Kultur

„Fata Morgana“ im Eupener ikob-Museum

Ikob-Direktorin Maïté Vissault. Foto: Jannis Mattar

„Fata Morgana“ ist die erste Ausstellung, die Maïté Vissault, seit 2013 Leiterin des Eupener ikob-Museums für Zeitgenössische Kunst, eigenständig kuratiert. 17 Künstler aus Frankreich, Deutschland und Belgien sind noch bis zum 6. April in den Räumen am Eupener Rotenberg zu sehen. Sie vermitteln ein engagiertes und erlebnisreiches Panorama der zeitgenössischen Kunst.

„Das Thema Fata Morgana beschäftigt mich schon seit drei Jahren“, berichtet Maïté Vissault. Fata Morgana ist für sie eine Metapher für die „Erscheinung von anderen Räumen“ ebenso wie für die Kunst selbst, die nicht sofort eingängig ist.

Fata Morgana ikobDie Künstler wollen den Betrachter immer wieder an den Rand seines Realitätsverständnisses bringen, um ihm neue, ungeahnte Dimensionen zu erschließen. Das ist schon harte Kost, auf die die Besucher sich einlassen müssen, und erfordert einige Zeit.

Bizarr und monströs

Im ikob-Foyer verwirren drei Tische mit eigenartigen Gegenständen: eine elektrische Zahnbürste, ein Gefäß mit Schrauben und ein Wust von Tonbändern. Der Brüsseler Künstler Freek Wambacq erzählt damit eine Geschichte, die genau zum Motto „Fata Morgana“ passt.

Die Objekte auf den Tischen nutzen Geräuschmacher, um Filme akustisch zu untermalen. Die elektrische Zahnbürste klingt bei entsprechender Aufnahmetechnik wie ein Erdbeben, das Rascheln der Tonbänder hört sich an wie ein Sturm, der in die Baumgipfel fährt, und die geschüttelten Schrauben evozieren die Geräuschkulisse von niederprasselndem Regen. Eine perfekte Einstimmung in das Thema der Ausstellung, weil die banalen Objekte zusätzliche Bilder im Kopf des Betrachters auslösen.

Foto: Andreas Maria Fohr

Foto: Andreas Maria Fohr

Im oberen Bereich des ikob, unmittelbar nach dem Treppenaufgang, wird der Besucher von einem großen Bild des Brüsseler Künstlers Emmanuel van der Auwera empfangen, der in Eupen kein Unbekannter mehr ist.

Wie in dem italienischen Monstergarten von Bomarzo erwartet den Betrachter eine geheimnisvolle Grotte, die sich beim Nähertreten zu einem spinnennetzartigen Gewebe auflöst – das Ergebnis einer speziellen Aufnahmetechnik. Das Foto weist über die zunächst wahrgenommene Realität hinaus.

Bizarr und monströs geht es weiter. Die riesige Installation der Neusser Künstlerin Isa Melsheimer stellt eine Tsunami-Schutzstation in Indonesien dar. Aus dem Hintergrund droht eine riesige Welle in Form von Plastikplanen.

Gegensatz von Natur und Technik

Die Zerstörung der Natur, aber auch der Zivilisation durch Mensch und Technik zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung.

Foto: Andreas Maria Fohr

Foto: Andreas Maria Fohr

Das gilt auch für das beeindruckende Video des Löwener Künstlers Wim Catrysse, der ein Rudel wilder Hunde zeigt, die gegen einen aufziehenden Wüstensturm ankämpfen. Im Hintergrund donnern schwere Militärlaster über eine Pistenroute in Kuwait. Der Gegensatz von Natur und Technik könnte nicht größer sein.

Ikob-Präsident Walter Mießen erinnerte bei der Vernissage an ein Zitat des Schweizer Künstlers Paul Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Das gilt insbesondere für diese Ausstellung, die viel Zeit erfordert und dem Besucher einiges abverlangt.

ULRICH KÖLSCH

„Fata Morgana“ ist täglich von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. An jedem ersten Mittwoch im Monat ist der Eintritt frei. Öffentliche Führungen ebenfalls an jedem ersten Mittwoch im Monat von 19.00 bis 20.00 Uhr.

