Notizen

Antoniadis zum Thema Krankenhäuser: „Mobilität der Fachleute, nicht der Patienten“

Illustrationsfoto: Shutterstock

DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) hat am Montagabend im PDG zur Situation der beiden Krankenhäuser von Eupen und St. Vith Stellung bezogen. Anlass war eine Interpellation des CSP-Abgeordneten Robert Nelles.

Wie in einem Bericht an anderer Stelle nachzulesen, betonte Nelles in seiner Interpellation, beide Krankenhäuser in der DG hätten mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Deshalb wollte der CSP-Politiker von Minister Antoniadis erfahren, „wie der Krankenhausstandort unserer Gemeinschaft künftig konkret aussehen wird“.

In seiner sehr ausführlichen Stellungnahme ging Minister Antoniadis auf die zum Teil starken Veränderungen im hiesigen Krankenhauswesen ein. Nachfolgend Auszüge aus seiner Rede.

MEHR WETTBEWERB: „Im Zuge der Ökonomisierung des Gesundheitswesens sind beide Standorte einem Wettbewerb mit den Krankenhäusern von Verviers, Aachen und Malmedy ausgesetzt. Hinzu kommt die Nähe zu Lüttich mit einer Überkapazität des Krankenhausangebotes. Es findet seit Jahren eine große Abwanderung von Patienten zugunsten der umliegenden Gemeinden statt.“

Hinteransicht des Eupener Krankenhauses. Foto: OD

Hinteransicht des Eupener Krankenhauses. Foto: OD

PATIENTENMOBILITÄT: „Bereits heute verlieren die beiden Standorte rund 40 % der Krankenhausaufenthalte aus den eigenen Einzugsgebieten an die Krankenhäuser außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Begünstigt wird die Patientenmobilität nach Deutschland auch durch das IZOM-Abkommen.“

FÖDERALE GRUNDFINANZIERUNG: „Die föderale Grundfinanzierung, die kleine Strukturen benachteiligt, setzt die Krankenhäuser unter Druck. (…) Die Föderalministerin hat mir zuletzt heute im Rahmen der IMK zugesichert, dass die Reform den kleineren Krankenhäusern Rechnung trägt und ihre Situation im Vergleich zum jetzigen Moment verbessern wird. So viel dazu. Alles andere ist zum jetzigen Zeitpunkt Kaffeesatzlesen.“

VISION 2025: „Die Regierung der DG ist weder für die Entwicklungen, die ich eingangs beschrieben hab, verantwortlich noch für die Krankenhäuser zuständig. Unsere Zuständigkeiten beschränken sich nach der 6. Staatsreform auf die Krankenhausnormen, die Umwandlung von Krankenhausbetten und die Infrastrukturen. (…) Die Regierung hat eine Vision für das Krankenhauswesen im Jahr 2025. In dieser Zukunftsvision setzen wir weiterhin auf den Erhalt der beiden Krankenhausstandorte. Die Entscheidungsgewalt bleibt weiterhin innerhalb des Gebiets deutscher Sprache.“

PARTNERKRANKENHAUS: „Im Herbst 2014 gab die DG, mit dem Einverständnis der beiden Verwaltungsräte, den Auftrag zur Analyse der Möglichkeiten zur Schaffung gemeinsamer Dienste und der Ermittlung eines Partnerkrankenhauses. Hinsichtlich der Schaffung gemeinsamer Dienste wurden vier Bereiche ermittelt. Hierbei geht es um das Labor, die Radiologie, die Informatik und die Apotheke.“

Dieses Foto wurde in der Klinik St. Vith anlässlich eines Tages der offenen Tür gemacht. Foto: OD

Dieses Foto wurde in der Klinik St. Vith anlässlich eines Tages der offenen Tür gemacht. Foto: OD

4 BEWERBER: „Hinsichtlich der Wahl eines Partnerkrankenhauses wurden umfassende Anhörungen von vier Bewerbern organisiert. Es handelt sich dabei um das Uniklinikum Aachen und die drei Lütticher Kliniken Citadelle, CHC und CHU. Der Begleitausschuss hat sich mit den hochkarätigen Angeboten befasst und eine Vorauswahl getroffen. Da wir uns in einem laufenden Verfahren befinden, werden Sie verstehen, dass ich keine Auskunft über den Stand der Verhandlungen geben kann.“

