Kultur

Noch ist das E-Book in Ostbelgien keine echte Konkurrenz für das gedruckte Buch

Foto: Shuttertock

Sind die Ostbelgier Leseratten? Ist das elektronische Buch (E-Book) auf dem Vormarsch? Welches sind die wichtigsten Entwicklungen im Buchgeschäft? Diese und andere Fragen stellte „Ostbelgien Direkt“ dem Buchhändler Rainer Thiemann.

Anlass des Interviews war der Welttag des Buches, der kürzlich abgehalten wurde. Rainer Thiemann ist Inhaber der Buchhandlungen Thiemann in St. Vith und Logos in Eupen.

OD: Herr Thiemann, wie schickt sich das Buch?

Thiemann: Als Medium lebt das Buch weiterhin. Es gibt jetzt als Alternative zum klassischen Buch das sogenannte E-Book. Auf dem deutschen Markt hat das E-Book jedoch bisher nur einen Marktanteil von 1% bis 2% – mehr nicht. In den USA bringt es das elektronische Buch auf rund 6%.

Elektronik für Fachliteratur eher geeignet

OD: Heißt das, dass die Buchbranche aufs falsche Pferd gesetzt hat und die Elektronik aufs Buchgeschäft weniger Einfluss nehmen wird als bei anderen Medien?

Buchhändler Rainer Thiemann (2.v.r., hier bei einer Pressekonferenz der Fördergemeinschaft St. Vith). Foto: OD

Buchhändler Rainer Thiemann (2.v.r., hier bei einer Pressekonferenz der Fördergemeinschaft St. Vith). Foto: OD

Thiemann: Da stellt sich die Frage nach der generellen Nutzung. Ich denke, da ist zunächst einmal ein großer Hype losgetreten worden. Auslöser waren vor allem Technikfreaks. Dieser Trend ist aber von den wirklichen Lesern bisher nur zu einem kleinen Teil angenommen worden. Es gibt aber Bereiche, wo E-Books Sinn machen. Zum Beispiel im wissenschaftlichen Bereich und generell im Bereich der Fachliteratur, wo sich die Dinge schnell ändern. Wenn man aber entspannt ein Buch lesen möchte, dann ist die Nutzung eine ganz andere. Da geht es dem Leser womöglich darum, eine Alternative zu haben zum Alltag am Computer.

OD: Nun hat das E-Book bzw. der E-Book-Reader, also das entsprechende Lesegerät, auch viele Vorteile. Man kann die Schriftgröße passend verändern. Wenn man in Urlaub fährt, braucht man nicht einen Berg von Büchern mitzunehmen. Es genügt ein E-Book-Reader, auf den man vor dem Start in den Urlaub so viele Buchtitel laden kann, wie man möchte.

Thiemann: Sicherlich ist der E-Book-Reader in solchen Fällen eine gute Ergänzung zum gedruckten Buch. Da macht das Sinn. Man spart Platz, es ist leicht, man kann meinetwegen 1000 Bücher mitnehmen und dann erst am Urlaubsort entscheiden, welches Buch man liest und welches nicht. Andererseits: Wenn Sie gerade am Strand liegen, Sie haben sich eingecremt, um Sie herum nur Sand, zudem in der prallen Sonne – da weiß ich nicht, ob der E-Book-Reader so ideal ist…

Buchkauf per Internet auf dem Vormarsch

OD: Ein weiterer Vorteil des E-Books ist ja auch, dass junge Autoren nicht mehr von einem Verleger abhängig sind, sondern gegebenenfalls ihr Werk selbst verlegen können. Ohne Papier und ohne Vertriebskosten spart man ein Heidengeld.

Früh übt sich...: Die Leseförderung bei Kindern ist entscheidend. Dabei haben nicht zuletzt auch die Eltern eine wichtige Rolle zu spielen. Foto: Shutterstock

Früh übt sich…: Die Leseförderung bei Kindern ist entscheidend. Dabei haben nicht zuletzt auch die Eltern eine wichtige Rolle zu spielen. Foto: Shutterstock

Thiemann: Das ist richtig. Es gibt sogar Autoren in den USA, die auf diese Weise eine Millionenauflage erreicht haben – aber das ist die große Ausnahme. Es stimmt aber, dass das verlegerische Risiko, wie man es beim gedruckten Buch kennt, deutlich geringer ist. Trotzdem ist es auch mit dem elektronischen Buch nicht so einfach, eine hohe Auflage zu erzielen. Da bedarf es auch einer effizienten Vertriebsstrategie.

OD: Okay, wir haben verstanden, dass es noch etwas dauern wird, ehe sich das E-Book durchsetzt. Wie schickt sich denn das gedruckte Buch? Wird auch in Ostbelgien noch immer viel gelesen?

Thiemann: Bei uns werden nach wie vor Bücher gelesen. Wer einmal mit dem Lesen angefangen hat, der hört so schnell nicht wieder auf. Es ist nur wichtig, dass man mit dem Lesen anfängt, und gerade deshalb ist die Leseförderung bei Kindern so wichtig. Lesen muss frühzeitig Spaß machen. Da haben natürlich die Eltern eine große Rolle zu spielen, indem sie sich zum Beispiel die Zeit nehmen, um ihren Kindern interessante Geschichten vorzulesen.

