Gesellschaft

Antoniadis: „Das traditionelle Familienbild gibt es nicht mehr“

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Im Ausschuss IV für Gesundheit und Soziales, fand am Mittwoch eine öffentliche Themendebatte „Familie, Beruf und Familienpolitik“ statt. DG-Minister Antonios Antoniadis erläuterte bei dieser Gelegenheit seine Vorstellungen von einer „familienfreundlichen Politik“.

Auf Antrag der Mitglieder der Mehrheitsfraktionen im Ausschuss sollten die vielfachen Aspekte der Familienpolitik beleuchtet werden.

„Gute Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind wichtig, damit Frauen und Männer gleichzeitig arbeiten und Verantwortung für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige übernehmen können.“, hieß es im Antrag auf öffentliche Debatte.

Die Familie im Wandel

„Das traditionelle Familienbild gibt es nicht mehr“, betonte DG-Minister Antonios Antoniadis (SP) in seinem Redebeitrag. Familien seien in der Regel kleiner als früher, sie würden sich auch anders zusammensetzen. „Alleinerziehende sind heute ebenso geläufig wie Patchwork- und gleichgeschlechtliche Familien.“

DG-Minister Antonios Antoniadis. Foto: OD

Da es nicht mehr nur eine Familie gebe, sei es Aufgabe der DG-Regierung, dafür zu sorgen, dass ALLE Familien unterstützt werden und ihnen gute Möglichkeiten geboten werden, sich frei entfalten zu können.“

Hier kommt laut Antoniadis der Politik eine besondere Aufgabe zu. Sie müsse die Rahmenbedingungen schaffen,
• damit Menschen Zeit für Beruf und Familie haben – egal ob es das eigene Kind, die Eltern oder die Geschwister sind;
• damit auch Alleinerziehende ihren Kindern trotz finanzieller Engpässe eine gute Bildung ermöglichen können;
• damit unsere Familien bezahlbaren und guten Wohnraum sowie sichere Arbeitsplätze finden können;
• damit Familien auch mal durchatmen können und entlastet werden;
• damit Familien, die bei der Erziehung nicht mehr weiter wissen, kompetent und bedarfsgerecht beraten werden; …usw.

Bei einer familienfreundlichen Politik gehe es um mehr als nur um Kinderbetreuung und Kindergeld, sagte Antoniadis.

Fundament der Gesellschaft

Seinen Redebeitrag anlässlich der Themendebatte „Familie, Beruf und Familienpolitik“ im PDG-Ausschuss, den „Ostbelgien Direkt“ als Anhang zu diesem Artikel integral veröffentlicht, beschloss Antoniadis wie folgt:

„Starke Familien bilden das Fundament einer starken Gesellschaft.
Familien brauchen deshalb günstigen und guten Wohnraum, sichere Arbeitsplätze, finanzielle Unterstützung, Betreuungsmöglichkeiten und ein familienfreundliches Umfeld. Daran müssen wir in unseren bestehenden – und vor dem Hintergrund der aktuellen Verhandlungen auch in den neuen Zuständigkeiten – arbeiten. Daran müssen wir gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft arbeiten.“ (cre)

Nachfolgend den Redebeitrag von DG-Minister Antonios Antoniadis in vollem Wortlaut:

Grundsatzdebatte zur Familienpolitik in der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Redebeitrag von Minister A. Antoniadis

21 Antworten auf “Antoniadis: „Das traditionelle Familienbild gibt es nicht mehr“”

  1. Man fragt sich wie es die Generation meiner Eltern (vor 1940 geboren) ohne all die staatlichen Zuwendungen geschafft haben Kinder groß zu ziehen. Ach ja, das war Arbeit, Verzicht, Verantwortung. Muss heute die DG übernehmen, dafür sind die ja gewählt…

    • Pensionierter Bauer

      Genau, diese Frage stelle ich mich auch immer wieder. Es war damals nicht ein oder zwei Kinder sondern neun, zehn oder noch mehr. Arbeit und Verzicht waren damals angesagt und nicht das Gejammere von verweichlichten Wohlstandskinder die nicht den Deut einer Ahnung davon haben wie hart unser Wohlstand von den vorangegangenen Generation erarbeitet wurde.

    • systray0

      @Dax: Wollen Sie hier jetzt Kinderarbeit gut heißen? Sind Sie auch so ein Vertreter der Fraktion „früher war alles besser“? Die Finanzierung fragt sich dann auch nicht mehr, wenn man sowieso 10 Kinder hat, auf die man alles abwälzen kann. Sie geben sich selbst die Antwort auf Ihre Frage, falls Ihnen überhaupt auffällt.

  2. Schwarzarbeiterin

    Da, wo der Staat hilft, da will der Staat auch kontrollieren. Es wäre besser, der Staat würde mehr Freiheiten lassen.
    Beispiel: Wöllte wirklich jemand helfen und unterstützen bei Kinderbetreuung, dann ist vom Staat schon sofort ein Bürokrat zur Stelle, der Vorschriften macht und schaut, wieviel denn die Betreffende daran noch verdienen könnte. Und schon hat man keine Lust mehr zur Selbstinitiative.

  3. Zu behaupten das „traditionelle Familienbild gibt es nicht mehr“ ist schon mehr als dreist.
    Es haben sich Neue hinzugesellt, stimmt, ob das dann zum Wohle der Kinder ist kann bezweifelt werden aber ich kann behaupten: Das traditionelle gibt es noch, bei uns, in der Nachbarschaft und auch sonst sind mir noch einige Familien bekannt wo man von einem traditionellen Familienbild sprechen kann.

  4. Ekel Alfred

    Die Gesellschaft baut sich ab….Zucht (nicht zu verwechseln mit Schlagen) und Ordnung gibt es nicht mehr….Schuld daran sind auch die Politiker vergangener Jahre….das traditionelle Familienbild hat Seltenheitswert….traurig aber wahr….

  5. Der Bertolt

    Warum brauch ich Familie? Familien basieren auf Solidarität, benötigen Pflege und Zeit … voll uncool! Aber Hauptsache das WLAN im Bus funzt und es bleibt Geld für Handy, Schminke und Malle!

  6. derboblo

    Unbedingt lesen : Das Buch von Rainer Stadler :
    “Vater, Mutter, Staat”, nämlich “Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung – Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören”

    • Der Bertolt

      Es ist wie so oft: der Segen wird zum Fluch. Früher unterdrückt, heute geschieden und alleinerziehend. Früher nach 40 Jahren physisch kaputt gearbeitet, heute nach 20 Jahren psychisch am Ende. Früher arm aber glücklich, heute Luxus aber total unzufrieden. Früher konnte man mit Arbeit zu was kommen, heut kommst du nur zu was wenn du andere arbeiten lässt.
      Was waren/sind wir alle froh über die Errungenschaften der modernen Gesellschaft. Heute haben wir dafür aber andere Probleme.

  7. Zaungast

    Zitat Ekel Alfred: „Die Gesellschaft baut sich ab….Zucht (nicht zu verwechseln mit Schlagen) und Ordnung gibt es nicht mehr….Schuld daran sind auch die Politiker vergangener Jahre….das traditionelle Familienbild hat Seltenheitswert….traurig aber wahr….“

    Ja, das Idealbild der biederen deutschen Familie ist wohl dasjenige, das uns damals in der Serie „Ein Herz und eine Seele“ mit eben dem Ekel Alfred vermittelt wurde, der auch damals schon von Zucht und Ordnung schwadronierte.

    Das „traditionelle Familienbild vermittelt recht anschaulich unser guter alter Klassiker Friedrich von Schiller in seinem „Lied von der Glocke“:

    Der Mann muß hinaus
    Ins feindliche Leben,
    Muß wirken und streben
    Und pflanzen und schaffen,
    Erlisten, erraffen,
    Muß wetten und wagen,
    Das Glück zu erjagen.
    Da strömet herbei die unendliche Gabe,
    Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
    Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.

    Und drinnen waltet
    Die züchtige Hausfrau,
    Die Mutter der Kinder,
    Und herrschet weise
    Im häuslichen Kreise,
    Und lehret die Mädchen
    Und wehret den Knaben,
    Und reget ohn’ Ende
    Die fleißigen Hände,
    Und mehrt den Gewinn
    Mit ordnendem Sinn,
    Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
    Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
    Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
    Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
    Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
    Und ruhet nimmer.

    Ja, der Gatte muss hinaus ins feindliche Leben, anschaffen, derweil die „züchtige“ Hausfrau, wie ihr Name sagt, im Haus kocht, putzt, die Kinder versorgt, ohne Ende die fleißigen Hände regt und abends dem müde heimkehrenden Gatten die Pantoffel und die Tageszeitung reicht.
    Dieses traditionelle Familienbild ist zum Glück ein Auslaufmodell.

  8. Ekel Alfred

    @ Zaungast, Ihre Auffassung „Dieses traditionelle Familienbild ist zum Glück ein Auslaufmodel“ teile ich nicht….aber scheinbar sieht es bei Ihnen zu Hause aus, wie bei Hempels unter dem Sofa….

    • Zaungast

      Für alle, die – wie ich – diesen Aus. Jahrhundertsdruck zum ersten Mal hören:
      „Wenn jemand sagt, dass es in einem Zimmer aussehe „wie bei Hempels unterm Sofa“, dann ist damit gemeint, dass sich das Zimmer in heilloser Unordnung und Chaos befindet.“

      Nun, lieber ‚pensionierter Bauer‘, ich kann Sie beruhigen. bei uns liegt unterm Sofa höchstens etwas Staub, im traditionellen Rollenverständnis der Feind jeder Hausfrau – und nicht des Ehegatten, der muss ja hinaus… (siehe oben).

      Inwiefern Sie glauben, in meiner Familie ginge es drunter und drüber, erschließt sich mir nicht. Können Sie das präzisieren?

      Es wäre auch interessant, wenn Sie Ihr Idealbild einer „traditionellen Familie“ mal näher beschreiben würden.

      Ist es die bourgeoise Familie des 19. Jahrhunderts, wo der Mann absoluter Herr im Haus war, die Frau fast ohne Rechte, er sich Maitressen und sonstige Seitensprünge erlauben konnte, solange er die Konkubine nicht ins Haus brachte (ja, so war damals das Gesetz), die duldende Ehefrau aber bei dem geringsten Anlass zu Zweifeln an der ehelichen Treue mit Schimpf und Schande verstoßen werden konnte. Modell: „Effie Briest“ von Theodor Fontane –
      Wo die Ehen nach dem Gesichtspunkt geschlossen wurden, inwieweit sie dem Familienunternehmen dienen und seinen Reichtum sowie seine Respektabilität mehren konnten. Modell: „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann.

      Ist es kleinbürgerliche Familie, wo man zusammenblieb, weil man sich eine Trennung einfach nicht leisten konnte, wo man dann eben weiter „ein Herz und eine Seele“ war? Modell: „Ekel Alfred“.

      Ist es die adlige Familie, wo aus Standesdünkel heraus dem Sohn eine entsprechende Gattin gesucht wurde, ohne dass Liebe und Zuneigung die geringste Rolle gespielt hätten?

      Ist es…?

  9. Früher kümmerten sich die Eltern (meist die Frau) noch um die Kinder, heute muss das der Staat durch Schaffung von Kinderkrippen, Tagesstätten, usw.
    Und wer bezahlt es?
    Der Steuerzahler, auch die Eltern die diese Dienste nicht in Anspruch nehmen!
    Wir bezahlen und organisieren uns mit unseren Kindern und Familien (ohne die Dienste des Stattes in Anspruch zu nehmen) damit andere fleißsig arbeiten gehen können, ihre Kinder versorgt sind um noch mehr Geld zu verdienen und um am Ende 3-4 mal im Jahr in Urlaub zu fahren, sich ein zweites oder drittes Auto zulegen können usw.

    Die die es nötig haben solche Dienste zu nutzen sind leider in der Minderheit!

    Früher hat es auch ohne geklappt!!

    Verdrehte Welt

  10. Ekel Alfred

    @ Zaungast, lieber eine Kurzfassung….waren Sie nie Mitglied einer Pfadfinder Gruppe oder sonstige Vereinigung?….waren Sie nie beim Militär?….Zucht heisst sich unterordnen können, Regeln einhalten, sich anpassen….das gilt für Frau, Mann und Kinder ebengleich….nicht mehr und nicht weniger….aber das geht leider immer mehr verloren….

    • Zaungast

      Ja, „Zucht und Ordnung“
      Die herrschten in Reinkultur von 1933 bis 1945.
      Im Gleichschritt Marsch und vor allem das Maul halten.

      Wovon träumen Sie? Präzisieren Sie doch mal, wie Sie sich die „traditionelle Familie“ aussehen soll.

      Zu den obigen Beispielen könnte man noch weitere hinzufügen:

      – Das Bild der Arbeiterfamilie im Industriezeitalter: Arbeitszeit 12 Stunden 6 tage in der Woche, eine Hordde Kinder, von denen die meisten die ersten Jahre nicht überlebten, der Mann im Schacht oder am Hochofen, die Frau als Kohlenschlepperin über Tage, die Kinder in der Textilfabrik.

      – das traute Familienleben unserer Eltern und Großeltern: der Vater und die Söhne an der Front, manche Gefallen oder zum Krüppel geworden, Not, Hunger, Zerstörung, die Kinder sich selbst überlassen.

      Das ganze Gejammer hier ist unerträglich.
      Die Idealsituation hat es nie gegeben und wird es auch nie geben

  11. Wenn ich so einen Schwachsinn lese, dann kommt mir die Galle hoch. Auf die Bunte Republik bezogen, sehen die Fakten wie folgt aus:
    Etwa 80% der Kinder wachsen in traditionellen und Patchwork-Familien auf, etwa 20% bei Alleinerziehenden. Die Anzahl der Kinder in Familien, in denen die Erwachsenen eine gleichgeschlechtliche Beziehung führen, liegt mit 0,016% im statistisch zu vernachlässigenden Bereich.

    Antoniadis sollte seine feuchten sozialistischen Träumereien für sich behalten und abdanken.

  12. Mensch und Natur

    Ich habe hier im Forum nirgendwo etwas zu dem Thema „Integrationsparcours“ gelesen, deshalb möchte einen Beitrag dazu in diesem Thread einfügen, da es im weitesten Sinne dazu passt.
    Wie gesagt, was diesen „Integrationsparcours“ in der DG angeht, handelt es sich hierbei nur um Sprachkurse in Deutsch oder werden beispielsweise auch gesellschaftlich bezogene Themen behandelt wie beispielsweise das Verhalten gegenüber Frauen, allgemeiner Respekt anderen Mitmenschen gegenüber, dass es bei uns ein Rechtsytem gibt, und dass nicht alle Probleme mit dem Messer gelöst werden können usw. Wie gesagt, die Beherrschung der(deutsche) Sprache allein beinhaltet noch lang keine Integration, es ist nur ein Teil, wenn natürlich auch ein wesentlicher

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