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„Kahlschlag“ an der Autobahn E40: Minister antwortete Baltus-Möres

An der Autobahn E40 bei Eynatten wurden in großem Stil Bäume gefällt. Foto: OD

Das Thema der radikalen Abholzungen entlang der Autobahn E40 bei Eynatten hat in Ostbelgien für Aufsehen und Kritik gesorgt. Auch in anderen Teilen der Wallonischen Region kam es zu ähnlichen Kahlschlägen an Autobahnen.

Nach Angaben der liberalen Regionalabgeordneten Jenny Baltus-Möres (PFF-MR) haben sich mehrere Gemeinden und nicht wenige Bürger über die Vorgehensweise der Wallonischen Region beschwert. Namur habe scheinbar keinerlei Rücksprache mit den betroffenen Gemeinden oder der Forstverwaltung gehalten.

Baltus-Möres befragte den zuständigen Minister Maxime Prévot (CdH) zur Vorgehensweise und zu den Auswirkungen dieser Maßnahme. Zuvor hatte sich bereits der Lontzener Schöffe Roger Franssen (Union) öffentlich beschwert und Regionalminister Prévot angeschrieben.

Abgesehen von dem recht trostlosen Anblick, den diese großflächigen Abholzungen mit sich gebracht hätten, seien die Folgen dieser Abholzungen in großem Stil vor allem für die Umwelt erheblich, so Baltus-Möres in einer Pressemitteilung. Zwar habe sie Verständnis dafür, dass Sicherheit immer vorgehen müsse, so habe sie gewisse Zweifel.

Die ostbelgische Regionalabgeordnete Jenny Baltus-Möres.

Unter anderem werde befürchtet, „dass die Abgase und die Geräuschbelästigung in Verbindung mit der Autobahn nun nach Wegfall dieser natürlichen Schutzbarriere, die die Waldstücke darstellten, ungehindert in Wohngebiete und die lokale Landwirtschaft eindringen und dort zu negativen Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit führen“.

Die Abgeordnete wollte von Minister Prévot wissen, welche die genauen Beweggründe für diese radikale und umfassende Abholzung waren, wer die Verantwortung trägt und warum weder die Forstverwaltung (DNF) noch die Gemeinden informiert wurden. Des Weiteren sprach sie Zweifel in Bezug auf den korrekten Ablauf dieser Aktion.

Auch wollte die ostbelgische Regionalabgeordnete eine Einschätzung des Ministers hören zu der aktuell von der Region angewandten Praxis, dass die ausführenden Firmen das abgeholzte Material selbst behalten und nach eigenem Dafürhalten und scheinbar ohne weitere Kontrollen weiterverarbeiten und verkaufen dürfen, was zu günstigeren Kostenangeboten für die Wallonische Region führt. Hier muss die Frage nach der Nachhaltigkeit gestellt werden. Aus Baltus Sicht ist nämlich insbesondere dieser Umstand ein Unding, da dies die Firmen animieren kann, möglichst viel Material abzuholzen (wie hier geschehen), anstatt gezielt vorzugehen und nur die wirklich problematischen Bäume einzeln zu fällen.

Prévot: Überfällige Unterhaltsarbeiten

Der Minister ließ im Rahmen seiner Antwort „in teils scharfem Tonfall“ (Baltus-Möres) verlauten, dass es sich bei den betreffenden Arbeiten am Rande der Autobahn aus seiner Sicht keineswegs um radikales Abholzen von Bäumen gehandelt habe, sondern um längst überfällige Unterhaltsarbeiten von Böschungen. Wie der Minister mitteilte, wachsen diese in kurzer Zeit übrigens wieder nach.

Der wallonische Verkehrsminister Maxime Prévot (links, hier mit dem St. Vither Schöffen Herbert Grommes).

