Notizen

Gedenktafeln in Brüssel: Warum nicht auch in deutscher Sprache?

Eine Gedenktafel in der Brüsseler U-Bahn-Station Maelbeek. Foto: epa

Am Mittwoch, dem ersten Jahrestag der verheerenden Anschläge in Brüssel, wurde sowohl auf dem Brüsseler Flughafen als auch in der U-Bahn-Station Maelbeek eine Gedenktafel enthüllt. Der Text wurde in drei Sprachen verfasst, aber nicht in Deutsch.

Auf der Gedenktafel, die am frühen Mittwochmorgen in Anwesenheit des Königspaares und des Premierministers Charles Michel auf dem Brüsseler Flughafen eingeweiht wurde, wo es am 22. März 2016 zu einer ersten gewaltigen Explosion kam, steht neben dem allgemeinen Spruch in Englisch „We will always remember 22/03″ geschrieben:

„Vanuit ons hart, voor alle slachtoffers“

„Du fond de nos coeurs, pour toutes les victimes“

„From the bottom of our hearts, to all victims“

Eine Gedenktafel in der Abflughalle des Brüsseler Flughafens soll immer an die Opfer des Anschlags vom 22. März 2016 erinnern. Foto: Belga

Obwohl die deutsche Sprache in Belgien eine von der Verfassung anerkannte Landessprache ist, genauso wie Niederländisch und Französisch, ist die Widmung auf der Gedenktafel im Flughafen nicht auch in Deutsch verfasst.

In der U-Bahn-Station Maelbeek, wo seit Mittwoch mehrere tausend Menschen an der Gedenktafel vorbeigehen, fehlt die Übersetzung ins Deutsche ebenfalls.

Über dem allgemeinen Spruch in Englisch „We will never forget“ ist zu lesen:

„En mémoire des victimes des attentats du 22 mars 2016“

„Ter nachgedachtnis van de slachtoffers van de aanslagen van 22 maart 2016“

„In memory of the victims of the attacks of 22 March 2016“

Zeigt sich da einmal mehr, welche Stellung die deutsche Sprache in Belgien hat, nämlich so gut wie keine, obwohl sich die DG-Regierung seit Jahren darum bemüht, Ostbelgien und die deutsche Sprache im Inland zu fördern?

Dass es auch anders geht, zeigt das Mahnmal des Künstlers Jean-Luc Compère im Brüsseler Europaviertel, auf dem eine Inschrift auch in Deutsch verfasst wurde. Mehr dazu im folgendem Bericht „Es geht auch anders: Inschrift auf Mahnmal im Brüsseler Europaviertel auch in deutscher Sprache“.

NB. Bevor es jetzt heißt, dass es Wichtigeres gebe an so einem Tag wie dem 22. März, sei Folgendes noch angemerkt: Wir haben gerade deshalb die Frage nach dem Fehlen der deutschen Sprache bewusst nicht schon am Mittwoch gestellt, weil an diesem ersten Jahrestag das Gedenken im Mittelpunkt stand. Am Tag danach sollte es jedoch gestattet sein, zu hinterfragen, weshalb die deutsche Sprache auf den Gedenktafeln in Zaventem und in der U-Bahn-Station Maelbeek vergessen wurde. (cre)

Siehe auch Artikel „Vor einem Jahr die Terrorschläge in Brüssel: Der 22. März ist Belgiens 11. September – Mehrere Gedenkfeiern“

57 Antworten auf “Gedenktafeln in Brüssel: Warum nicht auch in deutscher Sprache?”

    • Euro Bürger

      @pensionierter Bauer ! Genau meine Meinung – und immer gewesen . Das ist ein Affront gegen unsere Kultur, was da geschen ist. Dürften wir eigentlich nicht vergessen und ähnlich reagieren bei passender Gelegenheit !

    • Frankenbernd

      Ja haben wir. Aber es geht hier vielen ums Prinzip, weil sich das ja staendig wiederholt.

      In der Schweiz stuende das neben D, F, I auch in raetoromanischer Sprache (hab ich selber mehrmals gesehen auf Mahnmaehlern, Gedenktafeln etc., dabei sind die zahlenmaessig wesentlich weniger als wir ‚Deutschen‘ in Belgien.

  1. Nachdem Ex-Senator Miesen (das ist und bleibt für mich ein lebendes Oxymoron) glaubte, sich mit seiner Resolution zur Gleichstellung deutscher Sprache seinerzeit weit aus dem Senatsfenster gelegt zu haben, müsste jetzt Herr Senator Lambertz seinen Chauffeur anrufen und sich ausserplanmässig ein neuntes mal nach Brüssel begeben und dort auf´s Schärfste protestieren. Der freute sich doch zu Beginn seiner Senatskarriere auf seinen neuen Job wie ein Kind auf einen neuen Sandkasten.

