Zwischenruf

Belgiens Fußball wird von Nullen regiert

François De Keersmaecker ist ein stets freundlicher Mann. Er lächelt quasi ständig. Das Problem ist nur, dass es mit ihm als Präsident des belgischen Fußballverbandes im Glashaus an der Avenue Houba de Strooper in Brüssel nichts zu lachen gibt. Seit 2006 ist der Flame Verbandsvorsitzender – und niemand vermag zu sagen, wie dieser Mann es so weit bringen konnte. Denn Sie können in Fußballkreisen mit vielen Leuten sprechen, die meisten werden Ihnen eines bestätigen: De Keersmaecker ist inkompetent – eine Katastrophe für den belgischen Fußball.

Der Rechtsanwalt aus Willebroek bei Antwerpen kann indes nicht die einzige Null an der Spitze des belgischen Fußballverbandes sein, denn sonst wäre er nicht gewählt worden. Präsident wird man als Null nur, wenn man von anderen Nullen gewählt wird.

So erfolgreich die belgische Fußball-Nationalmannschaft ist, die Verbandsführung ist ein Haufen von Amateuren.

Kaum war De Keersmaecker für weitere zwei Jahre im Präsidentenamt bestätigt worden, brachte ein flämischer Journalist geradezu skandalöse Dinge ans Tageslicht. Es geht um Geldverschwendung. Einige exorbitante Rechnungen wurden an die Presse übermittelt.

Sportmediziner und Trainerassistent im Zwielicht

Ein Sportmediziner reiste angeblich im Auftrag des Fußballverbandes zu einem Kongress nach London und logierte dort in einem Luxushotel zum Zimmerpreis von 500 Euro pro Nacht.

Vital Borkelmans, Assistent von Nationaltrainer Marc Wilmots, begab sich zwecks Spielerbeobachtung zu einem Fußballspiel nach Chelsea und ließ sich zum Stadion an der Stamford Bridge für 600 Euro hin und zurück fahren. Der Journalist Peter Vandenbempt (VRT-Sporza) zahlte für die gleiche Fahrt insgesamt 45 Euro.

François De Keersmaecker, Präsident des belgischen Fußballverbandes. Foto: dpa

François De Keersmaecker, Präsident des belgischen Fußballverbandes. Foto: dpa

Konditionstrainer Mario Innaurato zahlte ebenfalls im Rahmen einer Scoutingmission beim Spiel zwischen Juventus Turin und Monaco, bei dem er Nationalspieler Yannick Ferreira-Carrasco beobachtete, in einem Hotel 500 Euro pro Nacht.

Ähnliche Fälle von Verschwendung waren nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien publik geworden, wo man es u.a. versäumte, eine Hotelreservierung zu stornieren, weswegen die belgische Delegation eine horrende Geldstrafe aufgebrummt bekam. Das Missmanagement während der WM führte später zum Rücktritt des Generalsekretärs des Verbandes, Steven Martens.

Nun geht der Schlendrian also weiter, auch wenn De Keersmaecker nach seiner sehr knappen Wiederwahl Besserung gelobte, woran aber niemand zu glauben wagt. Die jüngste Reform des belgischen Fußballs zeigt ja auch, dass das Maß an Inkompetenz offensichtlich noch nicht ganz ausgeschöpft wurde.

Trotz nachweislicher Inkompetenz wiedergewählt

Ähnlich wie FIFA-Präsident Sepp Blatter jahrelang nur wegen der Unterstützung der Verbände von Afrika und Asien an der Macht bleiben konnte, hat De Keersmaecker den Amateurclubs zu verdanken, dass er trotz nachweislicher Inkompetenz immer noch Vorsitzender des belgischen Fußballverbandes ist.

Solange nämlich De Keersmaecker Präsident ist, haben die Amateurvereine der Union Belge in den Entscheidungsgremien ein größeres Gewicht als die Profis (Amateure haben 14 von 22 Stimmen, die Proficlubs nur deren 8).

Es ist fast wie in der Politik oder auch in manchen Unternehmen, vor allem im öffentlichen Dienst: Manchmal musst du eine Null sein, um Karriere zu machen…

GERARD CREMER

19 Antworten auf “Belgiens Fußball wird von Nullen regiert”

    • Ostbelgien Direkt

      @Alemannia4ever: Die Wiederwahl von De Keersmaecker war am Wochenende, die Fälle von Geldverschwendung sind ebenfalls erst jetzt bekannt geworden. Thema in allen belgischen Medien. Gruß

      • „So erfolgreich die belgische Fußball-Nationalmannschaft ist, die Verbandsführung ist ein Haufen von Amateuren.“

        Herr Cremer (Achtung Ironie):

        Bitte nicht die Unfähigkeit einiger Protagonisten im belg.Fussball gleich mit
        dem Wort „Amateuren“ betiteln! Es gibt viele sog.“Amateur-Vereine“ deren Verantwortliche einen ordentlichen Job machen. Mit den von Ihnen zurecht erwähnten „Nullen“ verglichen zu werden, stellt eine Beleidigung der ehrenamtlichen „Amateure“ dar!

