry heftig attackiert. Dass sie sich wiederholt von beiden Spitzenkandidaten distanziert habe, sei „wenig hilfreich“ und „nicht hinnehmbar“.

Jörg Meuthen, Alexander Gauland, Alice Weidel und Frauke Petry (v.l.n.r.) von der Partei Alternative für Deutschland (AfD) stehen am Tag nach der Wahl in der Bundespressekonferenz in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa

Spitzenkandidat Alexander Gauland wies den Vorwurf von sich, er habe Petrys Ausstieg aus der Fraktion mit seinen nationalkonservativen Äußerungen über die „Leistungen“ von Wehrmachtsoldaten oder der Aussage über die „Entsorgung“ der Bundes-Integrationsbeauftragten Aydan Özoguz provoziert.

Die AfD war am Sonntag drittgrößte Fraktion im Bundestag geworden. Die Partei will nach der Konstituierung des Parlaments zuerst einen Untersuchungsausschuss zum Verhalten Merkels in der Flüchtlingskrise beantragen, wofür sie aber keine eigene Mehrheit hat.

In der Unions-Kursdebatte geht es nach Auffassung der CSU um viel mehr als die eigene Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge, die die CDU bisher ablehnt.

„Man kann nicht in eine Sondierung gehen, wenn CDU und CSU hier nicht eine einvernehmliche Position haben“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer. Seine Partei wolle nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern „in aller geschwisterlichen Freundschaft“ mit der CDU über den künftigen Kurs sprechen.

Merkel sagte in Berlin, die Unions-Verluste von 8,5 Prozent bei der Bundestagswahl am Sonntag seien „auch mit mir verbunden als Person. Und zwar ganz offensichtlich“. Die Bundesregierung habe in der Flüchtlings- und Migrationspolitik eine große Entwicklung gemacht, zugleich aber noch viel Arbeit vor sich. Herausforderungen durch illegale Migration und Probleme in ländlichen Räumen und sozialen Brennpunkten seien nicht gelöst, das habe zu Stimmengewinnen für die AfD geführt. Fehler der Union im Wahlkampf sah Merkel nicht.

„Jamaika“ einzig denkbare Variante

Nach der Absage der SPD an eine erneute große Koalition ist ein schwarz-gelb-grünes Jamaika-Bündnis die einzig denkbare Variante. Grüne und FDP erklärten am Montag ihre Bereitschaft zu ernsthaften Sondierungen.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber rief die potenziellen Partner zu Kompromissbereitschaft auf. Alle Parteien rechnen jedoch mit komplizierten Gesprächen. Merkel wollte sich auch deswegen noch nicht endgültig von der Option SPD verabschieden. Es sei sehr wichtig, dass Deutschland auch künftig eine stabile Regierung habe, sagte die Kanzlerin.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (links) und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nehmen am 25.09.2017 in München nach einer CSU-Vorstandssitzung an der Pressekonferenz teil. Foto: Sven Hoppe/dpa

Nach dem 20,5-Prozent-Desaster bei der Bundestagswahl will Parteichef Martin Schulz die SPD zumindest in Teilen neu aufstellen. Er schlug die amtierende Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) als künftige Vorsitzende der SPD-Fraktion vor. Schulz versprach, das Fiasko bis zum Parteitag Anfang Dezember in Gremien, Klausursitzungen und acht Regionalkonferenzen aufzuarbeiten und ausführlich über den Kurs der Partei zu beraten. Eine erneute große Koalition schloss der unterlegene Spitzenkandidat auch nach Merkels Gesprächsangebot aus.

