Reportagen

Grenzübergang Köpfchen ist keine Betonwüste mehr

Das renovierte belgische Zollhaus beherbergt eine Ausstellung von wechselnden Künstlern.

Über lange Jahre hinweg erweckte der Grenzübergang Köpfchen nur einen Eindruck: Betonwüste. Dank einer Interreg-Förderung ist dies teilweise Geschichte. Die Grenze zwischen Raeren und Aachen vibriert vor Aktivität.

Malerisch kann man den Grenzübergang immer noch nicht nennen. Beton und Autos überwiegen. Doch es gibt Lichtblicke: Einen roten Steg, der symbolisch die beiden Grenzhäuser verbindet. Das belgische Zollhaus mit seiner ständigen Ausstellung auf kleinstem Platz. Bunt angemalte Garagen, Holzkunstwerke. Das renovierte deutsche Zollhaus. An der Grenze finden die kulturelle Aktivitäten des KuKuK ihren festen Platz. Dies alles wurde dank einer Interreg-Förderung im Rahmen des Interreg IVA-Programms ermöglicht. Doch Ende 2012 lief die Förderung aus.

Jetzt sind die Ehrenamtlichen wieder dran

„Viele von uns machten sich Sorgen, ob dieses einzigartige Projekt auch weiterhin fortbestehen würde. Ohne die Interreg-Förderung konnten wir uns kein Personal mehr leisten“, berichtet Benjamin Fleig, als wir ihn in der gemütlich eingerichteten CaféBar des KuKuK treffen. Er ist die einzige Honorarkraft und für die professionelle Bespielung des belgischen Zollhauses verantwortlich.

Besucher während einer Veranstaltung auf der Terrasse des KuKuK.

Besucher während einer Veranstaltung auf der Terrasse des KuKuK.

Glücklicherweise hat sich seine Befürchtung nicht bewahrheitet. KuKuK bietet immer noch eine Vielzahl von Veranstaltungen an, nur sind diese anders organisiert als vorher.

„Die ganze Arbeit, die vorher von den Hauptamtlichen übernommen wurde, ist nun auf die Schultern von vielen Ehrenamtlern verteilt worden. Sie merken, sie können etwas bewirken und beteiligen sich gerne an den Projekten“, berichtet Michael Zobel, Waldpädagoge beim KuKuK: „Die Ausstellungen im belgischen Zollhaus sind bis Ende 2013 durchgeplant, und auch in den anderen Arbeitsgruppen sind die Leute sehr engagiert und motiviert. Sie merken, dass sie was erreichen.“

Benjamin Fleig meint sogar, dass „man richtig spürt, dass eine neue Energie da ist. Dank der Interreg-Förderung konnten wir die beiden Grenzhäuser renovieren und das KuKuK nachhaltig aufbauen. Jetzt sind die Ehrenamtlichen wieder dran.“

Die Geschichte des Interreg-Projektes Köpfchen

Das Interreg-Projekt „Belebung des Grenzübergangs Köpfchen“ startete 2011 mit den Bauarbeiten am Grenzübergang. Im Rahmen des Interreg-Projektes wurde die Fahrbahn erneuert, der rote Steg wurde angelegt, und „auf Initiative der Gemeinde Raeren wurde ebenfalls das belgische Zollhaus renoviert. Es ist schon fast ein Unikat und somit erhaltenswert, um den jungen Menschen eine Erinnerung an die ehemalige Grenzsituation zu hinterlassen, die unsere Region stark geprägt hat“, so Beatrice Peters vom Raerener Bauamt.

"KuKuK hat es geschafft, beide Seiten der Grenze miteinander zu verbinden."

„KuKuK hat es geschafft, beide Seiten der Grenze miteinander zu verbinden.“

Joelle Ramakers, die Interreg-Verantwortliche beim Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft, erklärt die Besonderheit des Projekts: „Die meisten Interreg-Projekte wollen Nachteile, die durch eine Grenze entstehen, abbauen. Hier ist es irgendwie umgekehrt, die Grenze sollte sichtbar und erlebbar werden, weil der Grenzübertritt mittlerweile so selbstverständlich geworden ist.“

Aus diesem Grund erhielt das KuKuK Gelder, um den Grenzübergang zwischen Eynatten und Aachen zu beleben. „KuKuK hat es geschafft, beide Seiten der Grenze miteinander zu verbinden. Durch sein Programm treffen sich am Grenzübergang Menschen aus der ganzen Euregio“, meint Beatrice Peters.

Zeitgleich mit dem Anfang der Straßenbauarbeiten kaufte das KuKuK, dank privater Partner, das deutsche Grenzhaus. Nach einer Renovierung ist das Haus nun ein „Kulturzentrum an der Grenze“, das Ausstellungen, Lesungen und vielen anderen Aktivitäten einen Platz bietet.

Benjamin Fleig sieht dies als große Chance, da „Nachwuchskünstler aus der Euregio die Möglichkeit haben, hier ihre Kunst entstehen zu lassen und auszustellen. Zudem ist das Projekt Katalysator für Lebensgeschichten. Wir wollen Leute miteinander verbinden und ihnen Kunst, Kultur, Natur und Geschichte näherbringen“.

Nicht nur Kultur, auch Tourismus

Zusätzlich lädt die CaféBar, die seit kurzem unter der Leitung von Frédéric Kever steht, nicht nur Kulturbegeisterte zum Verweilen ein. Auch der Tourismus hat seinen festen Platz.

Dank dem „RaerenerRadRundweg“ kann man von Köpfchen bis zum ehemaligen Raerener Bahnhof und darüber hinaus auf den RAVEL-Weg radeln. Zudem vereinfacht das Projekt „Grenzrouten“ dank neuer Wanderrouten und einer einheitlichen Beschilderung Wanderern das Leben. Dies sind kleine Beispiele dafür, wie europäische Gelder innerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft nachhaltig die Situation verbessern können.

(AnikoS Reportage-Reihe „Interreg in der DG“)

Mehr Informationen und das aktuelle Programm von KuKuk finden sie auf der Internetseite http://www.kukukandergrenze.eu. Mehr Informationen zu Interreg in der DG finden sie auf http://www.dglive.be/desktopdefault.aspx/tabid-108/373_read-32189/. Mehr Informationen zu AnikoS finden sie auf www.anikos.be.

 

2 Antworten auf “Grenzübergang Köpfchen ist keine Betonwüste mehr”

  1. Baudimont

    Ich finde es schade, dass nichts in französisch ist. Euregio Maas-Rhein umfasst die Gebiete um Aachen, Maastricht, Lüttich … Hier spricht man 3 europäische Sprachen: deutsch, niederländisch und französisch.
    Die Natur erwacht rund um Köpfchen !!! beobachten, spüren, hören, genießen.
    Aber die Speisen und Getränke sind nicht biologisch !!!

    • Zuerst einmal sollte man erwähnen, dass das hier die belgisch/deutsche Grenze ist, und nicht die zur Wallonie oder Holland.
      Die meisten Holländer sprechen abgesehen davon Deutsch.
      Anders herum könnte man sagen „schade, dass fast kein Betrieb auf der Herbesthaler Str. ordentliche Kundenbedienung in Deutscher Sprache vorsieht“.
      Da alles jedoch ehrenamtlich geregelt ist, Frau Baudimont, sollte man vorschlagen, einen ehrenamtlichen Übersetzer zu engagieren, der sich um Sprachenunabhängigkeit kümmert.
      Ich würde Sie sogar vorschlagen.

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