Die Beweggründe für diese Arbeiten seien dabei unterschiedlich:

– Durch die stolze Höhe, die diese „Böschungen“ inzwischen erreicht hätten, wären einige Schilder nicht mehr sichtbar gewesen;
– durch das Laub könne kein einwandfreies Ablaufen des Regenwassers mehr garantiert werden, was zu Überschwemmungen auf der Fahrbahn führen könne;
– der Boden sei nicht fest genug, um Böschungen dieses Ausmaßes langfristig zu halten;
– zudem habe es viel Totholz in den betreffenden Abschnitten gegeben und das Risiko, dass Äste auf die Fahrbahn gelangen, sei auch nicht zu unterschätzen.

Der Minister verneinte aber, dass die Wallonische Regierung demnach in der Schlussfolgerung veranlassen wolle, in naher Zukunft alle Bäume entlang von wallonischen Autobahnen, die den Richtwert von 10 Metern maximaler Höhe übersteigen (und davon gibt es einige), systematisch abzuholzen.

Auf die Frage, wieso die Gemeinden und die Forstverwaltung nicht informiert wurden (obwohl dies früher in der Regel schon so gehandhabt wurde), erklärte Prévot, dass man für solche Unterhaltsarbeiten kein grünes Licht des Urbanismusdienstes bräuchte und die Gemeinden demnach auch nicht zwangsläufig informiert werden müssten. Er teilte jedoch mit, dass er die Gemeinden in Zukunft im Vorfeld über die Presse über derartige Arbeiten informieren würde. Die Forstverwaltung sei übrigens informiert worden, auch wenn kein „Natura 2000“-Gebiet betroffen gewesen sei.

Was die Verwertung des „Restholzes“ betreffe, so werde dieses in der Tat den ausführenden Firmen überlassen und könne von diesen nach eigenem Dafürhalten weiterverarbeitet werden, was zu einer Vergünstigung des Angebots für die Wallonische Region führe.

Siehe dazu auch Beitrag in ALLES NUR SATIRE: „Von Säulen und Bäumen“. https://ostbelgiendirekt.be/von-saeulen-und-baeumen-120055

Siehe auch Artikel „Abholzung von Bäumen an der Autobahn E40 ist ein Skandal“

28 Antworten auf “„Kahlschlag“ an der Autobahn E40: Minister antwortete Baltus-Möres”

  1. Réalité

    War nicht anders zu erwarten!? Die Leute haben „immer Recht“, und machen alles richtig! Das diese Bäume seit über 50 Jahren wachsen, da war es schon klau das am näheren AB Rande einiges abgeholzt werden musste! Aber nicht radikal ganze Böschungen und Hanglagen kahl rasieren! Das ist eine Radikalkur ersten Ranges. All diese Besserwisser und Möchtegerne gehören beim nächsten Urnengang total „übersehen“. Das ist die beste Strafe!

    • Wahlen ?

      Da sich die Missetaten und die Uneinsichtigkeiten extrem häufen, quer durch alle Parteien (auch und insbesondere bei den Grünen) und nicht selten auch bei der Justiz (zuletzt Fall Cools) sind für mich die nächsten Wahlen obsolet. Je mehr Bürger das tun, um so eher fällt das korrupte System. Denn ab einem bestimmten Grad wird man Nicht- oder Weißwähler nicht mehr unbeachtet lassen können. Das Weißwähler durchs Raster fallen ist sowieso ungeheuerlich und hat mit Demokratie ebensowenig zu tun wie Wahlpflicht.

    • @ Réalité

      Ganz tolle Idee, wo nehmen Sie das nur her? Der Haken an der Sache ist das die „Verwaltungsheinis“ die sich das ausgedacht haben gar nicht zur Wahl stehen oder glauben Sie ernsthaft einer der Regierenden macht sich einen Kopf um ein paar Bäume an der Autobahn?

    • Eine Liberale die sich um die Umwelt sorgt…ein Schelm der Böses dabei denkt.
      Gott sei Dank sind die Bäume vor dem Schnee abgemacht worden, nicht auszudenken, wenn sie unter der Schneelast zusammengebrochen und auf die Autobahn gefallen wären.

