Kultur

Vor einem Jahr „explodierte“ der BRF

Moderator Patrick Knops.

Den 20. August 2012 hat Moderator Patrick Knops bis heute nicht vergessen. Es ist der Tag, an dem beim Belgischen Rundfunk (BRF) in einer aufgeladenen Atmosphäre eine außerordentliche Personalversammlung stattfand. Anlass war die Entlassung von vier Beschäftigten des BRF, darunter die von Knops, infolge eines plötzlich und unerwartet aufgetauchten Haushaltslochs. Dieser Tag jährt sich am Dienstag zum ersten Mal.

Rund eine halbe Million Euro, so hieß es damals, fehlten in der BRF-Kasse, und niemand konnte sich diese beträchtliche Finanzierungslücke erklären. Jedenfalls glaubte der BRF, bei dem inzwischen Toni Wimmer seinen Dienst als Direktor angetreten hatte, handeln zu müssen. Prompt wurde vier Personalmitgliedern, darunter Moderator Patrick Knops, die Kündigung mitgeteilt.

Letzter Abgang per Krankenwagen

Am 31. August 012 protestierten Vertreter der Christlichen und der Sozialistischen Gewerkschaft vor dem Eingang des BRF-Funkhauses am Eupener Kehrweg gegen die Entlassung von vier Beschäftigten. Foto: OD

Am 31. August 2012 protestierten Vertreter der Christlichen und der Sozialistischen Gewerkschaft vor dem Eingang des BRF-Funkhauses am Eupener Kehrweg gegen die Entlassung von vier Beschäftigten. Foto: OD

Dann am 20. August 2012 die besagte Personalversammlung. „Die war recht intensiv. Das war ein ganz schwerer Augenblick in meinem Leben“, schilderte Patrick Knops später jenen Tag: „Das war emotional für mich sehr hart, weil man mir nicht nur den Job, sondern auch meine Leidenschaft genommen hat. In dieser Personalversammlung habe ich mich so verausgabt, bis auf die Knochen, dass ich am Ende einen Kreislaufzusammenbruch hatte, sodass mein letzter Abgang per Krankenwagen erfolgte. Kurz vor Ende der Sitzung wollte ich rausgehen, um Luft zu schnappen. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen.“

BRF-Direktor Toni Wimmer mit Medienministerin Isabelle Weykmans beim Neujahrsempfang des BRF. Foto: Gerd Comouth

BRF-Direktor Toni Wimmer mit Medienministerin Isabelle Weykmans beim Neujahrsempfang des BRF. Foto: Gerd Comouth

Der ganze BRF stand unter Schock. Knops, heute halbtags beim freien Rundfunksender Radio Contact tätig: „Ich bin ja 10 Jahre beim BRF gewesen, und in den letzten Jahren habe ich immer den Satz gehört: ‚Wir müssen sparen.‘ Es wurden immer wieder Sendungen gekürzt oder Programme geändert, aber man hat gespart in der festen Absicht, niemanden entlassen zu müssen. Im letzten Jahr wurden sogar noch Mitarbeiter zusätzlich eingestellt. Rückblickend ist das nur schwer nachvollziehbar. Aber im Mai war klar, dass vier Leute gehen müssen. Ab dem Moment war die Stimmung ganz am Boden, weil keiner wusste, wen es treffen würde. Viele lebten tagtäglich mit der Angst.“

Bis heute ist beim BRF keine Ruhe eingekehrt

Mit den vier Entlassungen war es aber noch nicht getan. Programmstreichungen und Programmkürzungen wurden vorgenommen. So fiel u.a. die TV-Sendung „Treffpunkt“ dem Rotstift zum Opfer. Vor den Gemeinderatswahlen 2012 fanden keine Wahldebatten mit Publikum statt usw.

spoden ausschuss

Ex-BRF-Direktor Arthur Spoden (rechts, hier mit dem Ausschussvorsitzenden Patrick Meyer) Anfang November im Plenarsaal des PDG. Foto: OD

Im PDG gab es mehrere Sondersitzungen des Medienausschusses, bei denen u.a. der frühere Interimsdirektor Arthur Spoden sowie der Direktionsrat mit dem heutigen Direktor Wimmer gehört wurden. Der Abschlussbericht fiel allerdings enttäuschend aus: Warum 2012 im BRF-Haushalt eine Finanzlücke von mehreren Hunderttausend Euro klaffte, darüber sind sich Mehrheit und Opposition auch nach 9 Ausschusssitzungen nicht in allen Punkten einig geworden.

Überdies wurden zum Jahresende wurden weitere sechs Personalmitglieder „vorverrentet“. Bis heute ist beim BRF keine Ruhe mehr eingekehrt.

Hitparade, Karnevalsprinz und Forsa-Umfrage

Direktor Toni Wimmer in einem Beitrag von "Ostbelgien Direkt" in der Rubrik "Alles nur Satire".

Direktor Toni Wimmer in einem Beitrag von „Ostbelgien Direkt“ in der Rubrik „Alles nur Satire“.

