Gesellschaft

„Terror – Ihr Urteil“ fesselte auch viele Zuschauer in Ostbelgien

Die Hauptdarsteller in dem sehenswerten Spielfilm "Terror - Ihr Urteil". Foto: Das Erste

Auch in Ostbelgien haben am Montagabend viele TV-Zuschauer in der ARD das Gerichtsdrama „Terror – Ihr Urteil“ mit der anschließenden Diskussion in der Talkrunde „Hart aber fair“ verfolgt. Nach dem packenden Spielfilm erfolgte gleichzeitig in Deutschland, der Schweiz und Österreich das Urteil im Namen des Fernsehvolkes.

Der angeklagte Luftwaffenpilot, der im Film eigenmächtig einen Airbus abschoss, um 70.000 mögliche Terroropfer in der Münchner Allianz Arena zu retten, wurde in Deutschland von 86,9% der beteiligten Zuschauer freigesprochen. Nur 13,1% hielten ihn für schuldig.

Bei der zeitgleichen Ausstrahlung in Österreich kam ein identisches Urteil zustande: 86,9% plädierten für Freispruch, in der Schweiz waren es 84%.

Das TV-Gerichtsdrama mit Martina Gedeck, Burghart Klaußner, Florian David Fitz und Lars Eidinger entstand auf der Basis eines Stücks des Autors Ferdinand von Schirach, das bereits mehr als 400 Mal im Theater aufgeführt wurde.

Nach dem Spielfilm "Terror - Ihr Urteil" befasste sich die Talksendung "Hart aber fair" mit Frank Plasberg (rechts) mit dem Thema. Auch hier gab es eine hitzige Diskussion. Foto: Screenshot Das Erste

Nach dem Spielfilm „Terror – Ihr Urteil“ befasste sich die Talksendung „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg (rechts) mit dem Thema. Auch hier gab es eine hitzige Diskussion. Foto: Screenshot Das Erste

Die Geschichte, um die es ging: Terroristen haben einen Lufthansa-Airbus in ihre Gewalt gebracht und wollen die Maschine in die Allianz Arena bei München stürzen. Es bleiben nur wenige Kilometer. Deutschland spielt gegen England, 70.000 Fußballfans im ausverkauften Stadion wissen nichts von der drohenden Katastrophe.

„Wenn ich jetzt nicht schieße, werden Zehntausende sterben“, schreit Luftwaffenmajor Lars Koch (Florian David Fitz) übers Mikrofon an die Leitstelle und feuert in seinem Eurofighter eine Luft-Luft-Rakete ab. Das rechte Triebwerk des Airbus A320 wird getroffen, die Maschine fängt Feuer und stürzt auf einen Kartoffelacker.

Alle 164 Menschen an Bord, darunter die Terroristen einer Al-Qaida-Splitter-Organisation, kommen ums Leben. Der Bundeswehrpilot handelte gegen den ausdrücklichen Befehl, nicht zu schießen. Er war deshalb angeklagt wegen 164fachen Mordes.

Ist er schuldig oder nicht schuldig? Hat er 164 Menschen getötet oder Zehntausende gerettet?

Eine überwältigende Mehrheit der Fernsehzuschauer plädierte dafür, dass der Luftwaffenmajor in einem dramatischen Augenblick, in dem er von allen alleine gelassen wurde, Verantwortung übernahm und Zehntausende Menschen rettete, auch wenn er dafür den Tod von 164 Menschen in Kauf nahm, die aber möglicherweise sowieso getötet worden wären, wenn der Airbus in die Allianz Arena gerast wäre.

In einer „Hart aber fair“-Sondersendung direkt nach der Ausstrahlung des Films lieferten sich der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) und der ehemalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) eine heftige Kontroverse.

Schlagzeile von bild.de am Dienstagmorgen.

Schlagzeile von bild.de am Dienstagmorgen.

Für Baum war der Pilot juristisch ein Mörder. Baum betonte den ewigen Grundsatz des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Leben dürfe nicht gegeneinander aufgerechnet werden. Im übrigen sei der Ausgang einer Flugzeugentführung bis zuletzt nicht entschieden. Baum verwies auf ein entsprechendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2006, an das sich alle zu halten hätten.

Dagegen betonte Jung, die einzig entscheidende Frage sei, ob das Leben der 70.000 Menschen im Stadion noch zu retten sei. Auch diese hätten eine Menschenwürde. Das Leben der Passagiere in der entführten Maschine sei ohnehin nicht mehr zu retten gewesen. Hier gebe es einen Fall von übergesetzlichem Notstand.