MOBILITÄT DER FACHLEUTE: „Es gilt, durch Synergien die Dienstleistungen zugunsten der Patienten weiterzuentwickeln, die Effizienz zu steigern und da, wo es möglich ist, Mehreinnahmen zu generieren. In dieser Zukunftsvision soll es nach Möglichkeit eine Mobilität der Fachleute und nicht der Patienten geben.“

DIE ZEIT DRÄNGT: „Eines dürfte klar sein: Wenn nichts unternommen wird, werden beide Krankenhausstandorte in der Zukunft Defizite einfahren, die Qualität der Dienstleistungen und das Angebot werden abnehmen und das wird mit Sicherheit auch zu Arbeitsplatzabbau führen.“ (cre)

Siehe Artikel „CSP: Krankenhäuser in der DG haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen“

11 Antworten auf “Antoniadis zum Thema Krankenhäuser: „Mobilität der Fachleute, nicht der Patienten“”

  1. Wenn ich das richtig verstehe, werden in Zukunft die Ärzte zwischen Eupen und Sankt Vith pendeln und die Patienten bleiben da, wo sie sind. An der Stelle der Ärzteschaft in Eupen und Sankt Vith würde mich so eine Aussagen mit Sorge erfüllen.

    • Altweltenaffe

      „An der Stelle der Ärzteschaft in Eupen und Sankt Vith würde mich so eine Aussagen mit Sorge erfüllen.“
      Vor allem weil ein Arzt, auch im Krankenhaus, noch immer als „Selbstständiger“ arbeitet und nicht zum Krankenhauspersonal gehört.
      Das macht dann natürlich einen Job in einem kleinen eifler Krankenhaus noch uninteressanter. Der Arzt muss für die Räume, die er als „Praxis“ im Krankenhaus nutzt, Miete zahlen. Die müssen dann ja auch an beiden Standorten Miete zahlen und auch die ganze Organisation (Sprechstundenhilfe, Material…)
      Ein guter Arzt, der auch die Muttersprache der Patienten versteht und spricht, wird man unter den Bedingungen nur selten finden. Der macht dann lieger seine Privatpraxis auf und hat mit dem Krankenhausgedöns NICHTS mehr zu tun.

  2. Eupenmobil

    Erinnert fast schon an Griechenland. Jahrelang wird gesagt, es gibt Schwierigkeiten, aber abgesehen von Studien und Visionen tut sich nichts, was die Schwierigkeiten beseitigen könnte.

  3. Altweltenaffe

    „Wenn nichts unternommen wird, werden beide Krankenhausstandorte in der Zukunft Defizite einfahren“
    Was glaubt man denn bei der DG? Das man mit Krankenhäusern Geld VERDIENT? Das CHU in Lüttich und Brüssel sind auf dem Papier schon seit Beginn an Pleite. Der Staat muss IMMER Geld zuschiessen.
    So ist das eben wenn man alle Zuständigkeiten haben will, dann muss man auch dafür blechen. Aber der Defizit wird dann eben auf die Gemeinden abgewälzt, so funktioniert die DG eben.

  4. Die Krankenhäuser in der DG sollten vielleicht mal darüber nachdenken weshalb zum Beispiel viele Patienten nach Deutschland wandern,weil Sie dort in Ihrer Muttersprache bedient werden,den selbst wer Französich kann hat es schwer mit den Fachausdrücken hier in Eupen.
    Habe selber die Erfahrung letztes Jahr in Eupen gemacht der Chirug konnte nur bedingt Deutsch und seine Kollegin die nach der OP am Krankenbett kam konnte oder wollte kein Wort Deutsch reden.
    Also sollte ich nochmal in dieser Situation kommen werde ich Direkt nach Aachen gehen.

      • hab's inzwischen gemacht,

        in medizinischer Hinsicht, das Auswandern. Grund: in medizinischer Hinsicht haben die Patienten in den letzten Jahren zwangsweise den „medizinischen“ Herrschen geholfen, sich auf Patientenkosten zu bereichern. Meine Folge: erfolgreich „ausgewandert“ und wurde dabei sehr gut, sehr seriös und zudem sehr preiswert bedient.

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