Über eines ist man sich beim öffentlich-rechtlichen Sender einig: Der BRF hat sich seit jenen Monaten im Jahr 2012 stark verändert. Der BRF ist nicht mehr der BRF. Die drastischen Sparmaßnahmen, die Angst um den Arbeitsplatz, die es früher im Funkhaus am Kehrweg nicht gab, sowie die schwindende Unterstützung durch die verantwortlichen Politiker der DG haben Spuren hinterlassen.

Und wer weiß, welche Schlüsse demnächst aus dem Audit gezogen werden, das durchgeführt wurde…

Es gab eigentlich nur drei positive Ereignisse in den letzten 12 Monaten beim Belgischen Rundfunk: Im Dezember 2012 feierte der BRF die 2000. Ausgabe seiner „Hitparade“, Andy Clooth, Techniker beim BRF, wurde im Februar 2013 Eupener Karnevalsprinz, und im Mai 2013 bescheinigte eine Forsa-Umfrage, deren Glaubwürdigkeit allerdings stark bezweifelt werden kann, dem Sender sehr gute Hörerzahlen. (cre)

 

23 Antworten auf “Vor einem Jahr „explodierte“ der BRF”

  1. Eastwind

    Ob die 4 Entlassungen überhaupt nötig waren, wissen wir immer noch nicht. Beim BRF wurde jedenfalls an der falschen Stelle gespart. Der BRF sollte sich überlegen, ob er das kostspielige Fernsehen überhaupt braucht. Das TV bringt kaum noch einen Mehrwert. Bei jedem Volksfest die gleichen Fragen und die gleichen Bilder. Der BRF soll sich auf den Hörfunk konzentrieren. Die künftige Nähe zum Parlament könnte auch mit der Zeit ein Problem darstellen.

  2. Réalité

    A propos!So wie damals gross raus posaunt,sollte Arthur Spoden nicht da noch etwas zu sagen haben zu dieser Affäre…!!??
    Nix gehört,nix gesehen!?
    Der BRF ist seither nur mehr 3te Liga!Die im Vorjahr neu hinzugekommenen neuen Sprecher/innen kommen bei weitem nicht an das Niveau „der Gegangenen ran“!Auch die Programmstruktur lässt zu wünschen übrig.

    • Hallo Réalité:
      Hier zur Erinnerung der „Weihnachtsleserbrief“ von Arthur Spoden :

      Verrentungen beim BRF
      Außer mir haben noch fünf weitere Mitarbeiter das Angebot angenommen: Guy Janssens (Musikredaktion), Michael Reul (Sportredaktion), Frank Vandenrath (Webredaktion), Rolf Peters (Moderation) und André Jaspart (Technik). Rudolf Kremer, Werner Barth und Frederik Schunck (alle Redaktion) und Edith Weynand (Sekretariat/ Empfang) bleiben dem BRF erhalten. Die freiwilligen Verrentungen (sechs von zehn) bringen dem BRF dennoch jährlich mindestens 500.000 € an Einsparungen. Dem Haushalt 2013 fehlten bekanntlich noch 314.000 €. Nun müsste der BRF, wenn niemand zusätzlich eingestellt wird, Ende 2013 mit gut 200.000 € Gewinn dastehen!!! Ich bleibe dabei: Patrick Knops und Jenny Dederichs hätte man nicht zu entlassen brauchen. Dann hätte man das Programm auch nicht derart kürzen müssen. Die Finanzlage des BRF ist kaum schlechter als die der anderen öffentlichen Einrichtungen. Jedoch wird mit dem BRF zu viel Politik betrieben. Und noch etwas: Der Haushalt 2012 wäre mit Leichtigkeit zu retten gewesen. Leider wurden die falschen Entscheidungen getroffen. Aber das will ja keiner hören. Stattdessen sucht man lieber einen Sündenbock. Offenbar hat auch der GrenzEcho-Redakteur am 6. November im Parlamentsausschuss nicht richtig zugehört. Doch dazu später mehr, denn heute ist Weihnachten. Ich wünsche allen besinnliche Feiertage.
      Arthur Spoden, Eupen, 24.12.2012

      Fazit: Wie sagte doch schon einst Konrad Adenauer?“ Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“.

  3. Kopfschüttel...

    Explodiert? Wieso explodiert?

    Laut Wikipedia ist eine Explosion „eine chemische Reaktion oder ein physikalischer Vorgang, bei dem Temperatur und Druck in kurzer Zeit erheblich ansteigen. Dabei kommt es zu einer plötzlichen Volumenausdehnung von Gasen und der Freisetzung von großen Energiemengen auf kleinem Raum“, und weiter „Je nach Art, Schwere und Entfernung der Explosion und weiteren Umständen kommt es zu typischen gesundheitlichen Schäden, wie Lungenrissen, Knalltraumata, Verbrennungen, schweren Verletzungen und Schockzuständen“. All dies kann ich beim BRF nicht erkennen.

    Davon abgesehen scheint Herr Cremer noch nie eine richtige Entlassungswelle o.Ä., wie z.B. bei Bombardier in Aachen, mitgemacht zu haben. Demgegenüber ist das, was beim BRF abgelaufen ist – wenn man unbdingt im Bild bleiben will – ein laues Lüftchen.

