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Adieu, Marc Wilmots? – Kritiker: „Kein Fortschritt seit der WM 2014“

Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots (weißes Hemd) und sein Trainerstab bei der EM 2016 in Frankreich. Foto: Shutterstock

Schwere Zeiten für Marc Wilmots, den Trainer der belgischen Nationalelf, nach dem enttäuschenden Ausscheiden gegen Wales am Freitag (siehe Bericht an anderer Stelle). Schon nach dem ersten Spiel gegen Italien hatte der 47-jährige in der Kritik gestanden, die dann verstummt ist, jetzt aber wieder zunnimmt.

Unmittelbar nach dem bitteren 1:3 von Lille musste der Trainer die erste Frage nach seinem Rücktritt beantworten. „Ich werde meine Entscheidung nach der Europameisterschaft treffen, nicht jetzt direkt nach dem Spiel. Dafür fließt jetzt noch zu viel Adrenalin“, sagte der tief enttäuschte und sichtlich angeschlagene Schalker Ex-Profi.

Vorgeworfen werden Wilmots schon lange Defizite im taktischen Bereich. Vor allem aber monierten Kritiker wie Eddy Snelders und Franky Van der Elst, die Fußballexperte bei der VRT, dass sich die Nationalmannschaft seit dem Aus im Viertelfinale gegen Argentinien bei der WM 2014 in Brasilien nicht wirklich weiterentwickelt habe, dass keine Fortschritte erkennbar seien.

Eine andere Frage, die sich stellt: Stehen die Spieler noch hinter Wilmots? Wenn man Torhüter Thibaut Courtois hört, der schon nach der Auftaktniederlage gegen Italien die Schwächen im taktischen Bereich beanstandet hatte, dann hat man nicht den Eindruck, dass alle Roten Teufel noch zu ihrem Coach stehen.

Courtois erweckte sogar den Eindruck, der Wortführer einer Clique von Aufständischen im Kader zu sein. „Wir hatten die gleiche taktische Aufstellung wie gegen Italien – und wieder hat es nicht funktioniert“, wetterte der Torhüter vom FC Chelsea. Ob Wilmots geht? „Das müssen Sie ihn selbst fragen“, meinte er und klagte: „So eine Chance bekommen wir nie wieder.“

Belgiens Nationaltorhüter Thibaut Courtois: Wortführer der Aufständischen? Foto: Shutterstock

Belgiens Nationaltorhüter Thibaut Courtois: Wortführer der Aufständischen? Foto: Shutterstock

Wilmots mochte seinem Torhüter die Kritik nicht übelnehmen. „Ich kann ihn verstehen, wenn er das kurz nach dem Spiel sagt. Ich bin aber jemand, der nach dem Spiel erst einmal die Temperatur sinken lässt“, sagte er: „Ich werde die Sache sicher später mit ihm besprechen können.“

„Ich bin kein Magier. Du kannst Erfahrung nicht ersetzen“, betonte Wilmots und verwies auf die Ausfälle in der Abwehr: „Ich kann den jungen Spielern keinen Vorwurf machen. Wir haben Fehler gemacht, die wir nicht hätten machen müssen.“

In Belgien wurde derweil bereits der Stab über Wilmots bereits gebrochen. „Die EM ist für die Teufel ein Reinfall: Wilmots muss gehen!“, schrieb „La Dernière Heure“. Die Tageszeitung „La Libre“ titelte: „Das Abenteuer der Teufel findet gegen die Waliser ein Ende. Ist das Schicksal von Wilmots besiegelt?“ Und „Het Laatste Nieuws“ schrieb: „Was für ein Abgang! Wales lässt den belgischen Traum platzen. Adieu, Wilmots?“

Auch RTBF-Kommentator Rodrigo Beenkens ging am Ende seiner Live-Übertragung aus Lille am Freitagabend davon aus, dass nach dieser Niederlage gegen Wales Wilmots wohl seinen Platz räumen müsse.

„Stand heute will ich nicht zurücktreten. Aber es ist auf jeden Fall alles möglich“, so Wilmots in Lille. Sein Vertrag läuft bis 2018.

In einer Pressemitteilung teilte der belgische Fußballverband am Samstag mit, nichts überstürzen zu wollen. „Nach Absprache mit dem Präsidenten und dem Präsidenten der technischen Kommission wurde beschlossen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Man wolle jedoch die kommenden Wochen dazu nutzen, „sorgfältige Untersuchungen zum sportlichen und operationellen Funktionieren der Nationalmannschaft“ durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Prüfung würden mitgeteilt, sobald sie vorliegen. „Doch das muss nicht in den kommenden Tagen geschehen“, hieß es. (cre)

Siehe auch Artikel „1:3 – Rote Teufel scheitern an Wales und sind raus!“

„5. Public Viewing: Aus der Traum [Fotogalerie]“

24 Antworten auf “Adieu, Marc Wilmots? – Kritiker: „Kein Fortschritt seit der WM 2014“”

  1. Wenn ein Trainer versucht, eine Niederlage wie die gegen Wales mehr oder weniger schön zu reden, dann ist das eigentlich ein Zeichen, dass der Trainer nicht mehr mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen steht. Besser wäre also, er geht. Ich würde einen ausländischen Trainer holen. Eric Gerets wird überschätzt, der ist sowieso in Rente. Michel Preud’homme wäre auch gut, hat aber schon gesagt, dass er in Brügge bleiben wird.

