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Neues Nationalstadion in Brüssel: Belgien droht eine Riesenblamage

So soll das neue Nationalstadion in Brüssel aussehen. Foto: Belga

Stellen Sie sich vor, da soll die Fußball-EM 2020 – das drittgrößte Sportevent in der Welt nach den Olympischen Spielen und der Fußball-WM – ausnahmsweise in 13 verschiedenen Ländern stattfinden, aber Europas Hauptstadt Brüssel ist möglicherweise nicht dabei, weil Belgien nicht in der Lage ist, ein neues Nationalstadion zu errichten.

Schon bei der Fußball-EM 2000, die Belgien zusammen mit den Niederlanden organisierte, war in letzter Minute die Stadt Antwerpen als Spielort ausgeschieden, weil man sich in der Schelde-Metropole nicht einig wurde, wo das neue Stadion errichtet werden sollte.

Jetzt droht auch der Bau des Eurostadions auf dem Parking C des Heysel-Geländes zu platzen, nachdem der RSC Anderlecht angekündigt hat, dass er auf eine Beteiligung an dem ehrgeizigen Projekt verzichten werde.

Das geplante Eurostadion aus der Ferne. Foto: Belga

Die Beteiligung des Rekordmeisters ist deshalb von entscheidender Bedeutung, weil es in diesem Fall einen ganzjährigen Mieter des Stadions gäbe, so wie zum Beispiel derzeit in England der Premier-League-Klub West Ham United seine Heimspiele im Londoner Olympiastadion austrägt.

Ein hochmodernes Stadion für einige EM-Spiele im Jahr 2020 und für die Heimspiele der belgischen Fußball-Nationalelf sei nicht zu finanzieren, hieß es immer schon.

Dabei wäre das Eurostadion für den RSC Anderlecht ideal. Das Stadion Constant Vanden Stock fasst lediglich 28.000 Zuschauer und genügt auch nicht mehr den modernsten Ansprüchen. Der Rekordmeister könnte im Eurostadion seinen Zuschauerschnitt deutlich steigern und hätte ein Stadion, das eines der modernsten auf der ganzen Welt wäre.

Vertragspartner beim Bau des neuen Nationalstadions sind ursprünglich die Stadt Brüssel, die Region Brüssel-Hauptstadt, der RSC Anderlecht und das Unternehmen Ghelamco, das bereits das nach ihm benannte Stadion von AA Gent errichtet hat.

Umbau des König-Baudouin-Stadions?

Offenbar gibt es schon seit einiger Zeit Meinungsverschiedenheiten zwischen den Verantwortlichen des RSC Anderlecht und der Firma Ghelamco über die Konzipierung des gesamten Stadionkomplexes. Außerdem läuft den Planern wegen Prozedurschwierigkeiten bei der Erteilung der Umwelt- und Baugenehmigung allmählich die Zeit weg.

Das Stadion soll ein Fassungsvermögen von 60.000 Zuschauern haben. Es würde natürlich den aktuellen Normen der UEFA und der FIFA entsprechen und käme somit nach der EURO 2020 auch als Spielstätte eines Endspiels der Champions League infrage.

Das König-Baudouin-Stadion in Brüssel (hier bei einem Training der Roten Teufel) hat vielleicht doch noch nicht ausgedient. Foto: OD

Die offizielle Eröffnung ist für Sommer 2019 geplant. Das heutige König-Baudouin-Stadion soll im Jahr 2020 abgerissen werden. Weil das neue Eurostadium ein reines Fußballstadion sein wird, musste noch geklärt werden, wo ab 2020 das Leichtathletik-Meeting Memorial Yvo Van Damme stattfinden wird.

Möglicherweise wird jetzt umgeplant werden müssen. Ein Umbau des König-Baudouin-Stadion könnte nach der Absage des RSC Anderlecht wieder auf der Tagesordnung stehen, vielleicht nach dem Vorbild des Stade de France in Paris, der je nach Sportart in ein reines Fußballstadion und in eine Leichtathletik-Arena umfunktioniert werden kann.

Die Frage nach der Finanzierung aber bleibt.

Tatsache ist: Sollte weder das neue Stadion noch ein Umbau des König-Baudouin-Stadions möglich sein und die Fußball-EM nicht in Brüssel stattfinden, wäre dies für Belgien eine Riesenblamage. (cre)

11 Antworten auf “Neues Nationalstadion in Brüssel: Belgien droht eine Riesenblamage”

  1. Der 7. Sinn

    Riesenblamage wäre es, wenn das Teil noch nicht richtig steht (ähnlich wie der BER Flughafen) und es würd noch mehr Kosten als geplant, dann wäre es eine Blamage, bisher wurd noch kein Geld ausgegeben, vielleicht für die Planung etwas. Vielleicht sollten die Erbauer ähnlich wie in Deutschland, es einfach Werbewirksam benennen…Proximus, Delhaize, Carrefour Arena….

    • Mischutka

      @ Der 7. Sinn :
      Hallo … keine schlechte Idee das Stadion werbewirksam zu benennen…. Da könnte noch hinzu kommen :
      „Die Fritüre Chez Jean – Arena“ , „das Café Chez Marie – Stadion“ …..
      MfG.