Internet: www.ikob.be

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34 Antworten auf “„Fata Morgana“ im Eupener ikob-Museum”

  1. Aequitas@Veritas

    Frage an die Gönner solcher geistreichen Veranstaltungen.

    Wie hoch sind die durch den Steuerzahler zu finanzierenden Kosten für solche fragwürdigen „Kunstausstellungen“?

    Sind nicht gerade in Zeiten wo das Geld nicht mehr auf der Strasse liegt solche Geldvernichtungsschleudern vom moralischen Standpunkt überhaupt noch zu rechtfertigen?

  2. Réalité

    Ja!
    Sie beiden Kommentatoren hier vor mir,Sie haben wahrscheinlich recht!
    Aber nicht das IKOB Management ist schuld,sondern die Frau Ministerin,die da unsere Steuergelder verbuttert!Viel geistreiches hat das Ikob bis heute geboten!Nicht unter der Regie Fr.Feidler,un,d unter der neuen Regie scheint „Kontinuität“ gesichert zu sein!Ich erinnere mich noch gut an „diese offenen Scheunen“ von vor Jahren!Mein Gott….was ein Schrott….!?
    Natürlich ist Kunst Ansichtssache….und nicht jeder sieht gerne Picasso…..aber liebe Leute….geht was selektiver mit unsern € um….denn es könnte auch mal „Ende der Vorstellung“ sein….!
    Wieder mal die Frage:
    müssen wir überhaupt sowas haben!??
    Da können wir uns wohl in der Nähe viel besseres anschaun,in Aachen-Maastricht u Liège z Bspl,und uns das „Ikob Geld“ sparen bzw in viel bessere Sachen investieren!

    • Nichts kapiert

      es ist schon traurig, was man hier wieder an unqualifizierten Kommentaren lesen muss. Drei Leute, die offensichtlich nie in ihrer Jugend Kunstunterricht gehabt haben, aber maulen müssen. Bezeichnenderweise sind in der Presse nur Lobeshymnen zu lesen, von der Libre Belgique bis zur Aachener Presse. Nur weil man was nicht kapiert, heißt es nicht, dass etwas schlecht ist. Das IKOB ist nicht zuletzt für die zahlreichen Schulklassen, die dieses Angebot wahrnehmen, von einem unschätzbaren Mehrwert. Sollen die auch alle nach Aachen oder Lüttich fahren? Wo ist denn der Unterschied zwischen der Kunst, die dort geboten wird, und der, die das Ikob zeigt??? Ach ja, über die offenen Scheunen hat sogar das ZDF lobend berichtet, aber OD-Kommentatoren haben die Weisheit offensichtlich mit dem Schaumlöffel gefressen. Mit solch einer Einstellung ist Provinzialität garantiert. Der Standort Ostbelgien dankt aber solchen Einrichtungen wie dem IKOB, Kunst ist keine Ansichtssache. Wir können es auch darauf anlegen, dass alle Unternehmen lieber nach Aachen oder Lüttich ziehen. Am besten Ostbelgien dann noch umzäunen und überdachen. Wie sagt Dieter Nuhr: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten

      • Aequitas@Veritas

        Nichts kapiert,

        Selbständiger Unternehmer scheinen Sie ja nicht zu sein.

        Der Standort ist hier total irrelevant.

        Kultur wie Sie sie verstehen ist ein Gewächs aus erwirtschafteten Gewinnen der Industrie.

        Sinken diese oder brechen sogar weg muss als allererstes an solchen Nebensächlichkeiten gespart werden oder Sie gründen einen Verein der dann solche „Kunst“ über Spendeneinnahmen finanziert.

        Somit bezog sich meine Kritik nicht auf das IKOB.

        Übrigens Kunst ist immer eine Ansichtssache und erwirtschaftet keinen Mehrwert.

      • Hobby-Philosoph

        Ludwig Wittgenstein: „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen, und was nicht gesagt werden kann, darüber soolte man schweigen“. Das gilt auch für diese „Künstler“.