  2. Man spricht immer von den Terroranschlägen in Brüssel. Da Brüssel zweisprachig ist, ist es nur logisch diese Sprachen zu benutzen + englisch für den Rest der Welt.
    Was soll diese Aufregung?

  3. Wenn ein Ereignis von nationaler Tragweite am Nationalflughafen in einer der Nationalsprachen nicht gewürdigt wird, empfinde ich das als Ausschluss einer nationalen Minderheit. Zumal in einer so sprachsensiblen Nation wie der belgischen, in der auch die deutsche Sprache Verfassungsrang besitzt, und zwar denselben wie die beiden anderen.

  4. Ich finde die Frage berechtigt!
    Dazu müsste man aber zuerst mal wissen, wer für die versch. Gedenktafeln verantwortlich ist: die Stadt Brüssel? die Region Brüssel-Hauptstadt? der Flughafen?
    Bei gleich wem fände ich es schade, dass man die Deutschsprachigen scheinbar wieder mal vergessen bzw. es nicht für nötig gehalten hat, eine Übersetzung ins Deutsche vorzusehen…
    Richtig schade fände ich es aber, wenn die föderale Regierung hieran in irgendeiner Form beteiligt war. Diese hatte sich doch in letzter Zeit immer öfter bemüht, auch der dritten Landessprache einen angemessenen Platz einzuräumen und schien mir hier eigentlich auf einem guten Weg zu sein…
    In der Tat sollten unsere Politiker nach Möglichkeit auch weiterhin darauf achten, dass wir / die deutsche Sprache auch bei sowas nicht vergessen wird. Hat schließlich auch einen starken symbolischen Charakter – gerade auf solchen Gedenktafeln, die sich sicher auch viele Menschen anschauen werden…
    Berechtigtes Anliegen jedenfalls.

  5. Georg Kremer

    Schon sonderbar. Gerade wo der Hof in letzter Zeit stets darauf bedacht, „es“ besonders gut und gründlich zu machen und die dritte Landessprache konsequent respektiert. Zumindest wäre es interessant in Erfahrung zu bringen, ob es einen plausiblen Grund gab, in diesem Fall auf den deutschen Text zu verzichten oder ob es einfach nur ein Lapsus war.

  6. Wieder mal ein Clickbait-Artikel.
    Wen interessiert das?
    Das ist lediglich Selbstbeschäftigung für Politik.
    Dass die Gedenktafel nicht in Deutsch geschrieben ist, ist IMHO total zu vernachlässigen.
    Soviele deutschsprachige gibt es in BXL gar nicht, und BXL gehört auch nicht zur DG.

    • Ostbelgien Direkt

      @systray: Kleine, aber vielleicht doch nicht uninteressante Info am Rande. In den fast 5 Jahren OD habe ich immer wieder feststellen können, dass immer dann, wenn es zu einem bestimmten Bericht Kommentare gab wie „Wen interessiert das?“ oder „Das interessiert doch niemanden“ oder „In China ist ein Sack Reis umgefallen“, just dieser Bericht am Ende des Tages in den allermeisten Fällen der am häufigsten gelesene Artikel war, oft sogar mit großem Abstand auf den am zweithäufigsten gelesenen Artikel. Sie können also sicher kritisieren, dass der Artikel überhaupt geschrieben wurde, darüber lässt sich in der Tat diskutieren, aber zu behaupten, dass das Thema niemanden interessiert, das stimmt so nicht. Die Zahlen sagen uns nämlich etwas anderes. Gruß

  7. Der 7. Sinn

    Hui, ja und, was nun? So schlimm? Meine Güte. Das ist den Opfern egal ob Tod oder Lebendig, herzlich scheissegal…Ich kann echt nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich weiss das viele Flamen Deutsch sprechen können und auch hier gerne Urlaub machen. Wie sieht es hier mit der flämischen Sprache aus? Insbesondere in der Hauptstadt Ostbelgien? In den Schulen? Wieviele Gedanktafeln sind dort in Flämisch? Ja in der Industriezone wird mehr französisch gesprochen…Und wie ich schon sagte, unsere MinihobbyRegierung ist echt nur für den hohlen Zahn und kein komplettes Menü das man richtig ernst nehmen kann. Da muss schon mehr her.