  2. Pensionierter Bauer

    Wilmots muss bleiben !
    Er und kein anderer hat Belgien nach fünf verpassten Turnieren wieder auf der internationalen Bühne gebracht . Ich sehe z.Zt. auch keine fähige Alternative . Wenn sich im belgischen Fussball etwas ändern muss , dann auf Vereinsebene , es müssen unbedingt wieder deutlich mehr Belgier in den beiden obersten Klassen zum Einsatz kommen .

    • Politikmuell

      Richtig, kein anderer ist besser, natürlich ist immer sofort der Trainer in der Kritik, er kann ja wohl die Tore nicht selbst schiessen, die Mannschaft hat versagt, nicht der Trainer, der hat in den vergangenen 4 Jahren gute Arbeit geleistet. Die Presse sollte sich Mal selbst in Frage stellen

  3. Der dicke Heintz

    Ehrlich , Marc Wilmots und Guy Thys waren bis jetzt die besten Nationaltrainer , die Belgien aufzubieten hatte . Als Spieler konnte keiner Wilmots das Wasser reichen , ob in Belgien oder in Schalke und er kämpfte bis am Rande seiner Möglichkeiten . Dieser Mann hat es nicht verdient jetzt so durch den Kakau gezogen zu werden .

  4. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZINFO: In einer Pressemitteilung teilte der belgische Fußballverband am Samstag mit, in Bezug auf eine Entscheidung in der Trainerfrage nichts überstürzen zu wollen. Man wolle „keine voreiligen Schlüsse ziehen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Man wolle jedoch die kommenden Wochen dazu nutzen, „sorgfältige Untersuchungen zum sportlichen und operationellen Funktionieren der Nationalmannschaft“ durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Prüfung würden mitgeteilt, sobald sie vorliegen. „Doch das muss nicht in den kommenden Tagen geschehen“, hieß es.

  5. die Wahrheit

    Jesus ereilte damals das gleiche Schicksal, zuerst HOCHGEJUBELT und später von dern GLEICHEN VERRÄTER ans Kreuz genagelt. Und so ist es auch mit dem armen Wilmots. Er hat seine Schuldigkeit getan, jetzt muss er gehen. Undank ist der Welt Lohn.

  6. Ich finde dieses ständige Herumhacken auf Wimots nicht korrekt. Erst unter seiner Leitung ist die belgische Fussballnationalelf das geworden was sie heute ist. Allein ihn verantwortlich zu machen für die negative Leistungsbilanz bei der EM ist einfach nicht fair. Unabhängig von den Absagen wegen Verletzung haben auch gewisse Leistungsträger wie De Bruyne, Lukaku, Carasco nicht an ihre normalen Leistungen anknüpfen können. Der Trainer kann nur Anweisungen geben die dann von den Spielern umgesetzt werden müssen. Wie oft konnte man am TV verfolgen, wie der Trainer Anweisungen gab, „höher“ zu spielen, aufzurücken, aber nichts degleichen geschah. Auch von den Spieern hätte ich mir mehr Kreativität erhofft. Nur auf schnelle Konter zu hoffen war in meinen Augen etws wenig. Die Schuld am scheitern trägt zu einem Grossteil auch die Mannschaft. Da müssen einige „Stars“ mal von ihrem hohen Ross herrunter. Nur Spitzenprämien im Vergleich zu anderen Mannschaften mit dem Fussballbund aushandeln kann doch nicht alles sein.

  7. Wilmots muss weg! Wieso?:
    – Seit der WM 2014 keine Weiterentwicklung der Mannschaft!
    – Noch immer keine Stammformation gefunden! Im rechten Mittelfeld fing zunächst De Bruyne, dann Carrasco, dann Mertens, dann Mertens und schliesslich wieder Carrasco an!
    – Im ersten Spiel begann Ciman das Spiel, obwohl er keine schlechte Partie spielte gegen Italien, wurde er durch Meunier ersetzt, was im Nachhinein sicherlich eine gute Entscheidung war. ABER wieso fing Ciman dann überhaupt erst im ersten Spiel an?
    – Gegen Wales Carrasco in der Halbzeitpause durch Fellaini zu ersetzen hat auch niemand verstanden!
    – Beim Stand von 2-1 bis zur 83. Minute zu warten bevor man einen weiteren Stürmer bringt ist auch schwer nachvollziehbar!
    – Er spricht nach dem Wales-Spiel von fehlender Erfahrung die uns schlussendlich das Spiel gekostet hat… Jetzt frage ich mich nur wann und wo Wales denn in den letzten Jahren die international Erfahrung gesammelt hat?

