Politik

Empörung nach Fauxpas von Evers gegen Bürgermeister Klinkenberg

Eupens Ehrenbürgermeister Fred Evers. Foto: Gerd Comouth

Es war das Gesprächsthema an diesem Wochenende – und nicht nur in Eupen. Die selbst für Fred Evers ungewohnt scharfe, ja sogar verletzende Kritik am amtierenden Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF), der obendrein sein Parteikollege ist, hat viele Menschen in Eupen schockiert.

Offizielle Stellungnahmen gab es zwar nur ganz wenige, und selbst die waren Ausdruck einer großen Empörung, aber der Tenor bei den rund 100 überwiegend anonymen Kommentaren im Forum von „Ostbelgien Direkt“ zu dem Artikel „Evers macht Klinkenberg und die Verkehrspolitik in Eupen runter“ waren durch die Bank Ausdruck von Kritik und Unverständnis.

Es geht dabei vor allem um die Aussage des Eupener Ehrenbürgermeisters zur Behinderung von Rollstuhlfahrer Karl-Heinz Klinkenberg.

Fred Evers bei einer Wahlveranstaltung der PFF 2012. Foto: PFF

„Im Falle einer abermaligen Kandidatur von Karl-Heinz Klinkenberg äußere ich schon jetzt meine Bedenken“, hatte Fred Evers in einem Interview mit dem Grenz-Echo erklärt: „Auf Dauer ist es dem Amt sicherlich nicht dienlich, wenn man sich nicht traut, einen Bürgermeister anzugreifen, weil er eine Behinderung hat. Das mag vielleicht etwas hart klingen, aber es ist doch das, was die Leute denken. Und ich finde, das sollte man auch so aussprechen dürfen.“

Nein, darf und sollte man nicht, meinten viele der Foristen auf „Ostbelgien Direkt“. Und das meinten auch die Vorsitzende der PFF, Kattrin Jadin (wenn auch nur in Form einer Anspielung), der Journalist und Buchautor Freddy Derwahl in seiner GE-Kolumne „Nachtnotizen“ sowie der „Sprachenforscher“ Franz-Josef Heinen in einem Leserbrief.

PFF-Präsidentin Kattrin Jadin gab auf Facebook zu bedenken: „Jeder Schmerz macht dich stärker, jeder Verrat intelligenter, jede Enttäuschung geschickter und jede Erfahrung weiser.“ Kein Zweifel, worauf die föderale Abgeordnete anspielte.

Als „Ehrenbürgermeister“ nicht mehr tragbar?

Derweil schrieb Freddy Derwahl in seinen „Nachtnotizen“ wörtlich: „Hier werden von einem anmaßenden alten Herrn die Grenzen der Fairness überschritten. Evers muss sich fragen lassen, ob er als ‚Ehrenbürgermeister‘ noch tragbar ist.“

Franz-Josef Heinen schrieb seinerseits in einem direkt an Fred Evers gerichteten Leserbrief: „Jetzt, da du dich aus der aktiven Politik verabschiedet hast (??!!), auf diese miese und unsägliche Art wieder einzugreifen und den eigenen Leuten vors Schienbein zu treten (ganz zu schweigen von der groben Beleidigung unserem Bürgermeister gegenüber), ist einfach armselig.“

Rollstuhlfahrer Karl-Heinz Klinkenberg (hier mit Ministerin Isabelle Weykmans auf der Moorenhöhe).

Ein paar zustimmende Reaktionen für Evers gab es dennoch anonym auf „Ostbelgien Direkt“. Diese bezogen sich mehr auf die ebenfalls von Evers kritisierte „Entscheidungsschwäche“ von Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg in seiner Eigenschaft als Präsident des Verwaltungsrates des St. Nikolaus-Hospitals und weniger auf den Fauxpas von Evers in Bezug auf die Behinderung von Bürgermeister Klinkenberg.

Der Tenor war hier, dass es die Querelen innerhalb des Eupener Krankenhauses unter einem Verwaltungsratspräsidenten Evers nicht gegeben hätte.

