Leserbrief

Johann Klos: Meyerischer Drangsalismus

Auch wenn ich Ihre Ausführungen nicht immer in allen Punkten nachvollziehen kann, bewundere ich Ihre Hartnäckigkeit, Herr Meyer.

Unabhängig davon, wie richtig oder falsch Ihre These ist, liegt Ihr Problem in Ihrer bisherigen unwahrscheinlich schlechten Vermarktung Ihrer Vision. Sie trauen Ihren Lesern einfach zu viel zu. Bitte bedenken Sie, dies ist kein Fachmagazin, und Ihr Publikum besteht nicht aus einer handerlesenen Minderheit von Ökonomen.

Was erwarten Sie, Herr Meyer? Politiker, die öffentlich keine neoliberalen Wirtschaftsthesen verbreiten? Passen solche dann aber in unser System, oder laufen sie nicht Gefahr, ausgewechselt zu werden?

Wenn man Sie über einen längeren Zeitraum liest, muss man annehmen, dass bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen als ein wichtiges Element in einer demokratischen Gesellschaft gefördert wird. Ihnen weiter zu folgen, bedeutet: Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen werden suggeriert. Dies ist somit die logische Folge der Art und Weise, wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist.

Sie können erst anfangen, so komplexe Fragen – wie „mutig oder feige“ auch immer – zu stellen, wenn Sie gebetsmühlenartig allen Bürgern verständlich und einfach erklärt haben, wie das Geld tatsächlich entsteht. Tief im Inneren glauben die Menschen immer noch: Es muss doch irgendwoher kommen.

Wie viele Bürger würden Ihnen Glauben schenken, wenn Sie auf einem Zettel 100 € schreiben und behaupten, das wäre das Gleiche wie das derzeitige Bankengeld. Wenn Sie es dann noch schaffen, den Leuten zu erklären, dass jetzt auch noch Zinsen dafür verlangen werden, wenn jemand sich den Zettel leiht, und die Leute ihnen die Zinsen auch noch bezahlen, dann haben Sie Ihren Job gemacht und das System wurde verstanden.

19.2.2015 Johann Klos, Eupen

14 Antworten auf “Johann Klos: Meyerischer Drangsalismus”

  1. DerNörgeler

    Mag ja sein,das sich Herr Meyer „zuviel“ vorgenommen hat.Meine Anerkennung hat er jedenfalls. Da sind mir andere zu Belehrend und Selbstgefällig.
    „Damit Basta“ (um es mit ihren Worten zu sagen)

  2. Dass Geldscheine nur bedrucktes Papier sind, für solche Binsenweisheiten zu verkünden braucht es nicht das Genie des H. Meyer. Dass das für Sie eine Neuigkeit ist, sagt mehr über Sie aus als über H. Meyer…

    • Klüngel

      @ Dax:
      Habe mich immer schon über das Federballspiel zwischen ihnen und M. gewundert. Wenn ich nun ihre angespitzte Reaktion hier lese, kommt schon der Verdacht auf als spielten sie öfters mal ein Spielchen.

  3. Merowinger

    @Johan Klos
    „Wie viele Bürger würden Ihnen Glauben schenken, wenn Sie auf einem Zettel 100 € schreiben und behaupten, das wäre das Gleiche wie das derzeitige Bankengeld. Wenn Sie es dann noch schaffen, den Leuten zu erklären, dass jetzt auch noch Zinsen dafür verlangen werden, wenn jemand sich den Zettel leiht, und die Leute ihnen die Zinsen auch noch bezahlen, dann haben Sie Ihren Job gemacht und das System wurde verstanden.“

    Anscheinend haben sie etwas nicht Verstanden, das Umlaufgesicherte Freigeld hat einen Negativzins.
    Herr Meyer bekommt keine Zinsen, falls er der Emittent des „Venntalers“wäre.
    Die Meyersche Bank, die es dann geben müsste, würde dann mit dem Geld was durch den Wertverlust des Freigeldes entstehen würde z.B. in lokale soziale Projekte investieren (nach Abzug der Kosten).
    Das Freigeld verliert kontinuierlich an Wert, Negativzins von z.B. 1-2 %, so wird gewährleistet das niemand das Geld aus dem Wirtschaftskreislauf entzieht und auf ein Konto größere Mengen Anspart.
    Ich bin kein Fachmann in dem Bereich aber so oder so ähnlich würde es funktionieren.

    • Merowinger

      noch was vergessen :)
      dieses investieren in soziale Projekte wäre dann der Ansporn der Bürger sich für das Freigeld zu entscheiden. Ein Minimaler Wertverlust für den Einzelnen aber in der Masse würde dann schon etwas Geld zusammenkommen für den guten Zweck.

