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Brammertz: Mladic-Urteil Meilenstein für die internationale Strafjustiz

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, der Eupener Jurist Serge Brammertz, kommentiert am 22.11.2017 in Den Haag das Urteil zu lebenslanger Haft gegen den serbischen Ex-General Mladic. Foto: Peter Dejong/AP POOL/dpa

Der Chefankläger des UN-Kriegsverbrecher-Tribunals für das frühere Jugoslawien, der Eupener Jurist Serge Brammertz, hat das Urteil gegen Ex-General Ratko Mladic als „Meilenstein für die internationale Strafjustiz“ bezeichnet.

Das Urteil sei auch für die Opfer eine Genugtuung, sagte Brammertz am Mittwoch in Den Haag. Kurz zuvor hatten die Richter den 75 Jahre alten Ex-General Mladic wegen des Völkermordes in Srebrenica 1995, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Der Ankläger wies Vorwürfe von serbischer Seite aufs Schärfste zurück, dass das Urteil gegen das serbische Volk gerichtet sei. „Nur er persönlich wurde schuldig gesprochen.“

Der Ex-General werde auch nicht als Held, sondern Kriegsverbrecher in die Geschichte eingehen. „Es ist nichts Heldhaftes daran, tausende Gefangene hinzurichten oder Zehntausende zum Verlassen ihrer Heimat zu zwingen“, sagte der belgische Jurist. Die echten Helden seien die Opfer und Überlebenden, die es gewagt hätten im Gerichtssaal gegen Mladic auszusagen.

Wer wurde verurteilt und wer nicht

Im ostbosnischen Srebrenica ermordeten im Juli 1995 bosnisch-serbische Truppen rund 8.000 muslimische Männer und Jungen. UN-Blauhelme aus den Niederlanden hatten den Angreifern unter General Ratko Mladic die Stadt kampflos überlassen. 2009 erklärte das Europaparlament den 11. Juli zum Gedenktag für die Opfer des schlimmsten Massakers in Europa seit 1945.

Radovan Karadzic vor dem Tribunal in Den Haag. Foto: epa

Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien in Den Haag erhob Anklage gegen 20 Männer für die Verbrechen in Srebrenica. Bisher wurden 16 Angeklagte für schuldig befunden. Es gab einen Freispruch. Ein Angeklagter starb während des Prozesses.

Neben Ex-General Mladic gilt der frühere Serbenführer Radovan Karadzic als Hauptverantwortlicher. Er war im März 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Berufungsverfahren läuft noch.

Vier Männer wurden bislang zu lebenslanger Haft verurteilt. Zuletzt am Mittwoch Ex-General Mladic. Darunter ist auch Vujadin Popovic, Ex-Sicherheitschef des berüchtigten Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee. Andere ehemalige hohe bosnisch-serbische Offiziere wurden wegen Beihilfe zum Genozid zu Haftstrafen von bis zu 35 Jahren verurteilt.

Der frühere Präsident Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, starb vor Abschluss des Prozesses 2006 in seiner Zelle in Den Haag.

Nur wenige Angeklagte gaben ihre Schuld zu. Dazu gehörte Drazen Erdemovic, der an Erschießungen beteiligt war und später gegen andere Offiziere aussagte. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Ex-Offizier der jugoslawischen Armee, wurde als einziger aus Mangel an Beweisen freigesprochen. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

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