Außerdem wurde in einigen Kommentaren Evers‘ direkte Ansprache, wie man sie von den meisten Politikern heute vermisse, lobend erwähnt. „Im Gegensatz zu den heutigen Politikern sagt er klar, was er denkt“, schrieb einer. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

54 Antworten auf “Empörung nach Fauxpas von Evers gegen Bürgermeister Klinkenberg”

  1. Wie bescheuert ist das denn?

    Seit wann ist es ein Fauxpas, die Wahrheit zu sagen?
    Evers hat die Dinge richtig beim Namen benannt.
    Chapeau, Lange, hast aber vergessen zu sagen, dass es unter der CSP auch nicht besser war.

      • Pensionierter Bauer

        Es ist traurig zu sehen, dass wenn jemand mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält gleich Empörung angesagt ist. Klar tut manches weh, aber in der Politik und auch im Verein oder in der Familie muss man ein dickes Fell haben. Ein jeder kann sich doch nur entwickeln wenn man (Frau) bereit ist sich alle Meinungen anzuhören. Auch wenn es schmerzt, meistens ist etwas Wahrheit immer dabei. Zudem steht es jedem frei, durch seine Taten dem „Gegner“ lügen zu strafen.

  2. Welcher Fauxpas? Evers sagt nur etwas selbstverständliches, der Amtsinhaber muss sich jeder Kritik stellen können, unabhängig von seinem physischen Zustand. Das Amt kennt keine Rücksichten. Das muss jeder wissen wenn er ein Amt anstrebt.

  3. Inklusion ist doch im Moment das Zauberwort. Bedeutet es nicht grob ausgedrückt, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung auf eine Stufe mit den anderen Menschen zu stellen sind. Keiner ist demzufolge gegen berechtigte oder unberechtigte Kritik geschützt. Ich denke, Klinkenberg ist fähig, sich selbst zu verteidigen.

  4. Vox Calaminae

    Faux pas? Evers hält sich nicht an Parteidisziplin. Der alte Mann sagt was er und viele denken, was sein gutes Recht ist. Abgesehen von der Behinderung strahlt Klinkenberg nicht gerade Entscheidungsfreude aus. Es müssten mal jüngere ans Ruder. Aber wer will schon eine Jadin als Bürgermeisterin der Hauptstadt Ostbelgiens? Liebe PFF’LER von der Weser, ich biete euch den Göhltal Louis an. Der würde das Weserschiff schon sicher führen und schnelle Entscheidungen treffen.

  5. fernand de Welkenraedt

    Bonjour à tous ,
    Mr Evers à le courage de dire la vérité !
    Mr Klingenberg a comme devise (que serait le pouvoir sans en abuser !) Avec une telle méthode de travail je ne comprends pas le parti socialiste et écologique qu’ils reste en coalition avec lui ! De nombreux travailleurs ont perdu leur emploi avec lui , ça gestion de crise est nulle ! Cela n’a rien avoir avec son handicap ! Bien loin de la ! Une commune n’est pas une entreprise , mais bien autre choses ou on doit donner l’exemple aux autres ! Ils bafoue les lois Belges , Un Bourgmestre doit être un Manager et non un Chef d’entreprise qui ne regarde les chiffres !
    Pauvre Eupen , vivement les élections !

  6. Glotzkowsi

    Der Lange hat das zum Ausdruck gebracht was sehr viele Denken und das ist auch gut so!
    Der kleine Bürger bekommt halt nur nicht soviel Aufmerksamkeit geschenkt, wie ein Ehrenbürgermeister Evers. Frau Jadin mag zwar mit ihrem Facebook Eintrag ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht haben, Fakt ist, Politik ist kein sauberes Geschäft. Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit und Parteiinterne Querelen inklusive.

    Unterm Strich, die aktuelle Mehrheit und vor allem die PFF hat nach 4 Jahren ihrer Mehrheit in Eupen nur eine bescheidene Bilanz. Wie auch, wenn es an Entscheidungsfreudigkeit hapert.
    Die wenigen Entscheidungen welche getroffen wurden, waren doch nur um den so angeblich desaströsen Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Parallelen zur föderalen Politik sind nur zufällig.

    • @ eifler
      Der Altemann kann nicht dafür ( Demenz ) legt sich auch weit aus dem Fenster .
      Hoffentlich sind die jungen Parteigeossen nicht mehr auf s Altersheim angewiesen . (evers it out zualt )

  7. Schreiner

    Zitat Frau Jadin:„…und jede Erfahrung weiser.“

    Da muss sie meiner Meinung nach, aber noch viele Erfahrungen sammeln. Hat die Dame überhaupt schon mal wirklich garbeitet, ich meine körperlich?

