Leserbrief

Johann Klos: Die Kolonialmacht Europa

EPA, das „Economic Partnership Agreement“ zwischen der EU und Afrika, hat zwar einen Buchstaben weniger als CETA, ist dafür aber gelinde gesagt ein Paradebeispiel bewusster neoimperialer zerstörerischer Wirtschaftspolitik.

Wir brauchen nicht die USA zu kritisieren in Bezug auf ihre beabsichtigte Unterwanderung unserer Märkte mit Hilfe von TTIP. Wir können es besser, indem wir eine nach außen vorgeschobene Entwicklungspolitik missbrauchen, um dank „unserer“ knallharten durchgesetzten wirtschaftlichen Interessen jede aufkommende wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern von vornherein abwürgen.

Afrika soll weiter ein Rohstofflieferung sein und Schluss. Erübrigt sich da nicht die Frage, warum so viele Wirtschaftsflüchtlinge die Höllenfahrt übers Meer zu uns in Kauf nehmen?

Wir subventionieren unsere Landwirtschaft mit über 60 Milliarden Euro. Bei solchen Summen muss man sich nicht mehr fragen, wieso wir den afrikanischen Kontinent zuschmeißen können mit unseren Überschüssen. Die dortigen Anbauer können da nicht mithalten.

Das Gleiche gilt für die Geflügel und Fleischproduktion. Mit mindestens 50 Millionen Tonnen an Geflügel (resten) und um die 300.000 Tonnen an Fleisch, das hier keiner möchte, bombardieren wir in vereinzelte Staaten Afrikas. Alles Überproduktionen aus einem subventionierten hiesigen Wirtschaftszweig. Das K.o. für die heimische Geflügelindustrie und Fleischproduktion.

Bei der Milch ist es nicht besser. Afrika erstickt an unserer Milchpulverüberkapazität. Der dortige Fisch gehört ihnen schon länger nicht mehr. Durch sogenannte Partnerschaftsankommen, die größtenteils durch Druckaubbau bei Entschuldungsgesprächen zustande kamen, fischen wir ungehemmt eine der wichtigsten Nahrungsquellen dieser Länder mittels unserer hochseetüchtigen Fabrikschiffe einfach leer.

Fassen wir zusammen: Dank EPA und nun auch durch SDAC (Southern African Development Community) musste Afrika seine Märkte zu über 80% für europäische Waren öffen.

Was kommt zu uns: Bedingt durch den ungleichen Wettbewerb (unsere Produktivität ist für Afrikaner ein Albtraum) werden es nach dem Ackermann-Zitat wohl nur Peanuts sein und bleiben. Auf dass die Völkerwanderung beginne und wir nicht wieder fragen wieso!

7.11.2016 Johann Klos, Eupen

17 Antworten auf “Johann Klos: Die Kolonialmacht Europa”

  1. marcel scholzen

    Ein sehr gut geschriebener Leserbrief, der die aktuelle Situation genau beschreibt. Nur ein kleiner Zusatz meinerseits. In Zentral- und Westafrika gibt es zwei Währungszonen, deren Währungen (Franc CFA) von Frankreich „garantiert“ werden. Und das ist Neokolonialismus pur. Diese Länder sind zwar unabhängib ab nicht souverän. Bis heute verwaltet Frankreich einen Teil der Devisenreserven dieser Länder auf sogannten „compte d’opération“ und benutzt dieses Geld, um französische Staatsanleihen damit zu kaufen. Frankreich kann jederzeit diese Währungen abwerten. Die Idee dieses Geldsystems stammt aus den Dritten Reich, um die besetzten Lânder Europas wirtschaftlich auszubeuten.

    Eigentlich ist diese Währung kein Geld im üblichen Sinn. Es ist nur gültig in den beiden Währungszonen und kann normalerweise nicht ausserhalb getauscht werden.

    Ein gutes Buch zu diesem Thema hat Nicolas AGBOHOU geschrieben (L’euro et le Franc CFA contre l’afrique).