Nach dem vorläufigen Endergebnis fiel die Union auf ihr schwächstes Ergebnis seit 1949: 33 Prozent (2013: 41,5). Die SPD stürzte auf ein Rekordtief von 20,5 Prozent (25,7). Die AfD, 2013 knapp gescheitert, legt mit 12,6 Prozent auf knapp das Dreifache zu (4,7). Die FDP kehrt mit 10,7 Prozent in den Bundestag zurück (4,8). Die Linken verbuchen 9,2 Prozent (8,6), die Grünen 8,9 (8,4). Mit 709 Abgeordneten ist der Bundestag in der neuen Wahlperiode so groß wie nie zuvor. Die Sitzverteilung sieht nach Angaben des Bundeswahlleiters so aus: CDU/CSU: 246 Mandate, SPD: 153, AfD: 94, FDP: 80, Linke: 69, Grüne: 67. Die Wahlbeteiligung betrug 76,2 Prozent (2013: 71,5). (dpa)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

75 Antworten auf “Deutschland nach der Wahl: Merkel buhlt um SPD – Eklat bei der AfD”

  1. Ekel Alfred

    Man kann das Ergebnis der AFD schlechtreden wie man will (auch bei Anne Will), feststeht, die AFD wird nach dem Versagen der traditionellen Parteien mitmischen….und das ist auch gut so….

    • @ Alfred

      Was soll daran gut sein? Krawallmacher und Neonazis im deutschen Parlament daran ist nichts gut.
      Es wird dem Ansehen Deutschlands in der Welt nur schaden.
      Erste Gratulantin der AfD war Gestern abend Frau LePen. Das zeigt doch wo es hingehen soll.
      So ein Deutschland wollen wir nie mehr wieder.

      • DenAhlen

        Es ist gut, weil unser politisches System ansonsten nicht mehr demokratisch wäre! Frau Petry hat es der Moderatorin der Nachrichtensendung gestern nochmal erklärt: Das die Medien dieses Ergebnis der Wahlen jetzt kritisieren ist einer der Gründe dafür, dass die AfD gewählt wurde! Merkel Leitmotiv ist doch: „Wir schaffen das!“ Na dann mal los! Dieses Wahlergebnis ist nicht vom Himmel gefallen! Die Frau Bundeskanzlerin soll was tun, damit sich dieser Trend wieder wendet!

        • @ DenAhlen

          Was Frau Petry von der AfD hält sah man heute morgen auf der Bundespressekonferenz. Da hat sie erklärt einer künftigen AfD Fraktion nicht angehören zu wollen.
          Da sie ein Direktmandat hat ist sie somit die erste fraktionslose Abgeordnete im noch nicht einberufenen Bundestag. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff noch bevor es ablegt.
          Ich denke mit diesem Bundestag werden wir noch sehr viel Spass haben.
          Im Übrigen haben Nazis in einem Deutschan Parlament nichts zu suchen. Das gebietet schon der Blick auf die Geschicchte und der Respekt vor den Opfern der Nazidiktatur.

        • @ nmm

          Auch so ein dummer Spruch der von keinerlei Sachkenntnis getrübt ist. Weder Frau Merkel, noch Herr Macron oder Herr Juncker können in der EU etwas bestimmen oder jemanden einen Willen „aufzwingen“.
          Da sich die EU nicht durchringen konnte das Mehrheitsprinzip zu respektieren ist es immer noch möglich das der kleinste „Partner“ allen anderen seinen (Un)Willen aufzwingen kann.
          Die EU ist aber immer noch eine Solidargemeinschaft. Das bedeutet auch das es Lasten und Vorteile gibt.
          Nur die Vorteile nutzen ohne die Lasten zu bedienen wird diejenigen die für die Vorteile sorgen irgendwann dazu bewegen sich auch zurückzuziehen.

          • DenAhlen

            „Die EU ist aber immer noch eine Solidargemeinschaft.“ In welcher EU leben Sie denn? Die EU setzt den Fokus allein auf die Wirtschaft! Bei der EWG war der Name ja noch Programm, jetzt heisst es eben EU, das Programm hat aber nicht geändert. Sagen Sie mir doch mal einen Aspekt, wo die EU-Länder sich untereinander „solidarisch“ verhalten!

            • Sagen Sie mir doch mal einen Aspekt, wo die EU-Länder sich untereinander „solidarisch“ verhalten!

              @ DenAhlen

              Jahr für Jahr werden aus EU Mitteln Beihilfen für Entwicklungsprojekte gezahlt. Selbst unsere Region bezieht Mittel aus EU Töpfen.

