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Vor dem Referendum: „Austritt Schottlands aus Großbritannien hätte Folgen für Europa“

Ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen in Schottland" steht auf einem Parkplatz der A1 an der englisch-schottischen Grenze in der Nähe von Berwick-upon-Tweed. Foto: dpa

Am kommenden Donnerstag blickt ganz Europa nach Schottland. Am 18. September findet das Referendum über den Austritt aus dem Vereinigten Königreich statt. Eine Mehrheit für das „Yes“ zur Unabhängigkeit könnte separatistischen Bestrebungen in anderen Teilen Europas Auftrieb geben.

Die Befürworter der Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien sehen sich im Aufwind: Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagen 51% „Yes“ zur Unabhängigkeit Schottlands. Vor vier Wochen waren es nur 43%, Anfang August sogar nur 39% der Befragten.

Da derzeit knapp 20% der Stimmberechtigten unentschlossen sind, ist der Ausgang des Referendums noch nicht absehbar. Die Anhänger beider Lager mobilisieren in diesen letzten Tagen vor dem Referendum ihre letzten Kräfte.

Zum Vergrößern Bild anklicken. Grafik: dpa

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„Der Austritt Schottlands aus dem Vereinigten Königreich hätte erhebliche Folgen für Europa“, schrieb die Zeitung „Die Welt“. Für England hätte eine Mehrheit für das „Ja“ zur Unabhängigkeit Schottlands in jedem Fall wirtschaftliche Folgen, denn fast alle Rohöl- und Gasvorkommen Großbritanniens liegen in Schottland. Das Pfund würde laut Experten erheblich geschwächt. Und das einst so mächtige Vereinigte Königreich würde noch kleiner.

Insbesondere die britische Hochfinanz sowie Erzkonservative aller Art machen in diesen letzten Tagen vor dem Referendum Stimmung für das „Nein“ zur Unabhängigkeit Schottlands. Gegen das „Ja“ werden Katastrophenszenarien bemüht. Den Anhängern der Separatisten wird gehörig Angst gemacht.

Signalwirkung hätte eine Mehrheit für die Unabhängigkeit Schottlands auf jeden Fall für diverse separatistische Bestrebungen in Europa, insbesondere in Katalonien, aber auch im Baskenland, auf Korsika und …in Flandern. (cre)

HINWEIS: Der Bericht über das Referendum in Schottland am 18. September wird in den nächsten Tagen stetig ergänzt und aktualisiert.

 

20 Antworten auf “Vor dem Referendum: „Austritt Schottlands aus Großbritannien hätte Folgen für Europa“”

    • Mischutka

      @ Separatismus :
      Was hat Schottland mit der DG zu tun ? Im Moment noch nichts – aber die sind wohl scharf auf einige DG-Minister (& Co.), weil die sich so gut in Herumreiserei, Empfänge und Verschönerung alter Gebäude auskennen. Und den Beziehungen in der ganzen Welt.
      MfG.

  1. Ich hätte solche Hochachtung für die Schotten, wenn sie am Donnerstag ihre Abspaltung beschliessen würden! Es wäre ein Sieg auf so vielen Ebenen die den Regierungen Europas ein Zeichen setzen würden.

  2. marcel scholzen (eimerscheid)

    Die Zentralfrage lautet : Was haben die Menschen von der Unabhängigkeit ? Ich glaube nicht viel. Die Alltagsprobleme würden ergänzt durch Ungewissheit. Denn bis jetzt ist ja noch nichts geregelt. Wenn die Schotten für eine Unabhängigkeit stimmen würden, müssten erst Verhandlungen stattfinden, um die Unabhängigkeit zu regeln. Und das Ergebnis hängt vom Verhandlungsgeschickt der Beteiliigten ab. Mehr Autonomie hätte es auch getan. Gescheiterte Staaten gibt es auf der Welt genug. Auch in Europa.. Eine Un-Mission zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Schottischen Hochland wäre eine Riesenblamage für Europa.

    Hier ein Link zum Thema :

    http://ffp.statesindex.org/rankings-2013-sortable

    • Jackie Stewart

      Herr Scholzen, als die Tschechoslowakei aufgelöst wurde in Tschechien und Slowakei, dachte jeder, die Slowakei werde ihre Unabhängigkeit teuer zu stehen kommen. Das Gegenteil war der Fall. Unter dem Dach der EU könnte selbst die DG als unabhängiger Staat überleben.

      • Réalité

        @Jackie Stewart

        -Glaube ich wohl nicht Herr Stewart!

        Mit unserm Schuldenhochwasser hätten wir wohl sehr schnell die „E.U.Troika“ zu Besuch!

        -Das wissen unsere „Bänkerminister“ nur zu gut,und sind so schlau treu und redlich auf die Staatsdotationen zu hoffen…..wenn es denn so bliebe…..!???

      • marcel scholzen (eimerscheid)

        Werter Herr Stewart. Einen Eu-Staat kann man nicht mehr 100 Prozent unabhängig bezeichnen, weil viele Kompetenzen an die EU abgetreten wurden. Darum macht die Unabhängigjkeit keinen Sinn. Ob Schottland als Teil Grossbritaniens oder als unabhängiger Staat Teil der EU ist, ist „Pott wie Deckel“.

        Auch in einer unabhängigen DG wäre ich noch immer der gleiche Mensch mit den gleichen Problemen.

  3. Frankenbernd

    Es geht doch bei den Auswirkungen einer evtl. Unabhaengigkeit gar nicht um die DG. Selbstaendiger Staat? So ein Quatsch. Selbst wenn wie ich befuerchte, NVA das flandrische Unabhaengigkeitsdesaster wieder anfeuern wird wenn die Schotten sich wirklich aus GB verabschieden, stellt sich fuer uns in OB doch eher die Frage, ‚zu wem‘ oder ‚mit wem‘ in Belgien oder ausserhalb wir uns bewegen werden. Diese Frage (insbesondere die eines evtl. ‚Wiederanschlusses“ an D) ist in diesem wie anderen Foren schon lange und sehr emotional diskutiert worden)

  4. Michael Klütgens

    Da ich aktuell in Schottland (Aberdeen) bin, wo ich mein Erasmus-Semester verbringe, kann ich zum Thema das Eine oder Andere sagen.

    Schottlands Regierung wirbt vehement für eine Abspaltung, um eigenständig zu sein und nicht Großbritannien finanziell unterstützen zu müssen. Tatsächlich wäre es rein finanziell ein riesiger Vorteil, die Abspaltung zu beschließen, und mit den großen Ölvorkommen Handel zu betreiben. Allerdings habe ich in einigen Gesprächen mit Studenten und jungen Leuten erfahren, dass die Abspaltung auch große Risiken birgt. So ist der Bankensektor in Schottland eng mit dem aus GB verknüpft und müsste im Falle der Unabhängigkeit komplett alleine auf eigenen Beinen stehen. Ob das funktioniert, ist nicht so wirklich sicher. Wenn man sich genauer mit der YES Kampagne beschäftigt, stellt man fest, dass es gerade die Menschen sind, die die Unabhängigkeit wollen, die in den 80ern unter Margeret Thatcher gelebt haben.
    Kurzinfo: Zu dieser Zeit experimentierte England mit der Kopfsteuer in Schottland herum, was sehr starke Proteste und einen regelrechten „Thatcher-Hass“ zur Folge hatte.

    Es ergibt sich der Eindruck, dass die YES Partei mehr mit allbekannten Fakten (Öl, Regierungskompetenzen) und dem Hass der Leute auf England spielt, als mit tiefgründigen Werten. Es kommt etwas oberflächlich herüber. Ein lustiges Beispiel ist das von der Yes-Kampagne herausgegebene „Bluebook“ (einer Brochüre). Es wirbt groß mit der Überschrift: „Dinge, die nicht in den Zeitungen stehen“. Leider sind im Quellenverzeichnis die Zeitung Guardian und Wikipedia die Hauptquellen…

    Das führt dazu, dass Studenten und informierte junge Erwachsene gen „NO“ tendieren, ohne mit England oder der „No-Party“ zu sym­pa­thi­sie­ren. Diese Leute (zumindest die, mit denen ich gesprochen habe…) wollen das Land nicht isolieren und eher die wirtschaftliche Stabilität wahren, anstatt mit der Brechstange nach einer eigenen starken Position zu gieren. Vor diesem Hintergrund habe ich auch, wenngleich ich nicht abstimmen darf, meine Position geändert: Schottland ist ein wirklich wunderbares Land, mit ganz tollen Möglichkeiten und einer interessanten Kultur. Sollte die Unabhängigkeit zum 24. März 2016 beschlossen werden, so hoffe ich, dass es gutgeht und man das Land auf dem richtigen Kurs hält. Sollte ein NO gevotet werden, so wäre das auch keine Katastrophe, denn die Jahre des aktiven Hasses sind vorbei und man kann zusammenarbeiten.

  5. Magengeschwür

    Ich habe gerade bei mir zuhause auf meinem „eigenen“ Grundstück ein Referendum mit allen Beteiligten zur Abspaltung von Belgien und der Gemeinde XXXXX in Ostbelgien durchgeführt. Mit einer Vier-Viertel-Mehrheit wurde der Freistaat YYYYYY ins Leben gerufen. Also lasst mich ab morgen mit eurer Kadaster-, Mehrwert-, Einkommens-, Sozial-, Luxus-, Köperschafts-, KFZ-, Mineralöl-, Energie-, Tabak-, Gewerbe-, Vermögens-, Erbschafts-, Kapitalertrags-, Akzisen-, Sabam-, Uhrheberrechts-, Verpackungs-,… und was es sonst noch für Steuern gibt in Ruhe ! Danke.

  6. gerhards

    Das ein solches Referendum hier übel aufschlägt war klar.
    Da unsere Politiker, Beamten und sonstige Staatsangestellte ihr Geld aus der Wallonie beziehen, ist oder war diese Reaktion logisch.
    Wir hatten ja unsere „Wahl “ 1920, lachhaft.

  7. Ich kann ja verstehen, dass Katalonien von Spanien weg will, Flandern zumindest die Bindung an Belgien lockern will, dass Norditalien die Geduld mit dem Süden verliert, aber was will Schottland ohne England? Das Erdöl in der Nordsee geht langsam zu Ende und selbst wenn es nie zu Ende ging, ließen sich damit auf Dauer keine Labourvorhaben finanzieren. Das Ganze kommt mir vor als würde sich die Wallonie von Belgien lösen wollen.

  8. Seit dem Altertum, dem Mittelalter und der Neuzeit nach der franz. Revolution wurden Völker unterjocht und erniedrigt.

    Die herrschenden Machthaber müssen begreifen , dass ihre Zeit vorbei ist und dass man ihre Lügen und Unterdrückungen nicht mehr akzeptiert.

    Wir wollen Freiheit für alle Menschen und Volksgruppen welche sich von anderen Mitbürgern unterdrückt fühlen.

    Auch in Belgien erleben wir die Arroganz
    der herrschenden wallonischen Klasse. Warum weigert man sich immer wieder auch nur minimale Forderungen der DG zu akzeptieren.

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