Leider hatte die ARD während der Abstimmung mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen, denn die Internetseite war schwer erreichbar, die beiden Telefonnummern meist besetzt, oder es kam einfach die Ansage: „Ihr derzeit gewünschter Gesprächspartner ist derzeit nicht erreichbar.“

In den sozialen Netzwerken wie Twitter äußerten sich einige User deswegen spöttisch, andere lobten aber auch die Qualität des Films: „Das Fernsehen ist alles andere als tot.“ (dpa/cre)

31 Antworten auf “„Terror – Ihr Urteil“ fesselte auch viele Zuschauer in Ostbelgien”

    • Freies Meinungsinstitut

      „Typisch mal wieder die Meinung von diesem Theologen“
      @ EiFelEr :
      DieseM Theologen? Habe außer der angehenden Bischöfin keinen anderen Theologen gesehen, es sei denn Sie meinen diesen liberal-kommunistischen G.Baum.Der ist allerdings alles andere als ein Theologe. Den hätte ich zu seiner aktiven Zeit als Innenminister am liebsten in die Wüste geschickt wenn ich nur gekonnt hätte

  1. Ja auch ich fand den Film super spannend, von Anfang an bis zum Ende! Dazu eine tolle Leistung aller beteiligter Schauspieler. Ein Gedanke stellt sich mir allerdings: die Geschichte des Films spielt sich ja zeitnah ab, (2016); deswegen frage ich mich, ob sich ein ähnlicher Terrorakt, so wie im Film dargestellt, überhaupt ergeben könnte. Inzwischen ist es doch so, dass die Tür zum Cockpit von den Piloten von innen verschlossen wird und niemand mehr dort eindringen kann.In dem Film sind die Terroristen scheinbar in die Pilotenkanzel vorgedrungen. Dies wäre mit dem Verriegelungssystem also ausgeschlossen und die Terroristen könnten das Steuer nicht selbst in die Hand nehmen,( im wahrsten Sinne des Wortes) ,ergo, die Verbrecher können nicht selbst bestimmen WO der Absturz erfolgen soll. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Terroristen im Passagierraum eine Bombe zünden und das Flugzeug trotzdem zum Absturz bringen, jedoch , wie gesagt nicht zielführend. Dass das Verriegelungssystem auch Nachteile haben kann, ist bei dem Selbstmord des Euro-Wing-Piloten über Südfrankreich vor ein paar Jahren deutlich geworden. Solch eine Szenerie bildet aber m.M.nach eine Ausnahme

  2. el verde

    Ich habe den Film mit Absicht nicht gesehen, sowenig wie die anschliessende Diskussion. Zur jetzigen Zeit ist es einfach unangebracht solche, wie Patriot schreibt, zeitnahen Geschichten zu verfilmen. Das gemeinsame Gruseln über ein solches, durchaus mögliches Szenario, kann sich augenblicklich nur Deutschland leisten. Dank der AfD, die allen Parteien und der gesamten Regierung im Nacken sitzt arbeiten in diesem Land die Polizei, Überwachungsdienste und Geheimdienste auf Hochtouren. In Ermangelung wirklich schlimmer Terrortaten, erfindet man jetzt eben solche, um einen Diskussionsabend zu gestalten. Beneidenswertes Deutschland.

    • In Ermangelung wirklich schlimmer Terrortaten, erfindet man jetzt eben solche, um einen Diskussionsabend zu gestalten.

      @ el verde

      Am 11.09.2001 flogen 2 Passagierflugzeuge in die New Yorker Twn Towers. Da war nichts zu erfinden.

  3. Hop Sing

    Die angehende Bischöfin : eine Marktschreierin, die keine Position bezieht.
    Altliberaler Baum : als Rechtspositivist auf einer Ebene mit Roland Freisler : auch dieser praktizierte die bedingungslose Anwendung des gesetzten Rechtes und verhängte Todesurteile für Bagatellen.
    Zu denken, dass Recht und Grundgesetz jede Situation der Gesellschaft normativ abdeckt, ist falsch. Es gibt Situationen, wo Werte kollidieren und wo im Sinne des übergesetzlichen Notstandes Entscheidungen zu nehmen sind.

  4. Habe ebenfalls auf Freispruch gestimmt.
    Film war sehr spannend und die Gefühle weckselten hin und wieder die Seiten .
    Das schlimmste kam in der Sendung “ hart aber fair “ wo dieser PFF Mann so was von dämmlich rüberkam,ebenfalls die Theologin viel Bla Bla und nichts dahinter .

  5. Vereidiger

    Hier gibt es zum gleich Thema etwas zum Nachdenken (wenn man denn dazu gewillt ist): http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-10/ard-fernsehen-terror-ferdinand-von-schirach-fischer-im-recht
    Zufallszitat: Rechtsregeln haben sich als weitaus geeigneter erwiesen „als das, was der Spontan-Rülpser des Volkskörpers als jeweils gefühlte Gerechtigkeit hervorbringt.“
    Anders gesagt: Das, was eine wie auch immer qualifizierte Mehrheit der Bevölkerung in emotional-kurzschlüssiger Weise und ohne wirkliche Kenntnis der Sachlage „abstimmt“, hat noch lange nichts mit „Recht“ zu tun…

    • Zaungast

      Ja, ‚Ver(t)eidiger‘, ein sehr lesenwerter Artikkel, auch wenn mich mehrere Passagen nicht überzeugt haben.

      Bei mir blieb jedenfalls nach der „Urteilsverkündung“ durch Volksbefragung ein fader Beigeschm

    • Zaungast

      Leider wieder falsch geklickt.

      … ein fader Beigeschmack.

      Der Angeklagte, wie aus dem Ei gepellt, einer, denn man sich als Schwiegersohn wünschen würde, dazu noch intelligent, so gar nicht der Kommisskopp und Draufgänger, wie man sich gemeinhin den Piloten eines Jagdflugzeuges vorstellt. Den musste man einfach freisprechen.

      Allerdings ein wenig zu selbstsicher, ja schon arrogant im Dialog mit der Staatsanwältin, die als Gegenpart wohl unsympathisch (also unglaubwürdig…) wirken sollte. Ein dramaturgisch gewollter Effekt?

      Ein Aspekt, der nicht genügend beleuchtet wurde: Der Pilot hatte zweimal den Befehl erhalten, nicht zu schießen und hat sich darüber hinweggesetzt. Dabei konnte er in seinem Kampfflieger die Gesamtlage doch gar nicht richtig einschätzen. Wo kämen wir hin, wenn jeder Soldat nach eigenem Ermessen handeln würde, nur weil er meint, die Lage erfordere es?

      Eigentlich sind die Schuldigen auf der Erde zu finden: Militärs und Politiker im Krisenstab, die nichts zur Räumung des Stadions unternommen haben, obschon das (wie im Film behauptet und nicht widerlegt) möglich war. Da guckte der Vorgesetzte im Zeugenstand ziemlich dumm aus der Wäsche.

      Und die dann den Piloten mit seiner Entscheidung allein gelassen habe, wohl – wie angedeutet wird – sie darauf bauten, dass der Pilot schon „das Richtige tun würde“. Wie war das noch? Die Kleinen hängt man, die Großen, die sonst gerne betonen,, wie viel Verantwortung sie doch tragen müssen, die… . Na ja, das Volk war hier für Freispruch.

      Weshalb die Witwe eines Passagiers in den Zeugenstand treten musste, weiß wohl nur der Drehbuchautor. Um dem Ganzen den nötigen Schuss Sentimentalität zu geben? Zur Wahrheitsfindung trug die Sache mit dem Schuh jedenfalls nichts bei, so tragisch dieses Schicksal auch sein mochte.

      In der danach folgenden Diskussion war der Herr Baum leider fehl am Platze. Außer sich aufzuregen und laufend vom BVG zu reden, ¨brachte er nicht viel überzeugendes. Die anderen drei, auch die hier kritisierte Theologin, waren da weitaus überzeugender.

  6. Der Pilot ist schuldig wegen Mordes an 164 Menschen weil er einem Befehl nicht gefolgt ist.
    Der Pilot hat 70.000 Menschen gerettet weil er einem Befehl nicht gefolgt ist
    Die 164 Menschen wären immer gestorben, egal wie der Pilot sich entscheidet.
    Die 70.000 Menschen leben oder sterben je nach der Entscheidung des Piloten.
    Fazit: Der Abschuss der Maschine ist richtig.
    Wenn das Grundgesetz das anders sieht, dann ist das Grundgesetz falsch. So einfach ist das, und zum Glück sehen das auch 80% der Menschen so! Wer lieber alle sterben lässt um einer abstrakten moralischen Position willen, ist nicht besser als die KZ Schergen die ja auch nur geltendes Recht umgesetzt haben wollen. Moral ist mehr als Gesetzestexte, auch wenn da „Grundgesetz“ darübersteht….

  7. Die Deutschen und ihr Grundgesetz. Dieses wurde von den Gründungsvätern unter dem Eindruck des gerade zu Ende gegangenen tausendjährigen Reiches ins Leben gerufen. Nie wieder sollte ein Krieg von Deutschen, bzw.von deutschem Boden ausgehen. Ja, und die Würde des Menschen ist unantastbar. Das steht auch in den Verfassungen anderer demokratischer Länder. Nun, seit 1949, als das besagte Grundgesetz der neu gegründeten BRD in kraft tat, hat sich die Welt eben verändert, auch in Deutschland .Damals ahnte man nicht bzw.konnte man nicht ahnen, welche Bedeutung der Terrorismus
    mal erlangen könnte. Heute sind wir beispielsweise im Krieg mit muslimischen Terroristen, ob es so genannt werden darf/ soll oder nicht; das kann nicht mehr mit dem Begriff „Kriminalität“ sozusagen bagatellisiert werden, wie es diese Dumpfbacke G.Baum noch gestern in der Sendung „Hart aber fair“
    zum besten gab.Es gibt eben Situationen, welche Gottseidank kaum vorkommen, wie etwa in dem gestrigen Film, wo es aufgrund bestimmter Umstände zu einem übergesetzlichem Notstand kommen kann und demzufolge außergewöhnliche Maßnahmen getroffen werden müssen. Da nutzt es nichts, den Terroristen den Text des Grundgesetzes vorzulesen um sie von ihren abscheulichen Taten abzuhalten.
    Und, wieso ist das Grundgesetz von 1949 für einige, wie etwa für diesen Baum, scheinbar in Stein gemeißelt? Das deutsche Grundgesetz ist inzwischen 67 Jahre alt, was sozusagen ein Rentenalter bedeutet.Es muss der heutigen Zeit angepasst werden, was Länder wie etwa die Schweiz, durchaus hin und wieder vornehmen.

    • Zaungast

      „Das deutsche Grundgesetz ist inzwischen 67 Jahre alt, was sozusagen ein Rentenalter bedeutet.Es muss der heutigen Zeit angepasst werden, was Länder wie etwa die Schweiz, durchaus hin und wieder vornehmen.“

      Das geschieht doch. das deutsche GG wird laufend weiterentwickelt, was im Gegensatz zu Belgien jederzeit und relativ leicht möglich ist. Außerdem präzisiert das BVG dieses GG durch seine zahlreichen Urteile.

      Es gibt allerdings Werte (unsere viel bemühten „christlich-jüdisch-abendländischen“), die davon ausgenommen sind. Oder wollen Sie zu Rechtspraktiken zurückkehren, wie sie bis 1945 üblich (und „rechtens“) waren?

    • @ Patriot

      Der von Ihnen als „Dumpfbacke“ verunglimpfte Herr Baum war der höchste Richter am Bundesverfassungsgericht und ist ein weltweit hochgeachteter Jurist. Er galt auch einmal als Kandidat der FDP für das Amt des Bundespräsidenten.
      Das Grundgesetz hat sich über die Jahre bewährt. Eine, auf einem klaren Gesetz basierende freiheitliche Grundordnung, auch wenn sie unter dem Eindruck der Verbrechen der Nazizeit entwickelt wurde, ist allemal besser als der amerikanische „Patriot Act“ der 2001 in einer vorher unvorstellbaren Art und Weise die Freiheit und Bürgerrechte einschränkt. Im Übrigen besteht die Möglichkeit das Grundgesetz stellenweise zu ändern, jedoch sind die Hürden hoch.

      • Zaungast

        Leider irren Sie sich da. Baum war nie Richter beim BVG, sondern von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister. Er war von Beruf Rechtsanwalt und hat mehrere Prozesse als Anwalt vor dem BVG geführt, u.a. wegen des Luftsicherheitsgesetzes, das in dem Film eine Rolle spielt.

        Als Jurist eine Kapazität, leider gelang es ihm nicht, seine Position wirksam zu vermitteln, erstaunlich bei einem Rechtsanwalt und Politiker.

  8. ?_?_?_?_?_?_

    Im Prinzip stellt Gerhart Baum sämtliche Soldaten als Mörder hin ! …
    Im Falle eines Falles töten die auch > EINEN TERRORISTEN <
    um einigen oder mehreren Menschen das Leben zu retten ! …
    Wo ist da der Unterschied zu diesem Fall ? ….
    Mal ganz genau über sein Gelaber nachdenken !

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