    • Johann Klos

      @Merowinger………………..das wäre das Gleiche wie das derzeitige Bankengeld.

      Von umlaufgegesichertes Freigeld habe ich nicht gesprochen.

      Ansonsten stimmt natürlich ihre Argumentation

  4. Joseph Meyer

    @Herr Klos,

    Ich muss gestehen, dass ich gezögert habe, Ihren Beitrag zu kommentieren, denn es befindet sich schon wieder ein @Dax im Bau…

    Nun gut, wir werden sicherlich auch damit fertig.

    Ich möchte einen Satz Ihres Beitrags kommentieren, und zwar:

    „Tief im Inneren glauben die Menschen immer noch: Es („das Geld“) muss doch irgendwoher kommen.“

    Ich fände es schon supertoll, wenn viele Menschen sich die Frage stellen würden, woher denn tatsächlich das Geld kommt!

    Meines Wissens glauben die meisten Menschen, dass der Staat das Geld in den Wirtschaftskreislauf bringt, und in der Eurozone wäre das also die „staatliche EZB“, denn von der EZB nimmt man natürlich an, dass sie unsere öffentlich-rechtliche Zentralbank ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann glaubt das sogar, und noch immer, Frau Baudimont…

    Das Tolle daran ist, dass die Leute im Falle der EZB, als „Geld-mit-Schöpferin“, ja sogar recht haben. OK, für Sie sind das bestimmt Banalitäten, aber für viele Andere vielleicht schon „spanische Dörfer“? Deshalb schreibe ich noch ein Paar Sätze zur Erläuterung.

    Vorher aber halte ich fest, dass ich meines Erachtens sehr wohl bei unseren DG-Ministern die Frage stellen darf, ob sie mutig oder feige sind, denn seit dem 09.02.2015, bzw. seit der letzten öffentlichen Ausschusssitzung im Parlament in Eupen, weiß die Bevölkerung in der DG, dass Herr Paasch Bescheid weiß über das Kreditgeldsystem und dessen dramatische Folgen – auch für die Menschen in der DG! Und wenn Herr Paasch Bescheid weiß, dann doch wohl auch Herr Antoniadis?
    Und somit würden beide Herren einfach nur Ihrem Amtseid Folge leisten, wenn Sie die Problematik mit dem Geldsystem für die DG und für Belgien öffentlich ansprechen würden, um auf diese Weise Unheil von der Bevölkerung in der DG bzw. von allen Menschen in Belgien abzuwehren…

    Was Herrn Antoniadis anbelangt, so dürfte es für Ihn als Minister doch ein Leichtes sein, seinen griechischen Amtskollegen zum Thema „Legale Zweitwährung für
    Griechenland, als hoheitliche Komplementärwährung zum Euro“ per Telefon, oder sogar persönlich, anzusprechen…

    Jetzt die wenigen Sätze zur Erläuterung, oder soll ich schreiben zur x-ten Erläuterung?
    Wobei ich zum Schluss noch einen Punkt ansprechen will, von dem ich nicht weiß, ob der Ihnen so geläufig ist…

    Es hat schwarz auf weiß im Grenz-Echo gestanden: Die EZB wird in unbegrenzter
    Milliardenhöhe Staatsanleihen der Mitgliedstaaten in der Eurozone aufkaufen, und dass er das darf, das hat Mario Draghi sich vom Europäischen Gerichtshof bestätigen lassen…

    Was aber bedeutet es – praktisch – „die EZB kauft Staatsanleihen“? Können jetzt die Staaten zu Herrn Draghi gehen und sich für ihre Staatsanleihen die entsprechenden Summen an Euros abholen?
    So würde man es ja von „seiner“ „öffentlich-rechtlichen“ Zentralbank erwarten!

    Nein, die Mitgliedstaaten der Eurozone können NICHT DIREKT zur EZB gehen,
    sondern sie müssen, gemäß Vertrag von Lissabon (Artikel 123), zu einer privaten
    Geschäftsbank gehen, um dort die Transaktion zu beantragen; die Privatbank geht dann – eventuell sogar nach Beratung durch eine private US-amerikanische Ratingagentur – mit dem Kaufvertrag über so und so viele Milliarden an Staatsanleihen zur EZB, woraufhin die EZB der privaten Geschäftsbank die entsprechende Summe an Euros zur Verfügung stellt, in der Hoffnung (!), dass die Privatbank dann
    auch tatsächlich die besagten Staatsanleihen erwirbt. Zu welchem Zinssatz, das ist der privaten Geschäftsbank freigestellt. Obschon die EZB von der Privatbank ja nur 0,015%
    Zinsen fordert, kann es passieren, dass die Privatbank vom Staat 3, 4, 5, 6, 7 oder mehr Prozent an Zinsen einfordert….