    Wilmots war der richtige Mann zur richtigen Zeit, eher Motivator als Trainer. Aber er ist nicht derjenige der uns weiterbringt. Ausserdem finde ich dass er in letzter Zeit sehr arrogant rüberkommt, vor allem wenn er öffentlich mit Schalke verhandelt!

    Alternativen gibt es, Hein Vanhaezebroeck und Francky Dury sind beide taktisch sehr versiert und auch Preud’homme wäre eine Steigerung. Ralf Rangnick wäre auch ein Kandidat, wobei es wohl fast unmöglich sein wird ihn bei RB Leipzig loszueisen! In der Kategorie verfügbar aber wohl zu teuer: Rafael Benitez, Laurent Blanc,…

  8. Taktik hin, Taktik her. Um in Belgien als Trainer bestehen zu können muss du vor der Taktik zuerst mal hinbekommen, dass du 11 Wallonen und Flamen findest, die auf dem Platz aufeinander eingehen und sich vertragen. Besteht die Mannschaft aus zu vielen Wallonen, zerreissen dich die flämischen „Fachleute“. Falls umgekehrt versuchen dir die wallonischen Sportjournalisten bei jeder Gelegenheit daraus einen Strick zu drehen. Erst wenn das Gleichgewicht zwischen Flamen und Wallonen stimmt und du die richtigen Männer gefunden hast, die bereit sind dir zu folgen und sich für das Land voll und ganz einzusetzen, kannst du mit taktischen Varianten beginnen.
    Allein auf Taktik fokussiert kommst du als Nationaltrainer im belgischen Fussball nicht weit.

    • Réalité

      Nun, Herr Cheftrainer Fink,
      rechnen Sie uns mal vor in der selben Manier und Taktik wie hiervor, unser Kleingliedstaat, dessen Ministerposten, alle Parlamentarier, sowie dazu all das angegliederte Fussvolk auf den Ersatzbänken, all dies im realen Verhältnis zu den anderen beiden von Ihnen genannten Mannschaften!
      Gespannt auf Ihre Trainigs-, bzw Rechenmethoden, verbleiben wir mit sportlichen Grüssen und sind sehr gespannt auf Ihr taktisches Konzept auf dem Spickzettel!?
      Übrigens, spielen da unsere Presseleute gegeneinander, oder sind es nicht doch ganz einfache Fussballer?!
      Waren Sie etwa zu lange in der Schweiz, auf der EM der Bergdörfer? Zu viel Höhenluft geatmet, oder zu hohe Berge gesehn? Mit Ihnen als Bundestrainer, dat jibt nix Herr Fink. Sie brauchen sich da keine Hoffnungen zu machen.

      • Wüsste nicht wo ich mich in irgendeiner Form als Trainer beworben hätte. Habe mir nur erlaubt, meine Meinung zur entfachten Trainerdiskussion hier im Forum zu äussern.
        Auf ihren restlichen Kommentar lohnt es sich nicht, auch nur ansatzweise darauf einzugehen.

  9. Geronimo

    Die jetzige belgische Mannschaft kann man mit einem Hochleistunsmotor vergleichen, alles edle und hochempfindliche Teile, gewartet von einen Hinterhofmechaniker, das kann nicht gut gehen. 2014 hätte man schon reagieren müssen, wenn er jetzt noch bleibt wird die goldene Generation in der Versenkung verschwinden ohne je was zustande gebracht zu haben. Die einzelne Akteure sind in der normalen Meisterschaft Topleute gewohnt, da kann unser Willi nicht mitreden. Spätestens nach den Verhandlungen mit Schalke, wo seine Arroganz richtig schön zu tragen kam, ist das Vertrauen der Mannschaft in ihm dahin, gut zu sehen an der Körpersprache der Akteure untereinander.

    • @ Ran

      Angesehen davon das den der belgische Verband nicht bezahlen kann frage ich mich wieviele mittelmässige spanische Fußballer ihr einbürgern wollt damit Pep eine, in seinen Augen konkurrenzfähige, Mannschaft zusammen bekommt?

  10. Da siehste mal

    Natürlich ist der Trainer alles Schuld… Lukaku war ziemlich schlecht, genau wie De Bruyne und auch Andere, und die Abwehr hatte 4 Verletzte/Gelbgesperrte im Spiel gegen Wales… ist das Wilmots seine Schuld ??? NEIN !

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