              • DenAhlen

                Schon klar, wir bekommen Mittel aus EU-Töpfen. Dennoch ist die EU keine „Solidaritätsunion“. Das sind Fördergelder für die Wirtschaft, um die Entwicklung in benachteiligten Gebieten zu stimulieren – denn das sind Absatzmärkte für den Innereuropäischen Handel. Die EU Staaten sind – auch nach 60 Jahren – immer noch Konkurrenten und keiner gibt dem anderen mehr als nötig! Und genau an diesen Themen, wo es darum geht echte Solidarität zwischen Unionsstaaten zu schaffen, scheiter die EU immer wieder! Wo ist denn die Solidarität wenn es um Steuern geht? Ich kann gut „solidarisch“ mit meinem Nachbarn sein und ihm mal eben eine Million aus einem EU-Topf schenke (den alle Staaten mitfinanzieren) wenn ich – während ich das tue – genau das Gegenteil in der Steuerpolitik mache (wo ich dann aber Milliarden Gewinn mache). Stichwort „Luxleaks“: ist das für Sie eine Solidaritätsunion? Luxemburg hat, als Finanzzentrum der Grossregion,den Nachbarstaaten jährlich Milliarden an Steuern legal „gestohlen“. Der Belgische Staat macht auch das gleiche (Steuergeschenke an Investoren) um die Firmen in das eigenen Land zu ziehen.

            • Welche Hoffnung verbinden Sie denn mit einem bankrotten Deutschland?

              – Irgendwelche Vorteile für dessen westliche Nachbarländer?
              – Eine EU unter der Führung des dann genesenen Polens?
              – Aufstockung der Strukturhilfen aufgrund des generellen Wohlwollens besagten genesenen Polens?
              – Polen übernimmt aufgrund der verfügbaren Mittel die Verteidung der NATO-Ostgrenze im Alleingang?
              – Sie haben an der Börse spekuliert und auf diesen Bankrott gewettet?
              – Ihr Ego geht daraus gestärkt hervor?

      • Pensionierter Bauer

        Die Krawallmacher standen gestern Abend vor dem AFD Festsaal in Berlin. Krawallmacher hatten wir vor einigen Wochen in Hamburg und zu Sylvester ’15 in Köln. Das waren aber jedesmal alles andere als AfDler.
        Es ist gut dass sie ins Parlamament eingezogen sind. Es ist gut dass die Alleingänge der Frau Merkel unter eine bessere Aufsicht gestellt werden

        • Merowinger

          Was soll diese Partei denn beaufsichtigen im Bundestag?
          Die Völkischen sind mehr mit sich selbst beschäftigt als mit ernsthafter Politik.
          Die wollen ein Land und ein Volk zurückholen die zu 87% nicht zurück geholt werden wollen.
          Blut und Boden sind Gedankengut aus längst vergangenen Zeiten. Damit kann man zwar ein vorhandenes Klientel versorgen aber keinen Modernen Staat führen.

          • Pensionierter Bauer

            Klar, es gibt in dieser Partei etliche Chaoten und auch Rechtsaußen. Die gemeinsame Basis mag heute noch ein sehr dünnes Eis sein, aber erinnern wir uns doch mal an den Anfang der achtziger Jahre als die Grünen ihre ersten parlamentarischen Schritte unternahmen. Keine der damals drei Parteien im Bundestag wollte mit der in Realos und Fundis heillos zerstrittenen Partei auch nur das geringste zu tun haben. Sie waren damals ein Sammelbecken aus allen möglichen Randgruppen, angefangen beim KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschlands) über Homoaktivisten, Umweltaktivisten,den grauen Panthern, radikalen Emanzipationgruppen, Sympatisanten und Anwälte der RAF bis hin zu Heimatlosen Linksindividualisten.Wenn man nun in den letzten Jahren schaut haben die sogar die Meinungshochheit im Land übernommen. Die AfD wird auch noch so manches internes Gewitter überstehen müssen bevor sie sich finden. Sie werden genau wie die Grünen damals das Parlament und die Politik verändern und wahrscheinlich den heutigen zu starken Linkskurs deutlich nach rechts korrigieren. Die Opportunisten aller Parteien werden schon alles für den Machterhalt tun und sich nach rechts verbiegen. So funktioniert nunmal Demokratie.