  8. Peter Müller

    Einfach die Grenze verschieben. Da wird nur Deutsch gesprochen. Dann sind alle glücklich,und das Problem ist erledigt. Wenn ich immer die Jammerei lese. Wir wollen Deutsch sprechen, aber keine Deutschen sein..

  9. Bin ebenfalls total entsetzt, dass nichts auf Deutsch da steht. Die DG ist wirklich die am meisten unterdrückte Minderheit europaweit, wenn nicht darüber hinaus. So springt der Erdowahn nicht mal mit den Kurden um. Cleverle sollte dringend den belgischen Botschafter nach Eupen bestellen, Velz sollte einen gesalzenen Prodestbrief nach Brüssel schicken. Die 4 Minister, der Senator, die dt Abgeordneten, der Ratspräsident, die Karnevalsprinzen usw sollten so schnell wie möglich nach Brüssel fahren und vor dem Königspalast protestieren und vielleicht
    in Hungerstreik treten

  10. Abendland

    1. Feststellung: Gibt es keine größeren Sorgen beim Gedenken?
    2. Feststellung: Wie wäre es mit Englisch?
    3. und wichtige Feststellung: WARUM NICHT IN ARABISCH, DAMIT JEDER NORDAFRIKANER VERSTEHT, WOHER DIE GEWALT HERRÜHRT !!!

  11. Zaungast

    „…wenn die föderale Regierung hieran in irgendeiner Form beteiligt war. Diese hatte sich doch in letzter Zeit immer öfter bemüht, auch der dritten Landessprache einen angemessenen Platz einzuräumen und schien mir hier eigentlich auf einem guten Weg zu sein…“

    Daran darf man zweifeln. Ein Detail, in derselben Kategorie wie hier das mit den Gedenktafeln: Das Schriftband auf der Wand bei Pressekonferenzen der Föderalregierung kennt kein „Belgien“.

    Und viel konkreter: Der deutschsprachige Steuerzahler, der im Internet Hilfe sucht, stößt noch immer auf folgenden Hinweis:

    „Die Rubriken des Portals Belgium.be sowie des Großteils der offiziellen Websites des Föderalstaates, der Gemeinschaften und Regionen wurden noch nicht in vollem Umfang auch in deutscher Sprache erstellt. Daher laden wir Sie ein, für die Suche aller offiziellen Informationen und Dienste zu diesem Thema auch die französisch- oder niederländischsprachige Version dieser Rubrik zu konsultieren.“

    Steuern zahlen muss er trotzdem. Da herrscht dann wieder volle Gleichberechtigung.

    „Gibts nichts wichtigeres zu regeln wie das?
    Das hilft den Opfern nicht weiter,auch wenns in 100 Sprachen vefasst wäre…“

    Natürlich gibt es immer Wichtigeres zu regeln oder über Wichtigeres zu berichten.
    Und den Opfern hilft es auch nicht, dass überhaupt eine Gedenktafel angebracht wurde.
    Aber damit kann man alles wegbügeln.
    Denn was ist für uns wirklich wichtig? Dass die KAS Eupen gewonnen oder verloren hat? Dass Donald Trump vorerst mit seiner Gesundheitsreform auf Grund gelaufen ist? Dass ein Laster auf der Autobahn umgekippt ist? So gesehen, sind 9/10 aller Nachrichten für uns nicht wichtig

    • Zaungast

      Aber ganz sicher kein „rotes“ aus dem Welschland…
      Da würde man ja riskieren, den Korruptionsbazillus übertragen zu bekommen, igitt!

      Mein Gott, „deutsches Blut „, ist das schon wieder aktuell?

      „Motzen! Daran sieht man, dass doch noch viele deutsches Blut in sich Tragen!“
      Ja, aber die deutsche Rechtschreibung haben sie nicht im Blut…

  12. Ghostrider

    Deutsch als 3 Landessprache ? Unsere 4 Minister versuchen uns das immer wieder zu verkaufen aber die Wirklichkeit sieht anders aus ! Genau wie das alle im Ausland wissen das in Belgien auch Deutsch gesprochen wird . Spätestens ab Würselen weiße das kein Mensch mehr für die meisten spricht man hier Belgisch !!! Unsere Minister arbeiten nach dem Motto BÜCK DICH HOCH .