      • Nordlicht

        Also ich als Liberaler begrüße sehr, dass Frau Baltus dieses Thema in Namur zur Sprache gebracht hat. Es ist schließlich nicht das Privileg der Grünen, sich um die Umwelt (Zusammenhang mit Gesundheit!) Gedanken zu machen. Besonders da die Christdemokraten, siehe Prévot aktuell aber auch andere Minister, dies ja scheinbar nicht ausreichend tun. Und auch, da das Thema natürlich nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft Auswirkungen hat. Wieso z.B. nicht ein auf das Entfernen einzelner Bäume spezialisiertes Unternehmen aus Ostbelgien für solche Aufträge einsetzen anstatt wieder diesen „welsche Kram“ mit Firmen, die alles großflächig abrasieren…?
        Und was sagt der Minister nun dazu? Er will die Gemeinden demnächst mittels Pressemitteilungen über solche Abholzungen informieren…? Sorry, aber das ist doch ein schlechter Witz oder!? Die Zeit, eine Pressemitteilung dazu zu schreiben und rauszugeben, hat (oder nimmt sich) der Minister! Die Gemeinden zu kontaktieren aber nicht! Auch hier verschließt sich mir jegliche Logik. Müssen sich die Gemeindeverantwortlichen ihre Infos dann künftig aus der Presse zusammenzusuchen? Ist es denn so schwer/aufwändig, die Gemeinden über sowas zu informieren? Respektvolle Zusammenarbeit sieht anders aus. Klar, dass die Gemeinden hier „not amused“ sind…
        Das sind doch alles Dinge, wo man nur mit dem Kopf schütteln kann! Mal sehen, ob der Minister nicht doch nochmal nachdenkt über diese Aktion…

      • Genau. Gerade die Liberalen reden vom Schutz der Umwelt. So redet man eben, wenn man null Ahnung von solchen Sachen hat. Reiner Populismus. Die Frau war wieder mal in den Medien und hat somit ihr Ziel erreicht.

    • Na da haben Sie aber entweder nicht besonders aufgepasst oder Sie haben ein persönliches Problem mit Frau Baltus oder ihrer Partei… Kann mich jedenfalls an einige Themen erinnern, wo sie etwas bewegen konnte. Aber ist nicht meine Aufgabe, Ihrem Gedächtnis hier auf die Sprünge zu helfen, wenn das denn wirklich das Problem sein sollte. Lesen/hören Sie mal die Presse oder verfolgen Sie die Protokolle der Sitzungen in Namur. Aber das wäre ja mit Arbeit verbunden… Ist einfacher, hier zu kritisieren, wa?


  2. Durch die stolze Höhe, die diese „Böschungen“ inzwischen erreicht hätten, wären einige Schilder nicht mehr sichtbar gewesen;
    – durch das Laub könne kein einwandfreies Ablaufen des Regenwassers mehr garantiert werden, was zu Überschwemmungen auf der Fahrbahn führen könne;
    – der Boden sei nicht fest genug, um Böschungen dieses Ausmaßes langfristig zu halten;
    – zudem habe es viel Totholz in den betreffenden Abschnitten gegeben und das Risiko, dass Äste auf die Fahrbahn gelangen, sei auch nicht zu unterschätzen.
    ….
    Alles richtig, aber da den Baumschützern Menschenleben eh egal sind (besonders wenn es sich um Menschen in Autos auf Autobahnen handelt) geht die Entrüstung der Guten gegen die Taten der Bösen munter weiter….

    • Lügenbolde

      Die drei genannten Punkte sind unwahr oder zumindest an den Hahren herbei gezogen.
      Das es mit den angeblichen Sicherheitsaspekten nicht weit her ist sieht man ja auch daran dass Baumstümpfe von gut einem Meter nach wie vor herausragen. Und zwar speziell bei den ehemals fetten Bäumen. Es wird keinen Unterschied ausmachen wenn ein Auto dagegen rauscht, also ohne Krone.
      Sind die alle bekloppt. Die Arbeiter vor Ort. Die Verantwortlichen des Unternehmens und wie immer auch die Politiker die jetzt versuchen das radikale Fällen zu verniedlichen.
      Einfach krank.