            • 35 Jahre später benötigen die Grunen eine Doppelspitze. Die Hoheit der Vielfältigkeit bleibt weiterhin deren Privileg. Die einzige Hochphase der Grünen war Außenminister Fischer, der sich einen Dreck um die Befindlichkeiten der Parteiströmungen geschert hat.

              AUf die sich aus der AfD herauskristallisierend Führungspersönlichkeit bin ich nicht so neugierig.

          • Pensionierter Bauer

            Immer und immer wieder die Nazikeule schwingen. Ja ich weiß Demokratie und Wahrheit können schonmal sehr hart sein. Ich rate euch das zu tun was die Linken früher immer verlangt haben; euch mal selbst zu hinterfragen und Selbstkritik üben. Wenn so viele Menschen diesen Schritt gehen, dann ist das der Ignoranz gegenüber den Alltagsproblemen vieler Menschen geschuldet. Im Übrigen, habe ich keine Lobeshymnen auf die AfD gesungen aber Festellungen darf man ja wohl noch machen. Hätte ich gestern in D wählen dürfen, ich hätte eine andere Partei als die AfD gewählt.

      • LosKotzos

        Hallo EdiG,
        Ich halte Sie wirklich für einen intelligenten Menschen.
        Ein Land in dem man wegen seiner Herkunft oder seiner Hautfarbe diskriminiert wird brauchen wir nicht.
        Aber haben wir das nicht schon?
        Materiell geht es uns so gut wie nie, auf jeden Fall den meisten.
        Sogar im Osten besitzen die heutigen Sozialhilfeempfänger mehr wie vor dreißig Jahren
        dem sozialistischem Arbeiter.
        Trotzdem wächst die Unzufriedenheit.
        Warum?
        Weil heute mehr diskriminiert wird als je zuvor.
        Heute strickt man nur für alles ein attraktives Mäntelchen.
        Sprich: Man fühlt sich verarscht und nicht mehr als Mensch wahrgenommen.
        Das ist flächendeckend. Ich würde aus dem Gefühl raus sagen das 70% sich nicht mehr
        von unseren Volksvertretern vertreten fühlen.
        Die anderen 30% sind Nutznießer des Systems und profitieren.
        Ändern lässt sich das mit normalen Mitteln nicht mehr.
        Der Mensch ist dumm und gierig. Das zählt für alle und hat mit dem Wissensstand nichts zu tun.
        Weil das so ist, ist eine Lösung ohne radikale Mittel nicht mehr möglich und führt zwangsläufig in
        einigen Jahrzehnten zum Untergang der menschlichen Rasse.
        Die Erde wird uns überleben.
        Und das ist gut so!!!!

        • Den Ahlen

          Natürlich fährt das System geradewegs an die Wand! Für mich ist der Grund, dass Arbeit nicht mehr wert ist und auch nicht honoriert wird. Gewinne auf möglichst kurze Zeit, das zählt! Ich höre gerne auf die Aussagen der arbeitenden Bevölkerung. Die Merkel hatte für diese Menschen keine befriedigenden Antworten! Die anderen Kandidaten zwar auch nicht, aber die waren ja auch nicht seit 12 Jahren Bundeskanzlerin!

