Leserbrief

Johann Klos: FIFA-Rangliste und andere

Hand aufs Köpfchen: Das kleine Belgien belegt zurzeit wieder mal den Platz Zwei in der Rangliste der besten Fußballnationen.

In Punkto Konsequenzen bei den Staatverschuldungen spielen wir ebenfalls ganz oben mit. Es reicht zwar noch nicht für Platz Zwei, den lassen die Italiener sich von uns nicht streitig machen, aber immerhin von Platz Drei wird uns so schnell keiner vom Podest stoßen.

Viele Bürger sind sich – so glaube ich – gar nicht bewusst, dass es uns über kurz oder lang genauso ergehen kann wie der griechischen Bevölkerung.

Dazu mal einige Zahlen: Jeder Bürger Belgiens – vom Säugling bis zum Rentner – hat eine Zinsschuld von 1100 Euro auf sich geladen. Wohlgemerkt, wir reden nur von den Zinsen auf die Staatschulden. Alle, die über Griechenland herziehen, sollten bedenken, dass dort jeder Bürger mit 640 Euro Zinsschulden umgehen muss. Die Griechen liegen da ganz eng bei Deutschland. Suchen wir den direkten Vergleich mit unseren niederländischen Nachbarn, so sind diese mit 550 Euro praktisch um 100% besser dran als wir.

Krampfhaft werden hier und da auf Druck durch die EU-Eliten seitens der Föderalregierung nach Wegen gesucht, um die laufenden Ausgaben um einige Milliarden zu senken. Die Grenzen der Anpassung von Staatausgaben ohne weitreichende Einschnitte für die Bürger sind nach meiner Meinung durch die Maßnahmen kurz vor der Sommerpause ausgereizt.

Ab jetzt wird es anfangen „weh zu tun“. Was für Griechenland richtig sein soll, muss für uns allemal gelten. Die EU fordert auch von Belgien einen Prozess der „inneren Abwertung“. Für alle, die sich unter diesem Begriff nichts Reales vorstellen können, sollte man schreiben: Der Abbau von Sozialstandards und wenn notwendig die Reduzierung der Lohneinkommen sind keine Tabuthemen mehr.

Schizophren wird es dann, wenn weiterhin alle Länder der Kern-EU zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aufgefordert werden, Lohnnebenkosten abzubauen. Wenn alle ins gleiche Horn blasen sollen, stellt sich dann in Brüssel keiner die Frage, wie es dann bitte funktionieren soll, Leistungsbilanzdefizite abzubauen?

Vielleicht sagt Ihnen auch der Begriff Primarüberschüsse nicht viel. Nun, eine einfache Methode, hier dem Wunsch der EU nachzukommen, besteht darin, Ausgaben bei den Bürgern zu kürzen und gleichzeitig Steuern zu erhöhen.

Aus dem Debakel in Griechenland hat scheinbar keiner was gelernt, oder dem Kapitalismus ist es „scheiß egal“, was aus seinen Bürgern wird. Solch eine Politik führt auch bei uns zu weiter steigender Arbeitslosigkeit, der Lebensstandard auch von uns Belgiern wird sich drastisch verschlechtern, die Realökonomie wird weiter nach unten gezogen.

Solch ein Programm der sozialen Unvernunft führt unweigerlich zu sinkender Wirtschaftsleistung. Daraus ergibt sich dann eine ebenfalls einbrechende Steuereinnahme und somit niedrigere Staatseinnahmen.

Somit laufen wir Gefahr, dass die Staatsschuldenquoten – auch bei uns – weiter ansteigen. Da das ganze wahnsinnige Programm für alle anderen Staaten genauso zählt, brauchen wir nicht zu befürchten, dass sich die Ranglistenfolge in Sachen Zinsschuld stark verändern wird.

Bei der FIFA-Bewertung sieht das etwas anders aus, dort wird Belgien im Laufe der Zeit wieder auf einen Tabellenplatz gemäß seiner Größe zurückfallen.

Für den Bürger sieht die Zukunft bei weitem nicht so rosig aus.

10.8.2015 Johann Klos, Eupen

9 Antworten auf “Johann Klos: FIFA-Rangliste und andere”

  1. Geschliffener Text.

    „Ausgaben bei den Bürgern zu kürzen und Steuern zu erhöhen.“

    Ist es für Sie vorstellbar, Kosten der Geldumverteilungsmaschine zu reduzieren? Oder ist die Effizienz des Staates und seiner Verwaltungen als Dogma vorauszusetzen?