      • Na ja, Ihr Leseverständnis scheint ja unterentwickelt zu sein. Wo geht es sich darum dass man gegen die Bäume fahren könnte?? Das haben Sie frei erfunden und zu den tatsächlichen Gefahren können Sie gar nichts sagen. Dass die Autobahnverwaltung auf den Böschungen keinen Wald heran wachsen lässt ist zu begrüßen, alles andere nur Öko-Propaganda von Leuten die Verkehrsopfer schulterzuckend abtun und jeden blöden Baum beweinen….

  3. Raerener

    Finde auch daß wichtigere Themen im Parlament der WR zu
    debattieren sind als die Abholzung, aber dazu hört man nichts von Frau
    Baltus Mörres. Publikumsnahe Themen nach „Bild“-Schema scheinen ihr
    angetan zu sein. Viel Lärm um nichts …

  4. Der Bauer

    Ich bin sehr froh darüber und werden dann demnächst beim Unterhalt der Böschungen an meinen Feldern genauso verfahren! Wenn dann der Förster kommt verweise ich auf die Antwort des Herrn Ministers, notfalls geh ich auch vor Gericht. Wenn er das ohne die DNF entscheiden darf, dann darf ich das auch! Das geht viel schneller als jedes Jahr die zu Hecke pflegen. Teleskoplader angesetzt, alles abgesägt und gut!

      • Der Bauer

        Ach ja, die Subsidien … 25 € pro 200 Meter Hecke… Das reicht nicht einmal für die Heckenpflege mit einer Maschine zu machen, von wegen per Hand. Dann doch besser so arbeiten wie es uns der Herr Minister hier vormacht (und mit etwas Glück stirbt der Baum sogar ganz ab) und auf die 25 € verzichten! Vögel, schöne Landschaft und Touristen machen mich nicht satt und warum soll ich katholischer sein wie der Minister?

  5. @ Der Bauer – richtig so zu handeln.

    Von den Grünen nichts zu hören, keine Anfragen an gleich wem. Nur Schöffe Franssen ( der zum Glück Grüner als die Grünen ist ) hackt nach – mein Respekt.

    Und übrigens wir kleine Leute müssen Anfrage über Anfrage machen um einige Äste von Bäume zu schneiden, bald müssen wir nachweisen wann der zu fällende Baum gepflanzt wurde, einfach nur Schikane um Beamte zu Beschäftigen.

  6. Ekel Alfred

    @ Wahlen, Sie sind nicht verpflichtet, wählen zu gehen, auch wenn dies auf Ihrem Wahlzettel steht….Eine Strafverfolgung wird nicht eingeleitet werden….dafür brauchen Sie keine Angst zu haben….denn dazu bedürfte es eine gerichtliche Verfolgung jedes einzelnen Nichtwählers und das ist dem Staat dann doch scheinbar zu teuer….

  7. Ekel Alfred

    @ Fragen und (Un)Antworten, bei mir basiert es eher darauf, dass ich nicht gewillt bin, vorgesetzte Suppe zu löffeln….möchte noch immer selbst entscheiden, was ich mag oder nicht….

    • Ach so klar… Sollte sie etwa vorhersehen das das passiert?
      Ich habe das Thema auch verfolgt und die hat tatsächlich die erste Möglichkeit genuzt schnellstmöglich aktiv zu werden. Wer sich auch nur ein bisschen damit auskennt wie so ein Parlament arbeitet der weiß das es nicht schneller möglich war. Also das kann man ihr nicht vorwerfen…

    • Mecker-Pitter

      Wie „malnurso“ sagt, war (ist?) sie ja eigentlich Lehrperson. Also scheint sie vorher noch ne andere „Karriere“ gehabt zu haben und zumindest was „richtiges“ gelernt zu haben. Oder? Weiß dass vielleicht einer?

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