        • @ LosKotzos

          Um das Verhalten der Menschen im Osten Deutschlands verstehen zu können muss man die Geschichte betrachten.
          Bis 1914 hatte man den Kaiser, die Obrigkeit sagte wo es lang ging und sorgte für Ordnung und relativen Wohlstand.
          Dann kam der Krieg und in der Folge Weimar, Chaos und Wirtschaftskrise.
          1933 übernahm Hitler die Macht und sorgte, heute wissen wir mit welchen Mitteln, für Ordnung und relativen Wohlstand.
          Dann kam der Krieg, plötzlich wurden aus Herrenmenschen Täter und die Gräuel, vor denen man jahrelang die Augen verschlossen hat, kamen ans Licht.
          In den Nachkriegsjahren entwickelten sich Ost und West auseinander. Während im Westen die Alliierten dafür sorgten das alles Nationale aus dem Bewusstsein verdrängt wurde, übernahmen im Osten die Kommunisten das Ruder. Beiden war gemein das sie in Verwaltung, Regierung und Justiz nicht das Personal hatten um alle Posten und Ämter mit gänzlich unbelasteten Personen besetzen zu können. Die BRD hatte ihre „Pferdmenges“ und auch die DDR mußte auf die zweite- und dritte Reihe zurückgreifen. Während aber im Westen alles was National und Sozialistisch klang verteufelt wurde und eine komplette Umerziehung stattfand, wurde in der DDR die Indoktrination zur Staatsform erhoben. Andersdenkende wurden gnadenlos verfolgt. Die Methoden waren die Gleichen wie zu Nazizeiten. Die Gestapo hieß nun Stasi und die Hitlerjugend hieß jetzt FDJ. Der Staat sorgte für Ordnung und relativen Wohlstand. Es gab sogar eine Beschäftigungsgarantie in der Verfassung. Der Niedergang war vorprogrammiert Trotzdem konnte sich das System bis 1989 halten.
          Als der Kommunismus dann zusammenbrach machte man, mangels Erfahrung mit der Situation, alles falsch was man falsch machen konnte. Die DDR wurde „abgewickelt“. Was an Industrie und Gewerbe noch übrig war wurde ersatzlos platt gemacht. Den Menschen wurde ein System übergestülpt das sie nicht kannten und mit dem sie nicht zurechtkamen. Friss Vogel oder stirb war die Devise. Und die Menschen fraßen, die gefühlte Demütigung durch die „Wessis“ und das Gefühl Menschen zweiter Klasse zu sein. Nachdem die Euphorie verflogen war und die Freude über die neu gewonnene Freiheit zur Normalität wurde kam die Rückbesinnung auf das was gut war früher. Natürlich wollte keiner die Kommunisten wieder haben, aber das Gemeinschaftsgefühl sollte wiederkommen. Und es kam wieder, mit allen Randerscheinungen wie das Volkische und die alte Blut und Bodenmentalität.
          Man hat die Menschen nicht mitgenommen und das rächt sich jetzt. Es ist unmöglich Denkweisen innerhalb einer Generation zu verändern, aber es wäre möglich gewesen sie nicht zu verfestigen und fortzuschreiben. Genau das aber ist passiert

          • Radio Euro

            1990 war nichts übrig an Gewerbe und Industrie. Ich habe nichts gesehen. Als ich im Schritttempo über viele hundert Kilometer Landstraßen gefahren bin.

            Mir ist das zu einfach gegriffen zu sagen, den Leuten wurde etwas übergestülpt – BESTIMMTEN Leuten, ja. Die AfD ist mit 30 Prozent die größte Kraft in Sachsen. Wenn ich sage, die Mauer muss wieder her ist das überspitzt – 70 Prozent der abgegebenen Stimmen haben NICHT der AfD ihre Stimme gegeben. Nicht alle hatten und haben Probleme nach der Wende bekommen. Und: Es sind viele Millionen Menschen vom Osten in den Westen gegangen – und das waren nicht die Dümmsten. Die leben heute unter den Wessis – und die reden schlimmer über die zurückgebliebenen Ossis als die Wessis.

            Ich habe übrigens nicht mal was gegen „Nationalstolz“ oder „Patriotismus“. Ich setze das nur nicht gleich damit, dass das über andere Nationen oder Rassen stehen muss…

            • Ich habe übrigens nicht mal was gegen „Nationalstolz“ oder „Patriotismus“. Ich setze das nur nicht gleich damit, dass das über andere Nationen oder Rassen stehen muss…