    „Die Grenzen der Anpassung der Staatsausgaben sind erreicht.“
    Da geht noch mehr:
    – ersatzloses Streichen der Provinzen
    – ästhetische Fragen bei Bauvorhaben werden abschließend durch Gemeinden geregelt
    – politische Parteien finanzieren sich ausschließlich selbst
    – religiöse Gemeinschaften ebenfalls
    Nur einige Anregungen; da gibt’s bestimmt noch mehr.

    • Johann Klos

      Es ist für mich nicht nur vorstellbar sondern neben einer gesellschaftlichen gerechten Reichen sowie Erbschaftssteuer ein absolutes zukünftiges Muss zur Bewältigung der auf uns zukommenden Steuerausfälle bedingt durch einen weiter fortschreitenden Produktionsrückgang sowie Lohn und Gehaltsverfall welcher durch die Globalisierung drastische Züge annehmen wird. Immer vorausgesetzt das die Masse das Spiel des Turbokapitalismus weiter schön mitspielt und das Märchen vom ewigen Wirzschaftswachstum weiter träumt.

      • Nicht ganz den Punkt getroffen.

        Akzeptieren wir mal die Idee der Steuerausfälle, fangen aber vorne an.

        Wozu werden Steuern verwendet?
        Wie werden Steuern verwaltet?

        Der homo economicus ist keine Erfindung der Kapitalisten und auch nicht der Globalisierer, Im Gegenteil, der angewandte Sozialismus offenbarte sogar die erste effiziente Umsetzung: leere Regale für (fast) alle.

        Gerechte Reichensteuer: Hollande hat aufgegeben.

        Gerechte Erbschaftsteuer: ist der eigentliche Grund zur massiven Abwanderung vermögender Franzosen.

        Die Leute stimmen nun mal mit den Füssen ab. Essei denn man macht einen Zaun drum. Damit sind wir aber wieder beim angewandten Sozialismus un die Protektionisten können sich auch dran erwärmen. Grenzsoldat wird zum Hochrisikoberuf, da diese stetig „friendly fire“ ausgesetzt sind.

        • @Der

          Gebe Ihnen recht,@Der!

          Die Steuern erfinden war schon immer das Steckenpferd der Sozialisten.
          Nicht nur dies macht sie zu den Verlierern bei den so genannten Volksparteien!
          Es war einmal,so fangen alle Märchen an!
          Aber nicht nur diese,auch die anderen gefärbten Parteien sollten sich eines anderen besinnen,wollten sie weiterhin den Bürgern dienen und ein gerechtes Dasein bieten.
          Überall in der Welt ist der Unmut auf dem Vormarsch.
          Die Bürger werden des schlechten Regierens so müde,dass in vielen Ländern inverse Parteien mitregieren bzw andere grosse Probleme im Finden einer Qualition haben.
          Ein grosses Zeichen vom Wirrwar in der Politikszene z Zeit!
          Grosse Reden schwingen ist die Stärke der Politiker,und dabei den Bürger auspressen bis zum geht nicht mehr.
          Da hilft auch eine „Reichensteuer“ nicht mehr weiter!

          Höchstens werden diese Leute auch noch des Landes verjagt,so wie man es z Bspl in der DG mit all den Mittelständlern noch vor Jahren und heute noch macht(e)!
          Die zogen prompt ihre Schlüsse und zogen gen Luxemburg.

          Den Finanzministern und deren Fachkräfte gehen langsam aber sicher die zu besteuernden Motive aus,dermassen sind wir unter Druck.
          Die einzigen die gut leben in dem ganzen Wust,sind die Politiker selbst.
          Sie verdienen sich eine goldene Nase und dabei steuerten sie unser Land so nebenbei voll gegen die Wand!
          Belgien der Co-Leader Weltweit in der Wertung derStaatsverschuldung und den Steuergesetzen!
          Schon makaber,aber welch ein Glück das wir wenigstens im Fussball da mit halten können!
          Wogegen die Belgischen Politiker wohl eher in einer unteren Provinzklasse spielen dürften!1 Liga war einmal,schon lange her.
          Danach folgte Abstieg auf Abstieg.