    Noch ein paar Links /
    https://de.wikipedia.org/wiki/CFA-Franc-Zone
    https://www.youtube.com/watch?v=JYCLbM6rPEc

  2. Da siehste mal!

    Herr Klos, ihre Freunde vertreten ja scheinbar die gleiche Meinung.
    Heute im Vif:
    Pour Theo Francken, la crise de réfugiés actuelle n’est qu’un début. „Si on regarde le développement climatique, la désertification de l’Afrique, les guerres et les conflits partout dans le monde, on ne peut que constater que la pression sur les frontières extérieures de l’U …………

  3. Zaungast

    Man kann auch mal einer Meinung mit Herrn Klos sein…

    Das die „Entwicklungshilfe“ Gift für Schwarzafrika ist, ist zwar nicht neu, aber leider nicht allgemein bekannt, da die offizielle Sprachregelung immer wieder das Gegenteil behauptet. In der Hinsicht wird seit Jahrzehnten Gehirnwäsche betrieben.

    Und auch die in der kommenden Adventszeit wieder anlaufende Spendensammlerei ist nur Augenwischerei in Bezug auf die Lösung der fundamentalen Probleme dort vor Ort. Ein paar Euro von unserem Reichtum zum Bau eines Brunnens oder zur Errichtung eines Schulgebäudes zu spenden und sich dann den satten Bauch zu streichen in dem Bewusstsein, „¨brüderlich geteilt“ oder „Brot für die Welt“ geliefert zu haben, das bewirkt global gesehen gar nichts.

    • marcel scholzen

      Sie haben recht. Mit Spenden und Mildtätigkeit kann man kein Land oder Kontinent wie Afrika wirtschaftlich nach vorne bringen. Was es braucht, sind faire Handelsbeziehungen. Vor allem Investitionen in Industrie, Infrastruktur, Bildung, usw. Und dabei könnte die EZB im Rahmen ihrer Anleihekäufe doch Investitionsanleihen für Projekte in Afrika kaufen. Das wäre ein gutes Geschäft für Afrikaner und Europäer. Und es würde den Menschen zeigen, dass sie nicht vergessen wurden von der Welt. Denn die Hoffnungslosigkeit ist eines der grössten Probleme in Afrika. Dies veranlasst viele, Hab und Gut zu verkaufen und ihr Glück in Europa zu suchen. Bevor man versucht, den afrikanischen Ländern nichtfunktionierende Demokratien aufzuzwingen, sollte man für mehr Rechtssicherheit sorgen.

  4. Fritte Martha

    Eine tolle Schwarz-Weiss Malerei von Ihnen: hier die bösen Europäer mit ihrem Überfluss und ihrer Gier nach Rohstoffen und auf der anderen Seite das arme, wehrlose Afrika.
    Die Rohstoffe sind ja nur für den interessant ,der sie auch verbaut oder verbraucht; und das sind nunmal die sog. westlichen Länder. In Afrika ist der Energiebedarf eben kleiner als hier. Die Rohstoffe würden dort keinen interessieren, da die Afrikaner eben keine Handys oder Computer bauen. Es liegt bei den Afrikanern faire Preise und Konditionen auszuhandeln wenn sie auch so tolle Autos und Handys haben wollen. Sie müssen deshalb nicht gleich selbst nach Europa kommen. Mosaddegh hat auch solche Grundsteine gelegt, auch wenn ihm übelst mitgespielt wurde; immerhin ist der Iran heute emanzipierte als die meisten afrikanischen Staaten; die sich in ihrer Opferrolle einzurichten scheinen. Wahrscheinlich eine Frage der Mentalität.

  5. Marcel Scholzen

    Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen den Staaten Afrikas und Asiens. Viele Staaten Asiens waren schon Staatswesen vor Ankunft der Europäer und hatten eine Schriftkultur und eine Verwaltung wie etwa China, Vietnam, Japan, usw. Dies gab es in Afrika infolge der islamischen Expansion nur im Norden(Mali- oder Gana-Reich) oder an der ostafrikanischen Kûste. Südlich der Sahara gab es unzählige Kleinstaaten, Fürstentümer, usw. mit einer vielzahl an Sprachen, Kulturen und Religionen, die „nur“ mündliche Überlieferungen kannten und keine Schrift. Aber das ist längst Vergangenheit. Heutzutage gibt es in vielen Staaten Afrikas genau wie in Belgien ein gutes Bildungswesen. Da Problem besteht allerdings darin, dass es nicht genug Arbeitsplätze gibt.