    Und wo nimmt die EZB die versprochenen Billionen Euro her? Sie nimmt sie nirgendwo her, sondern sie erschafft diese Billionen an Euros „aus dem Nichts“, „ex nihilo“, sie erschafft „Fiat-Geld“ in Billionenhöhe. (der Begriff „Fiat-Geld“ kann gegoogelt werden)

    Soweit so gut – oder so ungeheuerlich!, und jetzt noch der Zusatz von dem ich denke, dass er vielleicht auch Ihnen nicht so ganz geläufig ist:
    Die wirkliche Ausbeutung erfolgt nicht durch den Zins, sondern durch den Zinseszins.
    (Wer den Unterschied verstehen will, sollte den Begriff „josephspfennig“ googlen.)

    Wie kommt es zum Zinseszins? Das ist der große, geheime Trick der privaten
    Geschäftsbanken, („geheim“ natürlich nur für die breite Öffentlichkeit und für die
    Ökonomen, die davon nichts wissen wollen…): Die Banken zusammen mit der EZB „erschaffen“ bei der Kreditvergabe oder beim Aufkauf der Staatsanleihen nur die Summe des Kredits selber, und nicht gleichzeitig auch die Summe welche notwendig ist, um die geforderten Zinsen bezahlen zu können: Dafür muss dann wieder irgend Jemand einen neuen Kredit aufnehmen, wieder gegen Schuldzinsen = Zinseszinsen…

    War Letzteres Ihnen so geläufig, Herr Klos, würde mich interessieren! Aber vielleicht ist
    das ja eine dumme Frage…

    • Johann Klos

      Sehr geehrter Herr Meyer,

      in meinem Kommentar zu Griechenland hatte ich heute Abend schon angemerkt: ….wenn das nominale Wachstum größer ausfällt als die fälligen Zinszahlungen.

      Somit in diesem Fall kein Zinseszins.

      Es geht aber auch anders rum.

      Als kleiner Sparer lege ich wie in meinem Leserbrief mal 100 Euro auf mein Sparkonto und habe eine Bank gefunden die mir dafür 2 % Zinsen einräumt. Wenn ich nun 10 Jahre lagt immer wieder die 2 Euro abräume gibt es keinen Zinseszins.

      Lass ich die 2 Euro aber 10 Jahre stehen so verzinsen sich diese ja auch wieder sodass ich nach 10 Jahren einen Teil meiner Zinsen als Zinseszins ausbezahlt bekomme.

      • johann KLos

        Übrigens Herr Meyer verstehen sie die Logik der Redaktion einer hiesigen Tageszeitung auf unsere Leserbriefe im Bezug auf die Staatschulden?

        Wie kann es sein das eine Redaktion zuerst veröffentlicht und dann auf die Bremse tritt.

        • @ Johann Klos

          Wie kann es sein das eine Redaktion zuerst veröffentlicht und dann auf die Bremse tritt.

          Vielleicht hat der zuständige Redakteur gemerkt das er keinen Leserbrief vor sich hat sondern ein Rundschreiben.

        • Réalité

          Herr Klos,

          Die Redaktion lernte das von den Griechen!

          Die haben es auch zuerst verpulvert……und dann versucht zu bremsen…..jedoch noch immer ohne richtigen Bremsbelag…….und das geht in die Hose…..

    • Und warum darf die Politik nicht direkt zu Herrn Draghi gehen, sondern muss den Weg über die Geschäftsbanken und der Ratingagenturen gehen? Um genau da zu vermeiden:
      http://cdn1.spiegel.de/images/image-567534-panoV9-dnxc.jpg
      JEDER Politiker würde wieder Papierberge bedrucken lassen, statt die Finanzen zu sanieren – siehe Griechenland. Deswegen war ja auch die alte Bundesbank per Grundgesetz unabhängig von der Politik, was O. Lafontaine schmerzlich erfahren musste bei seinem kurzen Auftritt als Finanzminister unter Kanzler Schröder. Das System der Banken ist natürlich nicht perfekt, das gibt es auch nicht, nur Ihre „Bibelökonomie“ die auf den Glauben an das Gute im Menschen basiert, führt garantiert in die Pleite. Dass die Politik nur soviel Geld bei der EZB abholt, wie die Volkswirtschaft erwirtschaftet, ist so wie der Wurstvorrat des Hundes – den gibt es nicht!

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