          • Jürgen Margraff

            Aha, man erfährt hier so einiges – mal ’ne Frage waren es die Sozis die den Tax Shift einführten, waren es die Sozis die die MWSt auf Elektrizität erhöhten – und nebenbei, selbst unter dem Italopremier den wir zuletzt hatten,war das Steuerressort in blauen & nicht in roten Händen… Belgien ist nur zu helfen wenn die verflixte Regionalisierung abgeschafft wird, alle Staatsausgaben sind durch den Blödsinn ins Unendliche gestiegen, wir sind ein winziges Land und leisten uns mehr Minister als Russland oder die USA – wir kriegen Arithmetik schon in der Volksschule beigebracht, aber Politiker egal welcher Couleur legen als erstes ihre Mathematikkenntnisse ab, ausser wenn’s ums eigene Portemonnaie geht – da darf man schon mal Studienreisen nach Kalifornien machen, um zu sehen wie das dortige Parlament funktionniert – hat hierzulande eine Menschenseele dagegen gehalten & sind deswegen einige von unseren“Volks“vertretern die Bezüge gekürzt worden – nee, alles wie gehabt…

        • Johann Klos

          Über alle Bereiche der Steuerbetrachtung sind schon Unmengen von Veröffentlichungen erschienen sodass ich es allen erspare hierzu noch mein Unwissen kundzutun.

          Lediglich zum Prinzip einen Satz: Selbst ich als „Linker“ stehe für ein kollektives Umverteilungssystem welches fair empfunden werden sollte.
          Das heißt, dass ein Umbau vorgenommen werden sollte, in welchem derjenige Leistungen erhalten sollte, der nicht oder nur zu unzumutbaren Bedingungen für sich selbst sorgen kann. Was im Umkehrschluss auch bedeutet das Bedürftigkeit alleine noch nicht zu Ansprüchen berechtigt, sondern nur eine Bedürftigkeit, die nicht selbst verschuldet wurde, d.h. die durch Umstände hervorgerufen wurde, die jenseits der eigenen Kontrollierbarkeit liegen.
          Denke mit dieser Einstellung werde ich keine offene Türen einrennen bei meinen Mitstreitern.

  2. Réalité

    @Johann Klos

    Ich muss mich auch noch mal melden bei Ihnen,Herr Klos.
    Sie lesen schon hiervor und in sehr vielen anderen Themen was all die Leute über die heutigen Politik und ihrer „tiker und tikerinnen“ halten!
    Nicht sehr viel gutes jedenfalls!
    Aber sie leben noch!Trotz der vielen Feiern und der harten Arbeit,halten sie sich so gerade noch über Wasser.
    Das dies der Fall ist setzt dem ganzen die Krone auf.
    Sie wissen schon was ich meine!?
    Da kann man schon die Wut der Leute nach voll ziehn.
    Bankmanager ähnliche Diäten und dann jede Menge an sonstigem,und zum guten Schluss noch ein von Flocken gut gefülltes Ruhekissen zur Rente!
    Eine Schande gegenüber dem wirklich hart arbeitendem Volke!Schon genug und übermässig gerupft durch die hohe Steuerlast!
    Der Arbeiter muss lange fragen und manchmal streiken um seinen Lohn!
    Hier dieser Klub genehmigt sich das alles so unterm Tisch,ohne den Geldgeber zu fragen!Unerhört!
    Übrigens,ich warte noch immer auf eine Antwort von Ihnen (versprochene!) bzgl. der Rubrik „Politikverdrossenheit“ von vor einigen Wochen!

    Wünsch Ihnen einen schönenTag,Herr Klos!

  3. gerhards

    Leeve Jonge, wieder viel Text wobei euch der Herr Gerhards das ganz einfach erklären kann. Belgien ist nicht Griechenland. Niemand wird uns pleite gehen lassen und wir können uns noch selbst helfen. Die Flamen quasi die deutschen Belgiens, nicht beliebt aber deutlich effizienter als der Rest. Ich kaufe lokal und trinke lokal. Ich habe mir mein neues Hemd bei der Laden an der Lütticherstrasse gekauft , richtig schick sagt mein Vrouw. Der Fussball ist doch klar! Europameister in Frankreich werden und der Bekanntschaft in Deutschland dann auslachen. So ich muß los Sportschau läuft.

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