  1. Marc Van Houtte

    Es scheint fast Überal der Fall zu sein Nullen machen diesen Sport als Funktionär.
    Einer der wenigen mit Rückhalt war doch der Engländer der auf ein Amt unter Blatter verzichtet hat.
    Haben wir da nicht noch einen dessen Sohn zufällig in Krankenhaus von Katar eine neue Stelle hat?
    Bei unseren Nachbarn ist es ja auch nicht besser der KAISER hat ja auch in Katar nichts gesehen und wenn es umbehaglich wird kann er halt kein Englisch.

  2. Rote Teufel "Ist Belgien"

    Und jetzt kam raus das einige der Co-Leute vom Wimots u a der Vital Borckelmans,sich super teure Hotels geleistet hatten.So locker 5-600 €/Nacht.Sind solche Abzocker wie man sie in einigen Branchen begegnet.
    Wohl einzigartig in der Welt,die Mehrheitssituation beim Belg.Verband.Etwa vergleichbar wie bei der FIFA.Da haben die Fidschi Inseln die selbe Stimme wie der DFB mit über 7 Millionen Aktiven.Übrigens mit all dem was letztes Jahr schief lief beim URBSFA musste De Keersmacker weg vom Fenster.Bei denen ist es genau so wie bei der Politik.Die leisten sich auch schnitzer auf schnitzer,sehen das aber nicht ein.

    • „…..sich super teure Hotels geleistet hatten.So locker 5-600 €/Nacht“

      Vielleicht war noch „etwas“ in dem Preis mit einbegriffen, worüber nicht gesprochen wird.
      Das würde das ganze, was den „Preis“ anbetrifft, relativieren…..

  3. Antiaspire

    Schon und deutlich und absolut richtig: Auch wenn es auf Funktionärsebene weltweit oft übel zugeht, wird der belg. Fußball von einem besonders üblen Gruselkabinett regiert, sowohl die URBSFA als auch die geldgeile Profileague (sh. Schwachsinnsreform 16/17). Das (wieder) so ungemein viel Talent im belg. Fußball zu finden ist, verdanken wir sicherlich der exzellenten Arbeit der großen Ausbildungszentren in Genk, Lüttich, Bxl und Lille. Dass die jungen Talente so rasch wie möglich das Weite suchen, ist nur verständlich.

  4. gerhards

    Aber wieder mal sehr interessant. Vor der WM in Brasilien galten wir als Geheimtipp und die Begeisterung während der WM für unser Team war riesig, allerdings nur in Belgien selbst, doch kurze Zeit später soll alles wieder schlecht sein.

    • Bitte nichts verwechseln, werter gerhards!
      Die Begeisterung für die Mannschaft war da, übrigens nicht nur in Belgien! Selbst die (teilweise )sonst für ihr arrogantes Gehabe bekannten Medien in D haben das Team lobend hervorgehoben. Das hatte aber nichts mit bestimmten Funktionären zu tun, die auf Kosten des Verbandes, nach gutem Essen, satt und rülpsend sich die Spiele vor Ort angeschaut haben…..

  5. Der Fisch stinkt immer zuerst am Kopf.
    Wenn De Keersmaeker wiedergewählt wurde, dann nur, weil die Leute, die für ihn stimmten, in irgendeiner Weise in den letzten 8 Jahren seiner Amtszeit davon profitiert haben. Schon alleine die Tatsache, dass er überhaupt noch wiedergewählt werden konnte, zeugt von der Inkompetenz des Verbandes. Eine Amtszeit + eine Wiederwahl = 4 Jahre. Das reicht, danach müßten die Statuten abgeändert werden, damit nicht die gleiche Person gleich 4 Mal wiedergewählt werden kann. Aber wer sind wir um über solche Dinge zu entscheiden….

    • Réalité

      Richtig,Gebauer!
      Die machen sich genau wie in der Politik ihre Nester selber voll!Nur wir kônnen uns bei denen noch selbst helfen und gehen nicht mehr zur Urne.
      Und dann die lachhafte Aufteilung der Delegierten beim Verband.Die Amateure haben die Oberhand.Fast so ein Ding wie bei der FIFA.

  6. Mischutka

    Ich habe ganz vergessen, hierzu etwas los zu werden :
    Wegen des warmes Wetters, verbunden mit öfterem Duschen, hatte ich die Haare noch nass, als ich davon einige Tropfen Wasser in die Augen bekam. Das ist nichts ungewöhnliches. ABER :
    Ich hatte mich dadurch prompt „verlesen“, nämlich das „l“ (von „Nullen“) mit einem „t“ verwechselt….. „Ach, das auch noch“ war mein erster Gedanke…..
    MfG.

  7. Wie läuft das denn bei einem Verein? Da gibt es Leute die sind zu allem bereit und zu nix zu gebrauchen. Hinzu kommt vielleicht noch ein Drang zur Selbstdarstellung. Was macht man mit solchen Leuten? Man delegiert sie zum Verband. Da treffen sich also in schöner Regelmässigkeit die Trottel aller Vereine und wählen ihren Häuptling. Die Frage die sich mir stellt lautet:“ Ist François De Keersmaecker der Einäugige unter den Blinden?“ Wie auch immer, wer nur die Schwachmaten zum Verband delegiert braucht sich nicht zu wundern wenn er von Schwachmaten regiert wird.

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