    • Günther Jansen

      Na so toll ist der Herr Knops nun auch nicht. Ich durfte den besagten Herrn mal persönlich kennenlernen und bin von seiner Art und Weise, wie er sich privat gibt, mehr als enttäuscht. Er sollte mal versuchen, etwas menschlicher zu werden und nicht als der große King daherzukommen. Es gibt auch noch andere gute Moderatoren in der DG und die sind sicherlich privat nicht so ein ….. wie Herr Knops !

    • „Wer ist eigentlich Patrick Knops“? Ich denke, dass beim BRF so Einiges im Argen liegt, hat mit Sicherheit nichts mit dem Ausscheiden des Herrn Knops zu tun. Dafür ist die Wirtschaftskrise verantwortlich. Es muss halt an allen Ecken und Kanten gespart werden, nicht nur beim BRF. Wie man hört, war er ein guter Moderator, es gibt jedoch bestimmt einen Grund dafür, weshalb ausgerechnet er entlassen worden ist. Wie Herr Jansen schon bemerkte, der „King“ sollte sich ruhig mal etwas zurücknehmen….. Schliesslich wurden mit ihm auch weitere Mitarbeiter entlassen, die sicherlich auch mit ihrem Schicksal hadern, allerdings nicht wie Knops Nabelschau betreiben. Und wer nicht ohne Knops kann, der kann ja Radio Contact hören! Eine Frage der Zeit, wie lange der „King“ da on air sein wird!

      • Werner Pelzer

        Dass beim BRF so Einiges im Argen liegt … Dafür ist die Wirtschaftskrise verantwortlich.

        Oh ja, die Wirtschaftskrise… Oder lebte der kleine BRF auf zu großem Fuß?

        Wie sagt Stefan Raab: Man weiß es nicht.

  4. Der BRF ist auf jeden Fall schlechter geworden. Alles ziemlich bieder und altmodisch. Da fehlt es an Pep. Der Sender ist zu teuer für das, was er bringt. Hat Lambertz nicht mal gesagt, der BRF koste jedes Jahr 5 Millionen Euro? Das ist entschieden zuviel.

  5. Ketteniser

    Wieso wird immer wieder das Thema BRF und die Entlassungen durchgekaut … ?
    Schön, dass das jetzt ein Jahr her ist.
    Es gibt genügend andere Unternehmen der privatwirtschaft, die während dieser 12 Monate auch Leute entlassen haben …

    Dass der Sender zu teuer ist für das, was er bringt, dem stimme ich definitiv auch zu.

    • Mit dem „kleinen“ Unterschied, dass die Kündigungen im BRF definitiv nicht nötig waren (siehe Masse an Frühverrentungen). Ich werde den Eindruck nicht los, dass im BRF weiterhin im stillen Kämmerlein „gemamselt“ wird. Auf einmal ist Geld da um auf jedem Festival zu „berichten“.. da wo vorher nur auf Sparflamme gekocht wurde. Ja sogar neue Leute wurden eingestellt (quasi per Schlupfloch am Verwaltungsrat vorbei) und Prozentverträge nach oben korrigiert. Arbeitsrechtlich ein Unding. Klar, Kündigungen gibt es überall.. aber immer als letzte u durchdachte Lösung. Das ist aber am Kehrweg ziemlich anders. Und vergessen sollte man nicht: der BRF ist kein Privatunternehmen! es sind unsere Steuergelder die hier von einer dubiosen Verwaltung verschleudert werden.

  6. Jim Knopf

    Mich irritiert die Kurzsichtigkeit einiger Forumsteilnehmer. Natürlich kann man ohne Grenz-Echo, weil Andere schneller informieren. Natürlich kann man auch ohne BRF weil Andere besser moderieren. Ich sehe aber Beide als notwendiger Bestandteil unserer Autonomiebewegung und trotz Unkenrufen bewahrer unserer Demokratie. Dabei kann dieses Breitmaulforum auch nicht als Ersatz dienen.

  7. Werner Pelzer

    Mich irritiert Ihre Kurzsichtigkeit ebenfalls. Sie behaupten, dass Andere schneller informieren als das GE. Über den Syrien-Konflikt und das internationale Sportgeschehen sicher. Aber über das Regionalgeschehen werden Sie im Netz nichts lesen. Außerdem finanziert sich das GE selbst und schafft zudem viele Arbeitsplätze. Der BRF hingegen kostet dem Steuerzahler so einige Millionen, und die ist er nicht wert. Dieses sogenannte Breitmaulforum hier dient der Demokratie vielleicht mehr als GE und BRF zusammen, denn während die Verantwortlichen auf politische Korrektheit und Etikette zu achten haben, kann man hier frei seine Meinung äußern und den Finger in die Wunde legen, auch wenn der eine oder andere Beitrag übers Ziel hinausschießt.

  8. Ich warte auf die erste Meldung von OD, die so beginnt: „Wie der BRF berichtet, hat das GE berichtet, die Agentur SID würde darüber berichten, dass Bayern München in einer Presserklärung erklärt hat, es gäbe eigentlich nichts zu berichten, aber …“

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