  8. Na sowas!

    Das ist aber seltsam: Obschon der Artikel von OD wie folgt lautet:
    „Empörung nach Fauxpas von Evers gegen Bürgermeister Klinkenberg“
    ist in allen bisherigen Kommentaren nichts von einer Empörung gegenüber F.Evers zu lesen, im Gegenteil,die meisten sehen da keinen „Fauxpas“ des politischen „Ruheständlers(??)“

  9. Schlaft mal drüber

    Das Leben hält ständig Fettnäpfchen jeglicher Größe zum Hineintreten bereit. Nicht jeder kommt danach mit Anstand wieder heraus, in diesem Fall aber einer erklärt einer sein Fettnapfen dann für Altersweisheit.
    JK

    • Hop Sing

      Bürgermeister Klinkenberg : seine Behinderung hat keinerlei Relevanz in seiner Funktion; politisch unfähig, umgeben von noch unfähigeren Koalitionspartnern.

      Fred Evers : hat als Bürgermeister sehr viel für Eupen getan; darf seine Meinung natürlich haben, sollte sich allerdings nicht ins politische Tagesgeschäft einmischen.

      Kattrin Jadin : wird nie in die Fussstapfen von Evers passen; als Lady von Reynders‘ Gnaden gewogen und zu leicht befunden. Ihre Leistungsbilanz als Bundesabgeordnete in den letzten Jahren umfasst auf der Aktivseite nichts als anmutige Fotos und nichtssagende Presseberichte der Hofpresse.

      Fazit : Eupens Liberale sollten Sehnsucht nach einer Morgendämmerung entwickeln!

      • Ein Häser

        Hop Sing, sehr viel getan für Eupen…..Meinen Sie!? Stimmt, aber auch sehr viel Unnützes und Nieten dabei: Plazza usw, und nicht zu vergessen DEXIA. Wâre besser im „wohlverdienten“ Ruhestand geblieben?
        Selbst ein damaliger ständiger Begleiter und Nachtschreiber sieht es auch so.
        Hörte eben Frau Jadin im BRF, u a eine vage und nichtssagende Antwort auf das Ministerreduzieren in Bezug der DG. Anstatt mal klare Kante zeigen.
        So ist und bleibt Politik.

  10. Inklusion

    Inklusion liebe Nörgler, Inklusion ist das Wort. Gleichschaltung füralle, ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Alle, sowohl der eine als auch der andere darf kritisiert werden wenn er seinen Job oder seine Arbeit nicht richtig macht. All die Moralapostel hier sollten sich mal die Frage stellen, ob sie für oder gegen diese von vielen geforderte Inklusion sind. Ich finde es richtig, dass Evers sich traut, ohne Rücksicht auf eine Beeinträchtigung zu sagen was er denkt. Wieso sollen Themen tabu sein bei Menschen mit einer Beeinträchtigung? Viele dieser Leute wollen überhaupt nicht in Watte eingepackt werden!

  11. In welchem Bezug „behindert“ die Behinderung Karl Heinz daran, sein Amt auszuüben ? Das Frage ich mich.. er ist ja hingegen anderer recht helle in seinem Kopf nicht wahr FE ?

    Es wundert mich das FE nicht gleich noch einen drauflegt und sagte, die Jugend von heute sei eine Katastrophe..? So denkt doch dieser Mensch der Mitte der 70er stehen geblieben ist.
    Einfach lachhaft dieser FE.

  12. kathscho

    Es ist schon eine merrkwürdige Sache das nur darüber geschrieben wird was wer falsch sagt oder den andern beleidigt aber über das Verkehrsproblem wo eigentlich drum ging nichts geschrieben wird.

  13. Frau Mahlzahn

    Ja, sagen wir uns alle die Wahrheit und der Welt geht es besser.
    Zumindest ist Klinkenberg nicht auf den Kopf gefallen. Vielleicht ist dem Evers der ein oder andere Golfball ein bisschen zu nahe gekommen.

    • NIX WIE LOS

      Empfehlenswerter Kommentar speziell für Réalité im BRF von Stefan Pesch mit dem Titel „Wenn die es nicht machen, wer macht es dann“.Besonders über den letzten Satz sollte Réalité mal nachdenken der wie folgt lautet; „Denn wenn die es nicht machen, wer macht es dann?“ Réalité bestimmt nicht. Der will und kann es nicht!

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