          • Hobby-Philosoph

            Welche Ausgabe der Vorsokratiker? Die bei Kröner, von Capelle herausgegeben – die habe ich gerade vor Augen? „Ignoranti, quem portum petat, nullus suus ventus est“ (Seneca)
            Wittgenstein zitiere ich hier gewiss nicht aus dem Kontext.

      • Nur weil die ostbelgischen Schulen die Ausstellungen im IKOB besuchen, müssen diese noch lange nicht Kunst zeigen! Für viele Schulen hat der Museumsbesuch Alibifunktion. Siehe Agora: Auch dort wurden jahrelang Schüler hingeschleppt, und verstanden rein gar nichts! Zum Glück gibt es jetzt Theaterpädagogen, die die Themen der Stücke vorher mit den Schülern bearbeiten. Kunst? Das vermag ich nicht zu beantworten.
        Für mich sind aufgeblasene Käfer oder Kostüme der Blauen Funken im Glaskasten, wie sie im IKOB zu sehen sind bzw waren, keine Kunst. Natürlich schwimmt die Presse mit auf der „Möchtegernwelle“ der Kunstverständigen. Das ist nicht nur in Ostbelgien so.
        Und wenn Ex-Königin Paola ihren Palastplafond mit Hunderttausenden Panzern von Skarabäuskäfern pflastert, von einem bekannten belgischen Künstler, dann ist das für mich noch lange keine Kunst – im Gegenteil – auch wenn man mir das noch so hartnäckig als solche verkaufen will.

        • Shakespeare

          Nur weil es für Sie keine Kunst ist, heißt es ja noch lange nicht, dass es für andere nicht doch Kunst sein kann. (Oder sind Sie der Nabel der Welt?)
          Jetzt würde mich einmal interessieren, was für Sie denn Kunst ist?

          • Hobby-Philosoph

            @Shakespeare und @Observer= IRONIE! (Bin mit Ihnen!!!) Doch, Kust wird wie alles andere in unserer Gesellschaft, in GELD bewertet ;-)) Hinter einem Stillleben, z Bsp (ja ja, ich kenne die kustgeschichtliche Debatte von vor beinhae 200 Jahren, ob Kunst denn NAchahmung sein soll usw.) steckt richtige Kunst, also eine Fertigkeit; wenn man einen Eimer Farbe auf eine Leinwand wirft ist dies bloss die Verkörperung einer Idee, eines Konzeptes – daher auch mein Kommentar der „geistigen MAsturbation“. Der Gipfel des Ekels in diesen Sachen sind die „Kunstformen“ „Performance“ und „Installation“ – brennen sollte das, ja, so entartet ist das! In der oben genannten Dichotomie liegt der Kern des ganzen Problems mit der „modernen“ „Kunst“… Abstraktion ist bis zu einem gewissen Grad in Ordnung, i.e. BRANCUSI (ein sehr schönes, kleines Museum in Paris, direkt am Centre Beaubourg). Figuration und Abstraktion wie bei einem FRANK AUERBACH gefällt mir sogar. Hab‘ ihn mal hier in London sogar getroffen. Aber die „moderne“ „Kunst“ ist zu 99% Scharlatanerie.

          • @Shakespeare:
            Ich habe ja bewusst ausschließlich von mir selbst geschrieben. Wenn Sie meine Bemerkung aufmerksam gelesen haben, haben Sie das sicher bemerkt! Keine Angst, zwischen dem röhrenden Hirsch und den Skarabäuskäfern oder den „Regen machenden Schrauben“ – wie sie übrigens im Akkustikmilieu (Film und Radio) so oder ähnlich seit jeher benutzt werden – gibt es für mich ein „Dazwischen“. Aber das sollte jeder mit sich selbst ausmachen, was für ihn Kunst ist. Ich bin nur gegen allgemeine Volksverdummung auf angeblich hohem Niveau, die mir vorschreiben will, was ich für Kunst zu halten habe – und mich andernfalls mitleidig belächelt!

