Zwischenruf

Umfragen kann man getrost abschaffen

Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendeine Meinungsumfrage veröffentlicht wird. Dann heißt es wieder: 30% der Belgier sind der Ansicht, dass… Oder: So und so viel Prozent der Deutschen würden CDU/CSU oder SPD wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre… Auch wenn sich spätestens am Abend der nächsten Wahl herausstellt, dass sämtliche Demoskopen völlig daneben lagen, scheint sich niemand daran zu stören. Dabei dienen die Umfragen nur den Instituten, die sie durchführen. Sie verdienen viel Geld damit und brauchen nicht einmal etwas zurückzuzahlen, wenn sich herausstellt, dass sie sich wieder einmal komplett geirrt haben.

Die Umfragen sind keine wirksamen Instrumente der Meinungsermittlung mehr, weil sie oft aus Zeit- und Geldgründen dilettantisch durchgeführt werden.

Außerdem lässt sich der Bürger, wenn er von einem Mitarbeiter eines Institutes für Meinungsforschung befragt wird, nicht gerne in die Karten gucken. Er wählt entweder die einfachste Antwort, damit er die Fragerei so schnell wie möglich hinter sich hat. Oder ihm ist daran gelegen, dem Frager gegenüber nicht negativ aufzufallen.

„Bürgersteig-Befragungen“ (Micro-trottoir)

Nur die wenigsten Befragten würden zugeben, ausländerfeindlich zu sein, auch wenn sie es vielleicht tatsächlich sind…

Noch schlimmer als die angeblich repräsentativen Meinungsumfragen der Demoskopen sind die „Bürgersteig-Befragungen“ der Fernsehanstalten, auf Französisch „Micro-trottoir“ genannt.

Da wird zum Beispiel ein Beitrag aus Griechenland gesendet, bei dem wahllos Leute auf der Straße um ihre Meinung gebeten werden. Niemand vermag zu sagen, nach welchen Kriterien gerade diese Personen befragt wurden.

Verdrehung der Tatsachen ohne Folgen

Vor dem Referendum in Griechenland etwa konnte man, wenn man deutsches Fernsehen schaute, den Eindruck haben, 80% der Griechen würden sich für den Reformkurs der Geldgeber und gegen Syriza aussprechen, weil an den Tagen zuvor fast nur Kritiker der Regierung von Alexis Tsipras zu Wort kamen.

In Wirklichkeit stimmten die Griechen mit großer Mehrheit mit Nein. So kann man sich irren. Und das Schlimme ist: Niemand regte sich über diese Verdrehung der Tatsachen auf!

Kurzum, Umfragen kann man getrost abschaffen. Wenn jemand in seinem Beruf so oft so falsch liegen würde wie die Demoskopen, wäre er seinen Job los!

GERARD CREMER

14 Antworten auf “Umfragen kann man getrost abschaffen”

  1. Robespierre

    Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.

    Studien und Umfragen werden doch immer im Sinne des Auftraggebers hingebogen. Was soll dieser „Bericht“? Langweilt sich die Ossi-Redaktion?

  2. Öppe Alaaf

    Umfragen zeigen zumindest, in welche Richtung die Propaganda das Stimmvieh treibt. Damit sind Umfragen ein Teil der Propaganda, nicht der Demokratie.

    Sie werden nicht abgeschafft, weil sie ein Werkzeug des populistischen Regierens sind.

    Geht die Rechnung auf, hat die Politik alles gut gemacht, kommt das Gegenteil heraus, hat sie Schlimmeres verhindert.

    …es ist halt die moderne Form der Astrologie geworden: Schaffen Sie ein beliebiges Werkzeug, das als Prognoseinstrument akzeptiert wird und packen Sie die Prognosen in ein beliebig formbares Interpretationsmodell. (Bei der Bankenkrise hat das auch funktionniert: Das Werkzeug „genialer Astrophysiker“ programmiert Software, die Betrug so weit automatisiert, dass die Bankkunden anstandslos an die Wertschöpfung von „Kredit für Alle“ geglaubt haben.)

    Fertig ist die Kaste, die Stroh zu Gold spinnt, auf dem Schoß unserer Regierenden Platz nimmt und ihnen fleissig Bullensch*** in die Ohren stopft.

    …das ist nichts wirklich Neues. Esotherik aus der Fußgängerzone!

    …Na ja, wenn ich’s recht betrachte: Die Fußgängerzone ist neu!

    • Johann Klos

      Nun werter Kommentator: mit der von Ihnen gewählten Wortwahl wird es wohl so schnell keine weiteren Anmerkungen zu Ihren Tiefsinnigkeiten geben. Den Shorts, Strohhüte und ähnlichem sind sie meilenweit enteilt.