    • Sachverständiger

      “ Das Problem besteht allerdings darin, dass es nicht genug Arbeitsplätze gibt.
      Da ich hier, OD sei Dank, anonym schreiben darf, gehe ich sogar noch weiter: es gibt nicht nur zuwenig Arbeitsplätze, sondern auch zuwenig Arbeitsbereitschaft. Wird wohl wieder rassistisch verteufelt, aber die Mentalität der Afrikaner ist im Allgemeinen eben nicht die der Europäer und schon gar nicht die der Deutschen. Es ist eben eine andere Lebenseinstellung; nicht besser oder schlechter als unsere, aber anders. Vielleicht sogar eine gesündere und glücklichere.
      Der Europäer muss mal begreifen, dass seine Ideale, wie Demokratie oder Hochkonjunktur nicht überall begeistert aufgenommen werden. Die Luxusartikel der westlichen Welt wecken jedoch in Afrika Begierden. Also brechen einige auf, in das vermeintliche Schlaraffenland Europa, um hier direkt zur Quelle des Wohlstands zu gelangen. Sie finden sich dann in einem fremden Kulturkreis wieder, mit afrikanischer Mentalität in der westlichen Arbeitswelt. Kulurschock und mehr vorprogrammiert.
      A propos „Quellen“, nehmen wir mal das Beispiel der Trinkwasserversorgung in Afrika. Den Europäern taten die Afrikaner leid, die kilometerweit mit ihren bunten Eimern zum Brunnen liefen. Also brauchte man Spenden. Bis in die sechziger Jahre, teils bis heute, wurde bei jeder Gelegenheit für Afrika Geld gesammelt; von den Weissen Vätern über die Nickneger beim Kolonialwarenhändler bis zum Pappkrippchen der Schüler, Geld! Bis man merkte, dass das Geld nicht immer bei den Bedürftigen ankam, und schon gar nicht zum Brunnenbau oder für ein Wasserrohrsystem verwendet wurde. Darauf beschloss man hier, die Brunnen und die Rohre selbst vor Ort zu bauen. Aber beim kleinsten Problem,wenn zb. ein Rohr verstopft war, liefen die wieder mit den Eimern. Dann kam die Erkenntnis, wir müssen den Leuten zeigen wie ein Trinkwassersystem gebaut wird…aber auch hier war dann beim erstbesten Problem wieder die bunten Eimer dran. Diese Von-der Hand-in- den-Mund-Mentalität wird sich wohl noch ein paar Jahre dort halten.
      Solange wir denen tiefgekühlten Geflügelüberschuss billig schicken, werden dort kaum eigene Geflügel-Mastbetriebe entstehen. das gleiche zählt für Autos, Landwirtschaftliche Geräte, Handys, Computer, Fernseher usw. Wann gibt es wohl das erste, von afrikanischen Ingenieuren entwickelte Auto? Fernseher? usw. Da kommt man doch lieber nach Europa und holt sich das Zeug vor Ort.

      • Johann Klos

        Da ich hier, OD sei Dank, anonym schreiben darf, gehe ich sogar noch weiter:

        Genau mit solchen billigen Sätzen schadet man dem Volk! Wie soll eine Gesellschaft sich wandeln um den derzeitigen “ hinterfotzigen “ Parteienaparat durch eine bürgernahe Regierungsform zu ersetzen, wenn selbst solche Aussagen nur anonym möglich sind. Habe ich da was verpasst? Was für eine Art von Repressionen kann sie denn treffen?

        Wann endlich wandelt sich unsere Gesellschaft und jeder steht zu dem was er sagt oder schreibt.

        Zurück zu ihrem Kommentar: all das was sie geschrieben haben ist vollkommen richtig. Das Afrikaner „am liebsten nichts tun“ nimmt man auch gerne nach Europa mit. Erst die hier geborenen dunkelhäutigen Afrikaner finden sehr oft den Weg in unsere Konsumgesellschaft. Sie kommen wesentlich schneller ohne staatliche Hilfe aus als zugezogene aus Tunesien usw, was wiederum mit dem Islam zusammenhängt.