OD: Wie wird das Buch in 20 Jahren aussehen Ihrer Meinung nach?

Thiemann: Das ist natürlich eine sehr hypothetische Frage. Für uns als Buchhandlung wird es wichtig sein, zeitig auf neue Entwicklungen im Lese- oder im Kaufverhalten zu reagieren. Wir haben das ja schon gemacht mit der Bestellung von Büchern per Internet. Bei uns ist der Anteil der Internetkäufer relativ hoch. Wir machen das jetzt seit rund 10 Jahren. Man kann im Internet stöbern, und wenn man das Buch bestellt hat, kann man es schon am darauf folgenden Tag bei uns abholen. (cre)

 

11 Antworten auf “Noch ist das E-Book in Ostbelgien keine echte Konkurrenz für das gedruckte Buch”

  1. H. Grabowski

    Ich bin der Überzeugung, dass die Marktanteile des e-Books deutlich anwachsen werden. Habe positive Erfahrungen gemacht mit dem ebook-Reader von Ama***. Auch in der Sonne ist die Lektüre absolut unproblematisch. Im Unterrichtswesen ist auch ein Einsparpotential vorhanden durch den Einsatz von digitalen Büchern.

  2. Technikfreak

    Man muss bei „elektronischen Büchern“ unterscheiden zwischen klassischen PDF’s die man am Pc oder Tablet betrachtet, und die oft kostenlos zur Verfügung stehen und ebooks, welche in der Regel auf ebook-readern gelesen werden und käuflich erstanden werden (sollten).
    Leider gibt es hierzu (zumindest für deutschsprachige Bücher) in Ostbelgien keine Gelegenheit, da diese nicht in Belgien vertrieben werden dürfen (Dem Urheberrecht sei dank).
    Was die 1-2% Marge in Deutschland betrifft, so liegt diese an der unsäglichen Buchpreisbindung, welche die elektronischen Bücher genauso teuer macht wie die gedruckte Variante. Da macht es für meisten Leute keinen Sinn sich die digitale Fassung zu kaufen, da sie lieber etwas „handfestes“ haben wollen.
    Generell macht es nach meinem Empfinden aber keinen unterschied mehr ob ich ein Buch in Papierform lese, oder in elektronischer Form auf eine Reader mit „e-ink“ Display, da diese vom Leseerlebnis genause gut sind wie ein gedrucktes Buch. Daher sehe ich auch keine Probleme darin dieses mit an den Strand zu nehmen. Ein gedrucktes Buch wird durch Strand und Sonnencreme wesentlich stärker verschmutzt als ein ebook Reader den ich zur Not abwaschen kann – ein gedrucktes Bich kann ich nach dem Urlaub nur wegschmeissen. Ein Tablet macht hier jedoch wegen der Sonneneinstrahlung keinen Sinn.
    Als Buchhändler würde ich jedoch auch elektronische Bücher totreden (Alleine aus Selbstschutz).

  3. Marc Van Houtte

    Ich lese Hauptsächlich Englische und Amerikanische Literatur und da sind die zb. Kindle Versionen in Englischer Sprache durchaus billiger.
    Ich muss mir auch keinen Parkplatz suchen.
    Ich möchte nicht mehr darauf verzichten.
    Bei Bildbänden habe ich auch lieber eine Papierversion.

    • Markus van Noppen

      Ich möchte nicht mehr darauf verzichten, habe Kindle und IPad. Bin viel unterwegs, kaufe bei Amazon D, geht einfach und schnell, es gibt viel Literatur umsonst oder für kleines Geld. Trotzdem glaube ich das es Bücher immer geben wird, Ebook sind anders, zb ein Reiseführer ist mit Video, Tondokumenten,…. Vervollständigt . Man muß kein Technikfan sein sondern Spass am Lesen haben.

  4. Carmen B.

    Auch ich nutze seit über 2 Jahren mit Begeisterung das E-Book von Ama…! Dabei konnte ich mir das anfangs als eingefleischte Leseratte so gar nicht vorstellen. Aber es gibt definitiv nichts praktisch

  5. Reiner Mattar

    Ich lese gern und viel, habe auch immer gerne ein Buch in der Hand gehabt. Jetzt, nach dem Ausscheiden aus dem Beruf lebe ich in Polen und bin superglücklich, dass meine Kinder mir einen ebook-reader (nicht von ama…) geschenkt haben, denn so ist das nächste Buch nur einen Mausklick entfernt.
    Eine Nacht durchlesen ist genauso wenig ein Problem wie vorher ;)

  6. Zappel Bosch

    Ich „unterstütze“ das GE gerne durch ein Zeitungsabo (25,70 Euro/Monat) , obwohl ich es fast ausschließlich im Internet lese. Wenn keiner bereit ist, etwas dafür zu zahlen, dann gehört das GE auch bald, bzw. noch schneller zum „Medien-Imperium“ unseres „Zaren“…

    • AltEupener

      Ich ebenso ! (In der Hoffnung, dass unser „alteupener GrenzEcho weiterhin bestehen möge…)
      Zum Thema: auch werde ich weiterhin Bücher auf meinem Kindle Paperwhite Ebook mit Vergnügen lesen. Sie glauben gar nicht, wie schnell eine längere ICE-Fahrt angenehm vergehen kann…

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