      • Kommentator

        Nun Ja,Herr Klos.Mit dem Short und dem Strohhut,da hatte man wenigstens noch was an.
        Wogegen Die Umfragen-Verbesserungs- Statistik- und Recherchenweltmeister fast immer nackt,betreten und mit langer verlogener Nase da müssen stehen!?

  3. Kommentator

    Mit den Umfragen ist es fast so wie mit den Coaches.
    Beides sind neue und moderne Erfindungen,die z Bspl dazu dienen den taumelnden Führungspersönlichkeiten zu helfen gewisse Entscheidungen durch zu boxen oder in die Wege zu leiten.
    Da wird die Skepsis zur Hoffnung,um ja das Zepter nicht aus der Hand geben zu müssen.
    Die echte Wahrheit liegt all zu oft weit daneben.
    Was solls,bezahlen muss das ganze letztendlich immer der Verbraucher,der kleine Mann von der Strasse,der Steuerzahler,der Kunde.
    Verantwortung wird da ins abseits gestellt,und zumeist ist und war alles verzerrt und gelogen.Genau so wie die meisten Statistiken.

    • Der Prophet

      Also, à propos Coaches – eher Cockroaches? :-)
      Ich behaupte ja schon lange, daß der „neue Mensch“, wie die Gesellschaft ihn zZ zurecht biegt, bald ein GPS-System UND einen Coach brauchen wird um vom Sofa zur Toilette zu gelangen. Mark my words…

  4. Ostbelgien Direkt

    In diesen Tagen gab es allein in Deutschland folgende Umfragen:

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-07/fluechtlingspolitik-umfrage-ard-deutschlandtrend-aufnahme-grenze

    http://m.welt.de/motor/news/article144694922/Umfrage-zu-Carsharing-und-Co.html

    http://www.wahlrecht.de/umfragen/

    Von den „Micro-trottoir“-Umfragen ganz zu schweigen. Wir werden ständig mit angeblich wissenschaftlichen Umfragen oder Studien manipuliert und merken es gar nicht.

  5. Mischutka

    Sehr gut, OBdirekt ! Umfragen sind der grösste Blödsinn, seit es solche gibt. Ein Beispiel (ganz aktuell) :
    ZDF : CDU/CSU = 41 % SPD = 25 %
    SAT1 : CDU/CSU = 14 % SPD = 20 %
    Dazu sei zu sagen, dass ein ZDF-Journalist mal in einer Talk-Sendung erklärt hat, man sei seitens der Regierung GEZWUNGEN, die „Beliebtheit“ von CDU/CSU immer mit grösserem Abstand zu den anderen Parteien hervorzuheben ! Die „Umfragen“ seien leider nur erfunden.
    Es kann auch so gehen : Wenn ich 4 Personen frage, ob (z.B.) die Stadt Eupen besonders attraktiv für Touristen sei, und 3 vom Stadtrat sagen „Ja“ – und 1 Person „von der Strasse“ sagt „Nein“, dann kann man damit werben, dass 75 % „aller Befragten“ der Meinung sind, Eupen sei sehr interessant für Touristen…..
    MfG.

  6. Mischutka

    Da ist mir gestern noch etwas zu diesem (sehr guten) Thema eingefallen :
    Vor ein paar Jahren war ich mal mit „Mutti“ in Aachen. Wenige Wochen vor so einer Wahl. In der Nähe des „Elisenbrunnen“ standen auf einmal 1 Mann und 1 Frau vor uns und fragten sehr höflich, ob sie uns in einer „wichtigen Sache“ ein paar Fragen stellen dürften. „Ja – OK“ haben wir gesagt. Dann wollten die wissen, ob wir mit der Politik des Aachener Bürgermeisters einverstanden wären, ob seine Partei alle Versprechen gehalten hätten usw…. Ich habe dann geantwortet, dazu könnten wir nichts sagen, wir seien Belgier….
    Doch dann kam das Seltsame : Die „Umfrager“ entschuldigten sich und sagten nur “ Danke – dann füllen WIR eben den Fragebogen aus und tun so, als ob Sie das gesagt hätten…. wir sind ja auch froh, Feierabend zu haben und müssen noch ca. 200 Leute befragen“.
    Ich habe noch gebeten, ob ich denn mal unsere „Meinung“ lesen dürfe – was die aber ablehnten, denn die Umfrage sei geheim…….“.
    MfG.

  7. Umfragen sind sehr nützlich, sie sagen zwar nichts über die Befragten oder das Stimmungsbild in der „Bevölkerung“(wer immer das ist) aus, aber man erfährt sehr viel über die Absichten und Ansichten des Auftraggebers der Umfrage.

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