        • Sachverständiger

          „Was für eine Art von Repressionen kann sie denn treffen?“
          Seien Sie bitte nicht so blauäugig, Herr Klos.
          Vielleichtbin ich im Ministerium tätig oder in einer karikativen Einrichtung oder im sozialen Bereich oder im Unterrichtswesen oder im Justizwesen oder im Pflegebereich,…..Da kommen solche vermeintlich rassistisch anmutenden Exkursionen nicht so gut. Man muss ja auch mit der Begriffsstutzigkeit, Dummheit und /oder der Bösartigkeit der Mitmenschen rechnen.Wenn ich im Pensionsalter bin, schreibe ich auch unter meinem Namen. Bis dahin vermeide ich es mir besondere Kontrollen, Abmahnungen, „persönliche Gespräche“, die Wut der Strasse oder andere Probleme aufzuhalsen.

          • Johann Klos

            Werter Sachverständiger,

            Das war doch mal eine klare Aussage. Wenngleich sie die karitativen Einrichtungen da raus nehmen sollten. Wenn es von dieser Seite da Probleme geben würde bei der freien Meinungsäußerung dann wären Sie im falschen Verein.

            Erklären müssen Sie mir noch Wiese das Lehramt da mit aufgelistet ist, zumal sie in ihrem Kommemtar keinen Bezug nehmen auf eine Petson des hiesigen öffentlichen Lebens.

            Wenn sie nicht im Ministerium tätig sind und trotzdem Angst haben vor Konsequenzen dann stimmt aber gewaltig was nicht in unserem Land. Gibt es keinen unter ihren Bekannten der jetzt Schon Rentner ist und uns hier mittels eines Leserbriefes mal aufklärt?

            Danke für Ihre Klarstellung.

            • Sachverständiger

              Lieber Herr Klos
              Es gibt karitative Einrichtungen, die auch im Pflegebereich aktiv sind: da kann jeder landen, unabhängig seiner Natinalität, Rasse, Religion, usw. Da ist Unvoreingenommenheit oberstes Gebot.
              Zweitens, wenn ich im Lehrerberuf tätig wäre, es muss nicht mal eine“ freie“ Schule sein, könnte ich wahrscheinlich mit der heuchlerischen Verachtung so mancher Gut-Mensch-Kollegen rechnen. Ausserdem könnten auch afrikanische Schüler auf mich aufmerksam werden: ich will mich auch weiterhin abends, auf dem Weg zu meinem Auto nicht dauernd umdrehen müssen…
              Und zu Frage drei; nein, ich kenne zwar einige Rentner, die wollen aber keine Probleme und nur ihre Ruhe.

          • Wir haben die Wahrheit gepachtet!

            Gehen Sie bitte in Rente und verbringen dann Ihre Zeit mit Kommentaren auf OD. Dann werde ich zum regelmäßigen ODisten… Ja, leider, ist es so, wie Sie schreiben. Politische Korrektheit, diese „trübsal-artige“ Krankheit, erlaubt es nicht, daß man die Missstände im problematischen Afrika, die NICHTS mit dem Kolonislismus zu tun haben, deutlich anspricht.

  6. Altweltenaffe

    Was interessiert einen Afrikaner (oder Inder, Südamerikaner…) einen „statistisch erfassten Arbeitsplatz“, wo er für einen Hungerlohn schuften muss. Diese kleinen Leute ernähren ihre Familie und was übrig bleibt wird vermarktet. Wenn man ihm aber, mit billigen Importen (Lebensmittel, Technik …) oder sogar Spenden (Kleider, Schuhe, …) die Lebensgrundlage raubt, ihm das kleine bisschen nimmt was er braucht, dann vertreibt man ihn von seinem Land und rein in die Armut der Stadt. Das ist natürlich praktisch für die (zB ausländische Investoren), die dieses freie Land dann für ihre Zwecke nutzen können. Verlieren tut, hier wie auch drübern, immer der kleine Bürger. Das nennt man „Entwicklungshilfe“, es hat ja nie einer gesaht wo die Entwicklung hin geht.

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