              @ Radio Euro

              Das Problem liegt hier, wie meistens, in der „Dosierung“. Die „Umerziehung“ wurde konsequent übertrieben. So konnte kein gesunder Patriotismus entstehen.
              Alles was auch nur entfernt an Nation erinnerte wurde aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Nach 1945 wurde uns radikal beigebracht uns unserer Hymne, unserer Flagge und unserer Geschichte zu schämen.
              Als in den 60er Jahren zaghaft die Frage nach einer Geschichte vor dem III Reich aufkam wurde sofort auf das Kaiserreich und den I Weltkrieg verwiesen.
              Umso größer war die Verwunderung als anlässlich der WM 2006 plötzlich deutsche Fahnen im Stadtbild auftauchten. Die Welt glaubte schon die Lage hätte sich normalisiert. Weit gefehlt. Das kurze Aufflackern einer Art Patriotismus wurde von den Bedenkenträgern sofort wieder „einkassiert“.
              Hören Sie nur Italiener und Franzosen bei Länderspielen an und vergleichen Sie das mit dem Gesang in deutschen Stadien. Auch wenn Haydn sich nicht unbedingt als „Stimmungsmacher“ eignet wäre etwas mehr durchaus möglich.

          • Populist

            @ EdiG
            „Es ist unmöglich Denkweisen innerhalb einer Generation zu verändern, aber es wäre… “
            Es waren aber doch Deutsche, Protestanten oder Katholiken. Wie lange brauchen wir dann wohl um unsere Neubürger, die Menschengeschenke, zu verändern?

          • LosKotzos

            Sehr geehrter EdiG,
            Ich gebe Ihnen wie immer recht aber machen sie es sich ein bisschen einfach.
            Natürlich hat eine Umerziehung stattgefunden, nur im Westen hat diese funktioniert.
            Was da langfristig besser ist sei dahingestellt.
            Natürlich hat ein System das seinen Einwohnern sagt das jeder seines Glückes Schmied ist, es einfacher
            als das der ehemaligen DDR.
            Mittlerweile bekommen aber auch im Westen viele mit das es nur einige schaffen und nicht alle.
            Die Stimmung kann auch da schnell kippen.
            Es braucht nur den richtigen Zünder.
            Und bei aller Jammerei, die Rechnung die da kommt hat noch keiner bezahlt.

    • Gerd Liebertz

      Warum beschäftigen sich die „grossen“ Parteien einfach nicht mal darum, wieso diese Partei gewählt wurde anstatt immer nur zu sagen, wir müssen sie links liegen lassen. Wenn ich Frau Merkel gestern schon wieder höre mit ihrer Parole „in der Ruhe liegt die Kraft“, sagt dass doch nur, dass diese Frau nichts aus ihrem Desaster und dem Wahlerfolg der AFD gelernt hat!!

  2. Joachim Wahl

    Ja, wenn man keine Argumente mehr hat, wie die arroganten Altparteien, und glaubt, das geht immer weiter so, kann nichts anderes als die Nazikeule schwingen. Wer sich ernsthaft mit Inhalten der AfD auseinandersetzt, weiß, die Nazikeule paßt nicht!!

    • Werter Herr Wahl,

      welche Inhalte?
      – Stolz auf die Taten deutscher Soldaten in 2 Weltkriegen?
      – Die Bezeichnung des Holocaust Denkmals als „Mahnmal der Schande“ ?
      – Wahlplakate mit dem Text: „Wir machen uns unsere Deutschen selber“:?
      – Sprüche wie:“ Wir holen unser Land unserem Volk zurück“?
      Lesen Sie einfach einmal das „Wahlprogramm“ der AfD bevor Sie sich darauf berufen.

      • Hermann B.

        Herr Wahl, Sie haben Recht. Allein die Nazikeule zu schwingen, bringt nichts.Mehr und mehr Menschen sind es leid : auf Grünen-Manier ständig bevormundet und gegängelt zu werden; von Merkel hohle und substanzlose Sprüche zu hören, die nichts mehr mit den Wertvorstellungen von CDU/CSU gemein haben; Vorträge von Genossen zu hören, die Wasser predigen und Wein trinken; angesichts von gefühlter Islamisierung und Überfremdung Identitätsleerräume mit unseren tradierten Werten vorzufinden; Weite Teile des Volkes finden sich nicht mehr zurecht und suchen anderswo Zuflucht. Wer will es ihnen verdenken?

      • Hallo Edi, gestern Abend im BR Fernsehen, am Ende der Runde sollte jeder Teilnehmer eine Prognose für die Bayernwahl abgeben. Die AfD:“ Wenn die CSU uns den Gefallen einer Jamaika-Koalition tut, 20%+…“ Das Gesicht von Franz Scheuer hätten sie sehen sollen….

    • systray0

      Wie wäre es mit folgendem „Argument“: Sachsen hat die wenigsten Muslime (0,5%) und sonst auch am wenigsten Probleme mit Migration, aber hier waren die AfD-Wähler wohl deutlich in der Überzahl.
      Die Debatte ist ziemlich vergiftet und zeigt nur, dass es den Deutschen im Allgemeinen viel zu gut geht, Rekordüberschüsse im Haushalt, eine gute Beschäftigung im EU-Durchschnitt.

      • Réalité

        Richtig geschrieben! Hier liest sich vieles, als wenn die Frau Merkel nur Mist und Unheil regiert hätte!? Das Gegenteil ist doch der Fall! Ei Land welches Weltweit mit am besten da steht! Da sind wohl einige Neider unterwegs!?
        Und die AFD, die muss sich erst mal beweisen! Ohne Drohungen und Nazi Sprüche! Wenn sie „Jagen“ will, dann mal los! Wie deren Innenleben ist, hat man ja eben noch gesehn! Frau Petry weg, und mit ihr wahrscheinlich noch einige andere.
        Mit den Leuten Angst und Drohungen bezw Entsorgen usw, dass geht gar nicht!
        Wollen mal sehen wo sie in einigen Jahren rum krachseln!?

        • DenAhlen

          Zählen wir doch mal auf, in welchen Disziplinen Deutschland weltweit oder europaweit gut da steht. Deutschland ist:
          – Weltmeister im Lohndumping (arm durch Arbeit)
          – Europameister im Rüstungsexport – und an der anderen Seite den gutherzigen Flüchtlingsretter spielen (es geht ja um Wirtschaftsinteressen, da muss das Menschenrecht halt zurückstehen)
          – Vize-Europameister bei der Besteuerung (wird nur noch von Belgien übertroffen)
          – Vize-Europameister beim Stromtarif für Privatkunden (nur von Dänemark übertroffen)
          – Deutschland bewegt sich (laut eigenen Prognosen) hin zum Land mit der größten Altersarmut.

          Die Zahlen, die man für Ländervergleiche heranzieht, wollen nichts sagen! „Deutschland geht es gut“ bedeutet nicht, dass es ALLEN Deutschen gut geht. Einigen wenigen geht es sehr gut und die breite Masse muss für diese Leute „heranschaffen“.

      • „Wie wäre es mit folgendem „Argument“: Sachsen hat die wenigsten Muslime (0,5%) und sonst auch am wenigsten Probleme mit Migration, aber hier waren die AfD-Wähler wohl deutlich in der Überzahl.“

        Schon mal was von Vorsorge gehört? In Sachsen kennt man die Zustände im Westen und will sie nicht haben.

      • Gerne hat man über den Gag gelacht, nach dem Fall der Mauer sollte man diese wieder aufbauen.

        Gut 20 Jahre wurde auf der ehemals anderen Seite gerne dunkelrot gewählt. Im Westen hat man das nicht so sehr geschätzt.
        Nunmehr ist die Farbe lila (eher schmeichelhafte Farbzuordnung).

        Sollte der Referenzlinke und Fuhrungsehemann Oskar womöglich Recht behalten. Der fand damals die Idee mit der Wiedervereinigung nicht so gut.

    • DenAhlen

      Genau meine Meinung! Es ist zwar Schade (die – seit 70 Jahren – „makelose“ Fassade bröckelt), aber wenn Merkel es nicht anders versteht muss man eben das“Unwählbare“ wählen! Frau Merkel muss verstehen, dass man Probleme nicht totschweigen oder aussitzen kann.