    • Es ist Geld SATT im Kultur???-Ministerium: ALLE Schulen der DG erhalten regelmäßig mehrmals im Jahr per Post vom IKOB den unmöglichsten Quatsch zu den unmöglichsten Ausstellungen zugeschickt. Wenn man bedenkt, dass z.B. Elternräte die Schulhofspielplätze selbst finanzieren müssen, ein weiteres Unding !

      • Hobby-Philosoph

        So ist es. Aber mit einem Kinderspielplatz kann man die Leute nicht so einfach blenden und indoktrinieren… In Kettenis fehlen die, was, EUR 10000 für den Spielplatz; aber man wirft über 200 Millionen aus für Firlefanz. Und die Notrufzentrale für Feuerwehr und Krankenwagen kann nicht finanziert werden. Wenn ich noch in Eupen lebte würde ich mir überlegen, mal den einen oder anderen Verantworlichen zu… (mehr als beschimpfen)
        Aber nein, bin ja nicht mehr da; also, weiter beruhigt so machen und geistig masturbieren, bitte!

      • Aequitas&Veritas

        Immer das gleiche mit euch aus dem nichtproduzierenden Gewerbe.
        Die Frage lautete: ist im Zeitalter wo selbst kein Geld für die Straßenausbesserung mehr vorhanden ist es noch Zeitgemäß solche Ausstellungen durch überwiegende Finanzspritzen aus Steuergelder zu finanzieren.
        Hier die Schreiber als provinziell darzustellen ist einfach billig.

  3. Hobby-Philosoph

    Noch nirgendwo auf der Welt, und ich bin viel gereist, auf vielen Kontinenten unterwegs gewesen, habe ich solch dumme „Kunstwerke“, nichtssagende „Kunst“ und prätentiösen Schnick-Schnack gesehen wie beim IKOB. Die Verantwortlichen, und auch die Künstler selbst, und nicht zuletzt die Beführworter dieses pseudo-Museums bilden sich wohl Avant-Garde zu sein oder sowas. Ekelhaft, Geistige Masturbation. Dass damit viel Geld verpulvert wird ist skandalös. Das Gebäude, eine ekelhafte Konstruktion, hat mehr Sinn und Charme als der ausgestellte Firlefanz… Passt aber zu Eupen und seiner möchtegern Elite, die das Bein immer höher hebt. Haupstadt! Also muss „Kultur“ her!
    „You’re just pissin‘ in the wind!“, wie Neil Young singt…

  4. Eupenpicasso

    Also Ehrlich , diese sogenannten „Kunstpropheten“ scheinen auch noch den Schwachsinn zu glauben , den sie uns da zum besten geben . Was da im IKOB uns als Kunst verkauft wird , ist absoluter Schwachsinn.
    Irgendwie haben wir alle etwas falsch gemacht , denn im Prinzip steckt ja in jedem von uns ein “ Künstler „.
    Man muß die “ Kunstwerke “ nur irgendwie als Kunst verkaufen , und da bietet sich das IKOB ja geradezu als ideale Plattform an .
    Unvergessen die abenteuerlichen Erklärungen eines Francis Feidler .

  5. Réalité

    Wie so vieles in unserm Kleingliedstaat,ist ganz sicher das IKOB zu gross geraten!
    Man will so ziemlich alles anbieten was so „ein Staat“ anzubieten hat….jedoch man schafft es nicht!Das ist auch ganz normal,denn es gilt nach wie vor die Regel:
    -AUSKOMMEN MIT DEM EINKOMMEN!
    Daran kommt selbst die Kunst nicht dran vorbei,denn Qualität hat eben seinen Preis!
    Wie gesagt:
    Müssen wir unbedingt sowas haben…..!???

  6. Observer

    Es muss schon erlaubt sein, Kunst und Kultur kritisch zu hinterfragen. Der Unterschied zum Sport ist, dass im Sport Können und Erfolge messbar sein, in der Kunst aber nicht. Wer kritisch nachfragt oder ein Kunstwerk infrage stellt, bekommt zu hören, dass er von diesen Dingen ja keine Ahnung habe.

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