  2. So is es

    Wie immer die Einigkeit fehlt.Vieleicht ist es ja besser so sich zu blamieren als sich mit einem nicht fertigen Stadion zu blamieren das den Sicherheitsvorschriften noch nicht entspricht.Ein hoch auf die Stadt Brüssel.

    • @Logisch: Wenn eine Metropole von Weltruf wie Brüssel sich nicht einmal ein modernes Nationalstadion leisten kann, dann kann man Belgien sofort abschaffen. Ganz zu schweigen von dem Werbeeffekt, den Brüssel bekäme, wenn es vielleicht sogar das Eröffnungsspiel austragen würde. Das ist fast schon unbezahlbar. Außerdem kann man in solchen Stadien neben Fußballspielen auch große Konzerte veranstalten.

  3. Pressenkonfekt

    Typisch! Wieder ein Problem! Alles bekommen die Eliten geregelt, ziemlich schnell, unproblematisch ihre Löhne, Diäten, Posten usw. Jedoch solche Sachen bekommen die nicht auf die Reihe. Siehe auch mal wieder ein Problem in Zaventhem.
    Zu viele Instanzen, Hürden, Maulaffen, Mitwirkende und Möchtegerne sind da am Ruder!
    Bleibende Denkmäler für all die hiervor genannten, sind:
    die „Super aussehenden Stadien“ der letzten Europa Meisterschaft in unserm Land!
    Siehe nur die „so wunderbar aussehenden Dinger“ in Lüttich und in Charleroi!? Offenstehende und Durchzug- lassende bessere Schuppen. Obschon teuer genug waren sie bestimmt!? Ein Schelm….wieder mal einer….! Kommt nicht mehr auf „einen an“!? Unfähig bis obenhin!

    • @ Pressenkonfekt

      Das Problem ist doch das die Stadt Brüssel sich das „Schmuckstück“ vom RSC Anderlecht finanzieren lassen will. Die Nutzungsgebühren schmälern aber auf Dauer die Wettbewrbsfähigkeit des Vereines.
      Ich sehe es am Beispiel Frankfurt, Die Eintracht zahlt jeden Monat 1 Million €uro Nutzungsgebühr. Eigentümer des Stadions ist die Stadt. Mieter die stadteigene Stadion GmbH. Diese kassiert auch einen Großteil der Werbeeinnahmen und die Erlöse der Namensrechte. Alternative bundesligataugliche Stadien gibt es in der näheren Umgebung nicht.
      Wenn Anderlecht eine Alternative hat ist die Entscheidung durchaus verständlich.

      • Pressekonfekt

        @EdiGen
        das Ist ein anderes Problem, wenn Sie nur richtig lesen könnten!? Ich prangere das Problem unserer Obrigkeiten an. Brüsseler Flughafen, National Stadion, unter vielen!? Wir haben hier im Lande viel zu viele, daher auch in demselben Quantum schlechte Führungsleute! Die sich zuerst und das im besonderen zuerst mal saftige Löhne selber geben. Und dann wie bei so sehr vielen massig falsche und schlechte Entscheidungen treffen!
        Seht mal die Stadien die damals für die EM gebaut wurden! Das hätte wohl „ein jeder“ besser gemacht! Katastrophal! 1tens wie die aussehen, und 2tens in der Bauart! Fürchterlich! Ist noch gelinde ausgedrückt.
        Wie bei so vielem! Auch beim Belg. Fussballverband regieren nur NIETEN, an der Spitze der „Kerzenmacher“. Null auf zehn für den lachenden Mann.
        Hier müsste jedenfalls mit eisernem Besen durch gefahren werden. Auch in der Politik gehört Gross Reinemachen schnellstens angesagt! Taschen schnell voll gemacht, der Rest ist denen doch sowas von schnuppe!? Gucken Sie sich unser Strassen an! Mehr braucht man nicht zu sagen!

  4. Zaungast

    Die Vereine zahlen doch horrende Trainer- und Spielergehälter, kassieren Ablösesummen, Sponsorengelder, Übertragungsrechte undd sonstige Vergünstigungen.
    Da wäre es doch nur logisch, dass sie auch eine Miete für das Stadion bezahlen, dass mit dem Geld der Steuerzahler errichtet und unterhalten wird.
    Etwas anders wäre es, wenn die Gemeinde einen Sportplatz baut und unterhält, damit die Dorfjugend dort Sport treiben kann. Wobei… selbst bei den Dorfclubs inzwischen Geld eine immer größere Rolle spielt.

    • Ostbelgien Direkt

      @Zaungast: Sie müssen da etwas falsch verstanden haben. Der RSC Anderlecht weigert sich ja nicht, Miete zu zahlen. Es geht eher um Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Verein und dem Bauherr Ghelamco über die Frage, wie das Stadion im Detail gestaltet werden soll. Gruß

      • Zaungast

        Ich habe da eigentlich nur auf die folgende Aussage reagiert: „Das Problem ist doch das die Stadt Brüssel sich das „Schmuckstück“ vom RSC Anderlecht finanzieren lassen will. Die Nutzungsgebühren schmälern aber auf Dauer die Wettbewrbsfähigkeit des Vereines.“

        Im Übrigen ist es eine Schnapsidee, im Kontext des belgischen Staates mit seinen Rivalitäten zwischen Regionen und Gemeinschaften,, dass Stadt und Region Brüssel ein Stadion auf flämischem Boden bauen wollen. Konflikte sind damit doch vorprogrammiert.

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