  3. Und die CDU? Fragt da niemand wie die auf die Merkelsche Selbstzerstörung reagiert? Als Erfüllungsgehilfe von grünen und FDP triefenden „Kompromissen“, von rechts durch die CSU bedrängt und den heißen Atem der AfD im Nacken!! Wie lange stehen die noch in Nibelungentreue zur Übermutter? Nicht nur auf die anderen schauen, auch die Hausmacht von Merkel steht inzwischen auf wackeligen Füßen…

    • Merowinger

      Krimhild, Brunhild und der Kampf um Rang und Macht.
      Ersetzen sie die Namen durch und Merkel und von der Leyen und Sie werden eine moderne Version des Nibelungenliedes erhalten. Die nächsten 4 Jahre werden für eine angeschlagene Merkel kein Spaziergang werden. Mit Nibelungentreue wird die Kanzlerin nicht rechnen können eher mit Betrug, Verrat und Rache in den Unionsparteien.

    • Ich gehe mal davon aus, dass die CDU-Leute Wahlergebnisse lesen können und auch die Botschaft der SPD verstanden haben.
      Alternative Koalitionen:
      Union-FDP-AfD
      SPD-Linke-Grüne-FDP
      SPD-Linke-Grüne-AfD
      Union-Linke-Grüne

      Also bitte.

      • @ Der.

        Wo sehen Sie „alternative Koalitionen“?
        Eine, wie auch immer geartete, Koalition mit der AfD wird es nicht geben. Mit Nazis paktiert man nicht in Deutschland. Zu recht!
        Die SPD hat sich auf die Oppositionsrolle festgelegt, eine erneute GroKo wäre der Tod dieser Partei und würde sie auf FDP NIveau stürzen lassen. Weit entfernt davon sind sie ohnehin nicht.
        Eine Koalition mit der Linken ist, aufgrund ihrer utopischen Vorstellungen in der Innen-, Aussen- und Finazpolitik nicht realistisch.In Thüringen hat die Realität die Linke bereits eingeholt und Herr Ramelow regiert wie alle Anderen auch im Rahmen seiner Möglichkeiten. Von all den linken Träumereien in der Sozialpolitik ist nichts mehr übrig geblieben. Leider verweigern sich Rixinger, Wagenknecht, Knipping & Co noch immer stur der Realität.
        Nach all den Erfahrungen mit Frau Merkel vermute ich stark das auch Grüne und FDP nicht „ungerupft“ aus Jamaika zurückkommen.
        Trotzdem bleibt Jamaika die einzig verbliebene Möglichkeit wenn man Neuwahlen, und damit womöglich eine noch stärkere AfD vermeiden will. Spanned wird es sein zu beobachten wer die dickeren Kröten schluckt um wieder an den großen Tisch zu kommen.

        • Das waren lediglich „Alternativen“ für den von Dax beklagten CDU-Pliiker der der Zwangsja(mai)c(a)ke zu entliehen versucht.

          Bei diesen Koalitionsverhandlungen liegt die eigentliche Herausforderung nicht bei Gelb oder Grün, sondern im Abarbeiten de Seehoferchen Forderungen. Dass der inzwischen schon intern unter Druck steht, macht die Sache nicht einfacher.

  4. Ekel Alfred

    @ DenAhlen, Sie haben mit Ihren Schreiben 100% Recht, nur in einem Fall muss ich Ihnen widersprechen: EdiG ist hier auf OD nicht nur Richter, er ist auch ein Hi(r)ngerichteter….Sie wissen schon, wie ich das meine….

  5. Johann Klos

    Keine Sorge Gabriel will unbedingt Außenminister bleiben, Oppermann will seinen Sessel Frau Nahles nicht überlassen, in ein paar Wochen läuft es wieder wie geschmiert und Schulz muss froh sein wenn er Kulturminister werden darf. Vielleicht auch noch Vizekanzler.
    Falls nicht sind Neuwahlen angesagt und die hübsche von der Afd bringt sich durch ihren Schnitt schon mal in eine ausgezeichnete Ausgangspostion. Politik ist ein Festhalten an Macht. Parteiideolgie nur Makulatur.

    • Johann Klos

      Ein bisschen Schmusekurs sollte man immer mit einbauen schon aus Selbsterhaltungstrieb. So langsam sollten sie doch auch etwas von politischer Korrektheit gelernt haben lieber Alfred. Also immer schön auch zwischen den Zeilen lesen.

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