  13. Anneliese Servais

    Am 22. März 2017 bin ich nach Feierabend zur Place de la Bourse gegangen um den Opfern der Anschläge zu gedenken. Ein bewegender Moment. Viele Menschen aus allen Herrenländer, Banderolen in französisch, niederländisch, spanisch, arabisch, englisch usw. , habe aber keine einzige in deutscher Sprache gesehen. Viele Vereinigungen waren vertreten, es wurden Lieder, Gebete, Gedichte vorgetragen von Menschen wie Sie und ich – es war sehr ergreifend.
    Aber nirgends war zu sehen, auch Ostbelgien trauert mit – oder irgend ein Hinweis auf UNS und dann verlangen wir ein Gedenktafel in deutscher Sprache und wundern uns, dass wir vergessen werden ?
    Unsere Minister sind nicht Ostbelgien, sondern WIR das Volk und wenn wir wollen, dass wir nicht in Vergessenheit geraten, dass wir anerkannt werden, müssen wir aktiv und präsent sein, unsere Gegend nicht nur auf allen Märkten, sondern auch zu Anlässen wie diesen würdig vertreten.
    Man kann nicht immer fordern und motzen, aber selbst nichts dazu tun.
    Um es vorweg zu nehmen, ich bin kein von Ihnen oft zitierter Gutmensch, ich arbeite in Brüssel und für mich war es auch dementsprechend einfach hinzugehen.

    • Euro Bürger

      @ Frau Servais, Ihren Text finde ich ziemlich gut, doch wenn WIR !!! etwas ändern wollen, heisst es, sich zusammensetzen, um seriöse !!! Vorschläge zu unterbreiten. Bei gutem Willen würde es entsprechende Lösungen geben

    • Ihren Beitrag in Ehren aber eine Frage habe ich. Wären sie auch dorthin gegangen wenn sie nicht in Brüssel sondern in der DG z.B. Eifel arbeiten würden ? Hätten sie sich dann vielleicht sogar einen ganzen Tag Urlaub genommen?

  14. Anneliese Servais

    @Euro-Bürger, natürlich nur so geht es, deshalb erlaube ausdrüclich Ostbelgien Direkt, jedem der sich mit WIR angesprochen fühlt und was verändern möchte, damit wir als Bürger Ostbelgiens nach aussen hin sichtbarer sind, meine Internetanschrift mitzuteilen.

  15. Anneliese Servais

    @Ihre Frage ist absolut berechtigt, nur kann ich Sie Ihnen nicht beantworten. Ich kann nur von den Tatsachen ausgehen, ich war da und bin hingegangen. Ist natürlich klar, dass wenn man hier ist, Brüssel so weit weg ist aber leider ist es umgekeht genau so (und sogar noch viel weiter). Aber wir wollen ja anerkannt und beachtet werden, also müssen wir uns bemerkbar machen und uns zeigen.
    Herr oder Frau Licht, es ist auch absolut keine Kritik, nur eine Feststellung und meine eigene ganz persönliche Meinung.

      • Euro Bürger

        wären grössere oder kleinere OB-Entscheidungsträger sich bewusst geworen, z.B. ,einen Aufruf zu einer möglichen gemeinsamen Fahrt dorthin aufzubrechen ! DAAAAS hätte Aufmerksamkeit erregt, hoffen doch im positiven Sinne. Doch unsere Politiker ! kannste vergessen ! Jeder kocht sein Süppchen, selbstverständlich mit allem PI, PA, PO drin !

  16. Marc Van Houtte

    Die Kritik ist mit Sicherheit berechtigt jedoch stellt sich die Frage warum die Gemeinden die ja Träger sind des Eupener Krankenhaus es nicht genügend Ärzte zu finden die Deutsch sprechen gleichzeitig aber den Lobbyismus nicht zu bekämpfen den die Ärzte hier gemacht haben damit IZOM in der bürgerfreundlichen Form abgeschafft wird. Dazu habe ich immer noch nicht von Herrn Miesen gehört.
    Auch der Herr Senator könnte sich einmal mehr nach Brüssel begeben wo er doch einen Fahrer hat und ihm die 8 Meetings im Senat bestimmt nicht Übergebührlich belasten.
    Muss man jetzt feststellen das nur der aufgeblasener Politapparat der DG sich in Belgien ernst nimmt?
    Wenn ja kan er doch verschwinden.

    • Réalité

      Letzeres wäre das beste, Herr Van Houtte. Heute morgen war unser Herr Senator bei RTL eingeladen. Heischend und bettelnd trat er da auf, wie immer wenn es um mehr Macht und Kompetenzen geht! Die dort Anwesenden schlugen in die gleiche Kerbe. Es war eigentlich ein belangloses Hin und Her Geplappere. Nicht der Rede wert, meinte jemand soeben. Es gäbe Wichtigeres!

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern