Zwischenruf

Stadt Eupen ist bürgernäher geworden, aber auf keinen Fall professioneller

Nach dem Mehrheitswechsel Ende 2012 hat der Eupener Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF) mehrfach betont, dass unter seiner Führung die Stadt Eupen bürgernäher und professioneller sein wolle. Zweieinhalb Jahre später kann man sicher behaupten, dass das erste Ziel fast erreicht wurde. Die Mehrheit von PFF, Ecolo und SPplus ist auf jeden Fall um mehr Bürgernähe bemüht. Allerdings kann man wirklich nicht sagen, die Stadt Eupen sei professioneller geworden. Manches ist sogar richtig amateurhaft.

Amateurhaft ist zum Beispiel die Außendarstellung der Stadt in den Medien. Die Vorgehensweise ist oft ziemlich kleinkrämerisch. Und hiermit ist nicht einmal der Rat für Stadtmarketing (RSM) gemeint, dessen Arbeit durchaus kritisch hinterfragt werden kann.

Nein, hier geht es um die Außendarstellung des Gemeindekollegiums der Stadt Eupen, die in vielerlei Hinsicht beanstandet werden kann. Zum Beispiel zeigt das von Tierschützern geforderte Verbot des Ponyreitens auf der Eupener Kirmes, wie unprofessionell das Gemeindekollegium bisweilen agiert.

In spätestens einem Jahr, nein, ab sofort…

Zunächst einmal erklärt ein Beamter der Stadt Eupen, nächstes Jahr werde es Ponyreiten auf der Eupener Kirmes nicht mehr geben. „Wir haben dem Pony-Mann zeitig gekündigt, aber laut Gesetz hat er noch Anrecht, in diesem Jahr dabei zu sein. Ob er auch tatsächlich kommen wird, weiß ich nicht, da er sich noch nicht bei uns gemeldet hat. Ich habe ihm aber schon vor Längerem zu verstehen gegeben, dass sein Karussell in Eupen nicht mehr erwünscht ist“, wurde der Leiter des Technischen Dienstes der Stadt Eupen, Daniel Niessen, in der Tagespresse zitiert.

„Ponyreiten wird in spätestens einem Jahr abgeschafft“, lautete denn auch die Nachricht in den Medien.

Nur 24 Stunden später ist von „spätestens in einem Jahr“ keine Rede mehr, denn das Gemeindekollegium soll holterdipolter entschieden haben, dass der Betreiber des Ponykarussells bereits für die diesjährige Oberstädter Kirmes keine Erlaubnis erhalten werde.

Gibt es das Gesetz nicht mehr?

Unabhängig von der Frage, ob Ponyreiten auf Jahrmärkten erlaubt oder verboten werden soll, geht man so mit dem Betreiber eines Karussells um? Der Mann führt immerhin ein kleines Geschäft. Und was ist aus dem Gesetz geworden, von dem der Leiter des Technischen Dienstes sprach? Gibt es das Gesetz nicht mehr?

Überhaupt stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage das Gemeindekollegium seine Entscheidung getroffen hat. Und warum wurde dieser Beschluss nicht, wie es sich eigentlich gehört, wenn man professionell sein will, allen Medien in Form eines Pressekommuniqués mitgeteilt – am besten mit einer detaillierten Begründung?

Wie gesagt, es geht hier nicht um die Frage, ob Ponyreiten erlaubt oder verboten werden soll. Es geht nur darum, wie eine Stadt wie Eupen Entscheidungen trifft und wie sie diese in der Öffentlichkeit kommuniziert. Und bisher ist die Außendarstellung alles andere als professionell.

GERARD CREMER

 

31 Antworten auf “Stadt Eupen ist bürgernäher geworden, aber auf keinen Fall professioneller”

  1. Eupenmobil

    Absolut einverstanden! Die Stadt verkauft sich sehr schlecht! Es fehlt an Medienprofis. Das gilt aber für alle Gemeinden in der DG. In Eupen kommt noch hinzu, dass man sich einen teuren Rat für Stadtmarketing leistet, der nichts Vernünftiges auf die Reihe kriegt.

  2. Der gesamte Tourismusbereich in der DG verkauft sich nicht gut.Wäre aber eine gute Einnahmequelle.Der Organisation fehlen kompetente und weitsichtige Leute.Seit langem.Wenn man bedenkt welche Summen da schon rein gebuttert wurden,und was herauskam,siehe allein das Vennbahnprojekt.Gewiss der Ravel ist gut und wirksam.Aber unserer Gegend fehlen die Attraktionen.So hat man vor vielen Jahren bereits versäumt den Aussichtsturm auf Baraque Michel wieder her zu stellen.Grobe Vernachlässigung in Bezug Infrastrukturen rund um das Venn,das Aushängeschild der DG.Katastrophale Strassen,Bankette voll Dreck und Unrat,zu wenige und unsaubere Parkplätze,aber wohl total überflüssige Kreisverkehre,usw.Amateurhafte Entscheider,besonders in der Politik!Die Gemeinden tun das allernötigste,aber nicht mehr.Wenn man da sieht was im benachbarten Ausland alles auf gefahren wird.Da kann man fast vor Neid erblassen.

    • Ostbelgien Direkt

      @Horst: Bürgernäher ist die Stadt Eupen schon geworden, und nicht nur wegen der Volksbefragung, die sie selbst zwar nicht angestoßen hat, die sie letztlich aber durchgeführt hat. Es gab mehrere Projekte, wo die Bürger sich einbringen konnten, so zum Beispiel bei der Umgestaltung des Viertels an der Bergkapelle oder jetzt bei der Bürgerumfrage „DU KANNST UNS MAL… die Meinung sagen“. Die Pläne des künftigen Kombibads konnten im Rahmen einer Ortsbesichtigung, zu der alle Bürger eingeladen waren, eingesehen werden… Gruß

      • @ Ostbelgien Direct Lieber Herr Cremer, um mit gleicher Münze zu antworten! „DU KANNST UNS MAL“… eines Besseren belehren! Wo ist aber auch nur ein Bürger befragt worden, ..um die Go-Pässe abzuschaffen, Fussgängerzone 2013 zu beschließen, das Capitol zu kippen, Summer in the City abzuschaffen, …..

  3. Wieso kann ein Beamter kommunizieren die Ponys würden erst ab kommenden Jahr verboten wie es aussieht ohne Rücksprache mit dem Kollegium zu nehmen? Auf Verwaltungsebene scheint demnach etwas im Argen zu liegen, oder? Da müssen mal alle in dieselbe Richtung.

  4. Politik enttäuscht

    Kontra, Sie haben völlig recht !
    Kleine Bemerkung am Rande bzgl. „Ravel“…
    Blamage für den Ravel in Büllingen : aus Deutschland kommend, ab Buchholz, keine Teerschicht mehr und keine Orientierungsschilder. Sehr schade !

  5. Zappel Bosch

    Bürgernäher? Sind Sie wirklich davon überzeugt, Herr Cremer? Aber nicht bürgerfreundlicher! Die plötzliche Entscheidung von Herrn Genten, die Kirchstraße zu sperren. nach Monaten Palaver mit Bürgern im Baustellen-Begleitkomitee. Und die von ´Horst´ hievor zitierten Fakten, u.v.a.m.

    • Ostbelgien Direkt

      @Zappel Bosch: Wenn man sich bemüht, „bürgernäher“ zu sein, dann bedeutet dies noch lange nicht, dass man auch effektiv „bürgernahe“ ist. In jedem Fall bemüht sich das Eupener Gemeindekollegium durchaus um mehr Bürgernähe. „Bürgerfreundlich“ ist wiederum etwas anderes. Das Verhalten des Schöffen Arthur Genten im Fall Kirchstraße hat meines Erachtens genau mit diesem Mangel an Professionalität zu tun, der in diesem STANDPUNKT-Artikel kritisiert wird. Die Vorgehensweise war amateurhaft. Gruß

  6. Heinz Günter Visé

    War eben in Welkenraedt auf der Kirmes.
    Da laufen die Pferdchen im Kreis, im Gegensatz
    zur Oberstadt letzte Woche. Sind unsere
    Nachbarn nun toleranter und lassen die den
    Kids die Freude auch mal auf dem Rücken eines
    Ponys zu sitzen? GAIA hat wohl schon hinter
    Herbesthal Baum keine Macht mehr und man komme mir nun nicht erneut mit Tierschutz und so.

    Das College Echevinal ist halt in Welkete ein anderes als das BSK in Eupen…

    • Georg Kremer

      Noch immer nicht verwunden, dass es in Eupen kein Ponykarussell mehr gibt? Welcher Eupener geht denn eine Woche nach unserer tollen Kirmes schon zum Jahrmarkt nach Welkete? Glücklicherweise nimmt sich unser Gemeindekollegium in Sachen Tierschutz kein Beispiel an W’dt oder an andere Gemeinden in der ach so fortschrittlichen Wallonie.

  7. Dieter Creutz

    @ Herr Cremer

    Bürgernah? Meinen Sie das wirklich ernst???
    Wieso denn das?
    Weil beim Public Viewing des WM Spiels Belgien – Argentinien ein Schöffe stockbesoffen und kaum noch ansprechbar über den Werthplatz torkelte? Gut, bürgernah war das irgenwie schon, da er sich ständig an irgendwelchen Bürgern festhalten mußte, damit er nicht umfiel.So kann man auch neue Freunde finden…
    Weil ein anderer Schöffenkollege die altehrwürdige ‚Ochsenalm‘ einem Motoradclub zuschanzt, in dem er selber Mitglied war (ist?) – und das den Bürgern auch noch als glänzender Schachzug verkauft, da man sich dort ja „austoben kann, ohne jemanden zu stören“?
    Weil eine Schöffin sich am Steuer eines Seniorenbus‘ fotografieren lässt, den eine auswärtige Firma organisiert hat und den Eupener Geschfäftsleute finanziert haben ?
    Weil gegen den Willen von hunderten „nahen Bürgern“ die Bäume im Friedenspark gefällt wurden? Eine Aktion, deren Sinn sich mir bis heute immer noch nicht erschließt…
    Weil den ach so „nahen Bürgern“ durch ihren bürgernahen Bürgermeister Feuerwehrleitstelle, Stewards usw. genommen wurden?
    Weil man Pläne für ein Kombibad einsehen kann, dessen Fertigstellung diese Mehrheit ganz sicher nicht mehr erleben wird?
    Weil man gezwungenermaßen eine Volksbefragung durchgeführt hat, deren Nichtdurchführung wohl eine Art ‚Sturm auf die Bastille‘ nach sich gezogen hätte?
    Weil….
    Weil….
    Weil…
    Also mir war ja klar, dass so etwa in der Mitte der Amtszeit die „Schläfer“ in den eigenen Reihen geweckt würden um die Aktion „Schönfärberei“ zu starten, trotzdem ist es immer wieder interessant zu sehen, wer so alles dazugehört. Willkommen im Club, Herr Cremer – aber bei allem Verständnis für Ihre politische Ausrichtung… Bürgernah? Da haben Sie jetzt aber wirklich etwas übers Ziel hinausgeschossen.
    Ein naher Bürger.

    • Ostbelgien Direkt

      @Dieter Creutz: In dem Artikel steht ja auch nicht, dass die Stadt Eupen „bürgernahe“ geworden sei, sondern „bürgernäher“. Ist schon ein kleiner, aber feiner Unterschied. Außerdem ist das ja auch nicht das eigentliche Thema dieses Artikels. Es geht vielmehr um einen Mangel an Professionlität. Weshalb die Stadt Eupen „bürgernäher“ geworden ist, habe ich ja auch schon in einem früheren Kommentar zu erläutern versucht:
      – Bürgernäher ist die Stadt Eupen nicht nur wegen der Volksbefragung geworden. Diese hat sie selbst zwar nicht angestoßen, sie hat sie letztlich aber durchgeführt.
      – Es gab zudem mehrere Projekte, wo die Bürger sich einbringen konnten, so zum Beispiel bei der Umgestaltung des Viertels an der Bergkapelle oder jetzt bei der Bürgerumfrage “DU KANNST UNS MAL… die Meinung sagen”.
      – Die Pläne des künftigen Kombibads konnten im Rahmen einer Ortsbesichtigung, zu der alle Bürger eingeladen waren, eingesehen werden.
      Ansonsten gibt es natürlich etliche Dinge, wo die Stadt Eupen Bürgernähe vermissen lässt. Aber das bestreitet ja auch niemand. Diese Beispiele sind auch oft genug hier auf OD aufgezeigt und kritisiert worden. Gruß

  8. Harald Montfort

    Zuerst muss die Verwaltung Bürgernah werden und am selben Strang wie dei Politik ziehen.
    Dann und nur dann wird Eupen Bürgernah!
    Es ist einfach alles der Politik in die Schueh zu schieben.
    Aber eine Stadt wird von beiden verwaltet.

  9. Amateurhaft und Kozeptlos

    Das „Bürgernäher“ möchte ich nicht kommentieren. In einer Kleinstadt wie Eupen sollte bürgernah SELBSTVERSTÄNDLICH sein.
    Wer nicht bürgernah ist, sollte den Job gar nicht erst antreten.

    Was die Professionalität angeht, kann ich wirklich nur beipflichten: Es fährt im Moment ein Schiff ohne Kapitän und Richtung. Kein Konzept, keine Weitsicht, keine Außen Darstellung. Eupen verdient wahrlich mehr!

    Das Sprichwort mit den vielen Köchen trifft vollends zu, wobei Manche sich lobenswerte Mühe geben jedoch an die Grenzen Ihrer eigenen Kompetenzen oder der anderen Parteigrenze stoßen. Wenn die Küche dann noch Fast-Food, Vegan und Sternekoch unter einen Hut bekommen muss ist die Verbindung zum Scheitern verdammt !

    SO kann es auf jeden Fall nicht weitergehen.

  10. Frau Mahlzahn

    @ Creutz

    Man kann sich sicherlich damit begnügen, nur die schlechten Dinge aufzuzählen. Den Vergleich zu den betrunkenen Vorgängern braucht sicherlich keiner zu scheuen.

    @ Harald Montfort
    Ich sehe es genauso. Die letzte Mehrheit hat ohne Kapitän eine Verwaltung walten lassen. Dies zu ändern benötigt Zeit.

    • schlembach

      Sorry, ich kann nicht anders.
      Man braucht kein Psychologe zu sein, um ihren Ekel beim Verfassen ihrer Antwort an Herrn Dieter Creutz zu bemerken (@Creutz – aber immerhin Creutz mit großem „C“, das Privileg bleibt mir bei ihren Antworten verwehrt. Und das erfüllt mich schon mit einer gewissen Genugtuung!)
      Beim Kommentar von Herrn Harald Monfort ist das ganz anders – hier wird ausgeschrieben! Jawoll! Perfekt!

      Und inhaltlich: ich hab sowohl die „alte“ als die jetzige Mehrheit kennengelernt – und gebe ihnen erneut Recht! DEN Vergleich brauchen einige der „neuen“ nicht zu scheuen!
      Doch gibt es auch zwei oder drei der „neuen“, für die der Kollegiale Umgang kein Fremdwort ist. Ob die von ihnen so vehement hier (auf OD allgemein) verteidigten Peron(en) dabei sind?
      Zur Verwaltung hat das QM ja einige Unangenehmen Dinge ans Licht gebracht (übrigens wurde dieses Qualitätsmanagement noch von der CSP lanciert). Diese Dinge will aber scheinbar niemand wirklich benennen? Oder kommt da noch was? Bitte schonen sie mich nicht und klären uns auf zu den Schlüssen des QM!
      So, jetzt beschimpfen sie mich ruhig anonym ein wenig….oder stecken das einfach in die Kategorie: „Du kannst uns mal…die Meinung sagen“

  11. Frau Mahlzahn

    @Schlembach

    Finde diesmal keinen Ansatz Sie persönlich zu beschimpfen und ohne Anlass mach ich das auch einfach nicht. Aber Sie kennen die Verwaltung, die Anwesenheitszeiten der ehemaligen Schöffen und des ehemaligen Bürgermeisters besser als ich. Aber auch dies alleine gibt keinen Aufschluss auf schlechtere oder bessere Arbeit. Aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich nur beurteilen, dass es unheimlich schwer ist bestehende Projekte zu Ende zubringen, zumal wenn sie schlecht angefangen haben. Natürlich ist es auch so, dass der Wähler kritischer geworden ist. Dies ist sicherlich nicht verkehrt, macht den Vergleich der Arbeit aber nicht einfacher. Natürlich ist es auch eine Sympathiefrage. Ob die Christlichen Ihr C streichen und wir dann mit Herrn Reutz zu tun bekommen bleibt abzuwarten.

    • schlembach

      Das stimmt schon, die Anwesenheitszeit des Herrn BgM war/ist schon recht hoch. Ich bin auch überzeugt, dass er sich redlich Mühe gibt. Aber sie schreiben es ja selber. Wenn nicht alle (von den Direktoren bis zum Arbeiter „E“) an einen Strang ziehen – Auch gerade Menschlich – wird das nichts. Leider definieren sich einige Entscheidungsträger (und hier meine ich nicht die politischen Entscheidungsträger) komplett anders. Schade, da zudem unnötig.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern